Isartod
stopp! So normal sind die auch wieder nicht. Oberkommissar Klaus Hummel hat eine ganz neue Theorie …
Hummel schüttelte den Kopf. Dieser Achtzigerjahre-Fernsehfimmel. Viel zu retro. Gab’s doch ganz andere Sachen inzwischen. Und das mit der bizarren Mordserie? Klang ja wie aus einem Comic. Tom & Jerry oder so. Würde kein Mensch glauben. Nein, so ging das auch nicht. Hummel klappte nachdenklich sein Tagebuch zu. Er stand auf und spähte in den Kühlschrank. Ein Bier und eine angerissene Packung Scheibenkäse.
ENDLICH EIN HINWEIS
Neuer Tag, neues Glück. Das Bild von der Stadionleiche in der Zeitung sorgte für ziemlichen Wirbel. Viele Anrufe, viele Hinweise. Hummel legte nach einem längeren Telefonat auf und rief die anderen zusammen. »Der Chef von einem italienischen Lokal sagt, dass sein Kellner nicht zur Arbeit erschienen ist, und er glaubt, dass der Typ in der Zeitung ihm ähnlich sieht.«
»Wie heißt der Laden?«, fragte Mader.
» Centrale. So ein Edelitaliener in der Schellingstraße.«
DISKRETION
»Haben Sie reserviert?«, fragte Paolo, Chef des Centrale .
»Nein, wir …«
»Tutto completto. Tut mir leid. Möchten Sie für kommende Woche vorbestellen?«
»So lange können wir nicht warten. Mader, Kriminalpolizei. Haben Sie uns angerufen?«
»Oh, scusi. Si, ich habe telefoniert.«
»Können wir in Ruhe sprechen?«
Sie setzten sich an den großen Tisch hinter der Garderobe. Ein Kellner war dort mit Serviettenfalten beschäftigt, eine Küchenhilfe polierte gerade Besteck. Paolo machte eine flüchtige Handbewegung. Verschwindibus.
Mader erzählte ihm vom Toten beim Stadion und zeigte Paolo die Bilder. Paolo schlug sich die Hand vor den Mund.
»Haben Sie die Privatadresse von Luigi?«
»Natürlich. Amalienstraße 379.«
MR. LOVERLOVER
Im Präsidium.
»Wo ist Doris?«, fragte Mader.
»In der Gerichtsmedizin«, sagte Hummel. »Bei Dr. Fleischer.«
»Schon wieder. Metzger unter sich«, witzelte Zankl.
Mader zog die Augenbrauen hoch.
»Ich hab Luigi Volantes Bude noch mal genau unter die Lupe genommen«, berichtete Zankl. »Ist ja so ’ne Art schicker Bumssalon. Wie bei James Bond, also beim alten. Wasserbett mit allen Schikanen. Muss man sich beim Sex nicht mal selbst bewegen. Uh-lala-uh!« Er ließ die Hüften kreisen. »Wir sollten das Motiv Eifersucht nicht vergessen. Der Typ war so eine Art Latin Lover. Einer dieser heißen Südländer, bei dem die Frauen nicht an sich halten können.«
»Zankl, Ihre Ausdrucksweise ist unterirdisch«, sagte Mader. »Und unser Mörder ein gehörnter Ehemann? Quatsch! Wegen einer Affäre zerlegt jemand den Gigolo doch nicht in seine Einzelteile. Und wenn – Ihre These ist nichts wert, wenn wir nicht wissen, wer die Geliebte ist, wer der gehörnte Ehemann.«
Zankl zog ein Foto aus der Brusttasche. »Voilà! Hab ich aus der Wohnung von Volante.«
Hummel und Mader betrachteten das Foto.
»Ich dachte zuerst, es wäre eine Postkarte. Nein, es ist ein Foto, selbst geknipst. Fragen wir doch mal im Centrale , wer das ist.«
Mader nickte. »Nicht schlecht, Zankl. Hummel, haben Sie noch was rausgekriegt? Was sagen die Nachbarn? Hat gestern jemand was gehört?«
Hummel schüttelte den Kopf. »Nein, gar nichts. Schonlänger nicht. Die direkte Nachbarin hat gemeint, dass er noch im Urlaub ist.«
»Gestern hätte er zurück sein sollen, sagte sein Chef. Haben Sie das noch nicht geprüft? Hummel, wir gehen nochmal ins Centrale. Und nehmen Sie das Bild von der Lady mit. Vielleicht kennt sie ja einer da. Zankl, Doris hilft Ihnen, wenn sie von der Fleischer zurück ist.«
DISKRETION
Schellingstraße. Früher Abend. Hummel parkte den Wagen ein. »Wär’s nicht besser gewesen, Sie nehmen Zankl mit? Er hat doch das Bild gefunden.«
»Er soll sich mal mit Doris zusammenraufen.«
»Raufen ist das richtige Wort.«
Im Centrale saß Paolo vor einem Espresso und starrte ins Leere. Er blickte auf, als Mader und Hummel das Lokal betraten.
»Sagen Sie, Paolo, kennen Sie diese Frau?« Mader hielt ihm das Foto aus Luigis Apartment hin. Paolo setzte seine Brille auf und betrachtete das Bild.
»Das war in Luigis Wohnung«, erklärte Mader.
»Signora Patzer. Ist Frau von Stammkunden, sehr guter Kunde, Dottore Patzer …«
»Weiß ihr Mann von der Beziehung?«
»Nein. Bestimmt nicht. Ich habe Luigi gewarnt. Dottore Patzer kann sein sehr … emotional.«
»Das wäre ich auch in einem solchen Fall.«
Paolo deutete auf die freien Tische. »Prego, seien Sie meine Gäste.
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