Isartod
drückte auf die Aus-Taste. Die Handwerkskammer wartete. Förderung des regionalen Mittelstands. Genau das würde ISARIA bedeuten. Er nahm sich vor, Müller vom Umweltministerium noch mal zu bearbeiten. Nicht auszudenken, wenn die Sache rauskommt!
TOTES KAPITAL
Noch jemand zeigte reges Interesse an dem Zeitungsfoto der unbekannten Toten: Elena Sorkia, die Chefin vom Escortservice Mondo 6 . Exquisite Adresse in der Pasinger Villengegend.
Elena hatte die TZ vor sich auf dem Schreibtisch und sprach mit einem ihrer Angestellten: »Unsere liebe Olga. Und ich denken, sie zurück in Heimat, mit Taschen voll von Geld. Wie ungerecht. Die Gute. Aber totes Kapital, man sagt so, Peter, oder?«
»Kommt drauf an«, entgegnete der Angesprochene, ein blondes Handtuch mit stahlgrauen Augen. Sehnig. Wie Putin in XS .
»Was wir machen in solchem Fall, Peter?«
»Der Kunde bezahlt den Schaden. Plus Aufschlag.«
»Ware kaputt. 100 000 Euro. Kommt er billig weg. Nimmst du Leonid mit.«
»Leo… Manchmal ist er so … aufbrausend.«
»Ja. Soll Graf richtig Angst machen.«
EIN TELEFONAT VOLL EMOTION
Es kostete Haslbeck viel Überwindung, seinen Schwiegersohn anzurufen. Seine Nerven lagen blank. Als er ihn erreichte, fiel er mit der Tür ins Haus: »Du hast doch gesagt, dass die Frau nie wieder auftaucht! Jetzt ist ihr Foto in jeder Zeitung!«
Patzer war bester Laune. »Eduard, schön, dass du anrufst. Ja, das Foto. Ist ja ein Ding! Das tut mir leid. Künstlerpech. Sicher kannst du nie sein. Äußerst unangenehm. Zu dumm. Jetzt ermittelt die Mordkommission.«
»Es war kein Mord! Es war ein Unfall.«
»Und warum habt ihr dann nicht einfach den Krankenwagen gerufen?«
»Sie war ja schon tot. Was hätte das gebracht?«
»’ne Menge Ärger.«
»Du hast gesagt, die Leiche ist weg. Auf Nimmerwiedersehen.«
»Weißt du, es ist ja eigentlich egal, ob die Leiche gefunden wurde oder nicht«, erklärte Patzer ungerührt. »Niemand kennt die Frau, niemand vermisst sie. Außer vielleicht die Agentur. Und die werden den Marktwert schon wissen. Wundert mich eh, dass die sich nicht bei euch gemeldet haben. Also, das bisschen Kleingeld können du und deine Freunde bestimmt zusammenkratzen. Und falls nicht, dann greife ich dir natürlich gern unter die Arme.«
»Darum geht es nicht.«
»Ich weiß. Weißt du, was der eigentliche Knackpunkt ist? Dass ich von der Sache weiß. Und für mich ist das Gold wert.«
»Ich gebe den Baugrund nicht her.«
»Das wirst du wohl tun müssen. Und du wirst deine Spezln im Umweltministerium dazu bringen, dass sie die Pläne absegnen.«
»Ausgeschlossen.«
»O doch. Du bist schachmatt. Am Ende.« Patzer legte auf.
Haslbeck starrte den Hörer an. Patzer hatte recht. Er war am Ende. Er sah aus dem Fenster. Über den glitzernden Fluss, die dunkelgrünen Wälder, zur Bergkette der Alpen. Die ganze Schönheit. Er hatte alles verspielt. Er trug die Verantwortung. Er hatte sich hinreißen lassen. All die Jahre. Die Sünde. Das Begehren. Der Schmutz.Irgendwann musste etwas passieren. Was sollte er tun? Patzer würde über Leichen gehen. Warum hatte er sich mit ihm eingelassen?
Seine Tochter – konnte er ihr vertrauen? »Nein, Katrin steht zu mir. Natürlich!« Haslbeck hatte es ganz klar vor Augen. Er würde Buße tun. Und seinen Nachlass neu regeln. Das alles durfte nicht Patzer in die Hände fallen.
NOCH EIN TELEFONAT VOLL EMOTION
Patzers Handy klingelte. »Ja?«
»Ich bin’s, Steinle.«
»Altes Haus, alles im grünen Bereich?«
»Rat mal, wer mich gerade angerufen hat.«
»Der alte Haslbeck? Will er das Erbe seiner Tochter vor dem bösen Patzer schützen?«
»Du Hellseher. Er will das Land dem Bund Naturschutz überschreiben. Katrin soll nur die Burg bekommen.«
»Hm. Das ist schlecht. Was machen wir? Katrin hab ich im Griff. Aber ich brauch das Land. Wann macht er das mit der Überschreibung?«
»Er kommt morgen vorbei.«
»Was? Morgen schon?«
»Jetzt werd mal nicht panisch. Mich bewegt was ganz anderes: Wenn er jetzt sein Testament ändert, was bedeutet das? Ich mein, er ist jetzt siebzig.«
»Was meinst du damit?«
»Na ja, wonach klingt das? Hast du ihn unter Druck gesetzt? Die Sache mit der Wasserleiche?«
»Die aus der Zeitung?«
»Mann, Patzer! Tu nicht so ahnungslos. Dass die Frau da gefunden wurde, ist der pure Zufall. Ich lach mich tot! Du bist echt ein Mistkerl. Damit wir ganz klar sind: Du übst jetzt keinen Druck auf ihn aus.«
»Aber wir können es doch nicht so laufen
Weitere Kostenlose Bücher