Isartod
dass da wer unterwegs ist. Die erzählt ja nicht mal Mader was!«
»Versuch’s doch mal positiv zu sehen. Sie hat eine interessante Verbindung geknüpft und ein paar schöne Indizien. Statt dass du sagst: ›Sauber, endlich geht was!‹, moserst du bloß rum.«
»Merkst du nicht, wie sie einen Keil zwischen uns treibt? Ich hab den Eindruck, dass dir unsere Niederbayernqueen komplett den Verstand vernebelt.«
»Danke für die Fürsorge. Aber jetzt gehst du besser heim zu deiner Oberbayernqueen. Zeig ihr, dass du auch mal nett zu einer Frau sein kannst.«
LULU
Katrin zuckte zusammen, als ihr Mann das Paradise Lost betrat. Patzer! Woher …? Nein, nicht Patzer. Doch der Mann sah aus wie Patzer, wie alle Patzers dieser Welt. Trenchcoat, Aktenkoffer. Er stach durchs Lokal, zum Tresen, wechselte drei Worte mit dem Wirt und deutete neben die Toiletten. Wirt nickte. Trenchcoatmann gibt Wirt Umschlag. Umschlag verschwindet unterm Tresen. Abgang Trenchcoatmann.
Das Ganze dauerte gerade mal so lange wie das Intro von Hells Bells , das soeben durch die Boxen rollte. Als sich die Gäste auf ein Armdrücken zwischen Jakko und einem Typen mit Nilpferdgesicht konzentrierten, war es Zeit für Lulu, c’est moi. Katrin steuerte auf die Toilettenzu. Niemand beachtete sie. Der Wirt spülte Gläser. Halbes Auge auf die Wettkämpfer an Jakkos Tisch.
Katrin ging aufs Klo – oder eben nicht. Tür daneben. Privat. Ein dunkler Gang. Am Ende ein Lichtspalt. Katrin tastete sich vor und drückte die Klinke, ohne zu klopfen. Die Tür führte zum Hof. Eine gelbe Lampe erleuchtete fadenscheinig Lagerhallen und ein aufgelassenes Fabrikgebäude. Enttäuscht zog sie die Tür wieder zu.
Im Lokal empfing sie das Gejohle von Jakkos Gang. Endspurt beim Armdrücken. Das Nilpferdgesicht war kurz vor dem Sieg. Jakkos Ellbogen war nur wenige Zentimeter von der Tischplatte entfernt. Der Wirt war nervös. Falls das Nilpferd gewinnen sollte, würden Jakkos Kumpel alles kurz und klein schlagen. Jakkos Gesicht war eine Feuerqualle, Schweiß flutete seine Kalbskäseporen. Auch das Nilpferd schwitzte. Noch ein paar Zentimeter. Nilpferd grinste. Jakko riss mit einem Stöhnen das Ruder herum, Nilpferdarm krachte auf Tischplatte, Jakkos Kumpel jubelten, Nilpferd weinte vor Schmerzen. Jakko brüllte: »Lokalrunde!« Alle johlten. Was für ein Abend!
Franz betrat den Gastraum durch den Toilettengang. Er kam an den Tresen. Der Wirt stellte eine Flasche Bushmills und zwei Gläser auf den Tresen und schenkte daumenbreit ein. Franz nahm ein Glas. Sie prosteten sich zu.
»Wo ist der Kunde?«, fragte Franz.
»Dahinten. Eine sie.« Er nickte zu Katrins Tisch.
»Hey, Leute, ich brauch ’nen Killer«, gröhlte Jakko und hängte sich zu Franz an den Tresen.
»Halt die Klappe!«, pfiff ihn der Wirt an. Er schenkte auch ihm ein Glas Bushmills ein und schob ihn weg. Jakko stolperte zurück zu seinen Freunden.
Franz überlegte kurz, dann sagte er zum Wirt: »Sag ihr, morgen um fünf Uhr, hier.« Er kippte das Glas und verschwand durch den Windfang, hinaus in die Nacht.
Kiss knallte aus den Boxen: »I was made for loving you, baby …«
PHANTOM
Vormittags. Präsidium. Hummel sah nachdenklich aus dem Bürofenster, über die Dächer der Nachbargebäude. Sein Kopf brummte.
»Und, wie war dein Abend noch?«, fragte Zankl.
Hummel kratzte sich am Kopf. »Wie soll er schon gewesen sein? Ruhig. Und deiner? Hast du deiner Frau jetzt endlich die Unterwäsche gegeben?«
»Woher weißt du das?«
»Ich hab’s in deinen Augen gelesen. Und?«
»Zwiespältig. Erst war sie misstrauisch. Von wegen: wo ich das jetzt herhab, ob sie mir so zu langweilig ist?«
»Und dann hast du ihr von Gaby erzählt?«
»Wohl kaum! Wie klingt das, wenn ich sag, dass wir solche Dessous an einer Wasserleiche gefunden haben? Ich hab gesagt, dass ich das in einer Zeitschrift gesehen hab.«
»Und hat’s ihr dann gefallen?«
»Theoretisch schon. Praktisch hat’s das Zeug in sich. Erst ist Conny kaum reingekommen. Hat aber hammermäßig ausgesehen! Rausgekommen ist sie dann allerdings auch fast nicht mehr.«
Hummel lachte. »Müsst ihr noch üben.«
»Sozusagen. Sorry noch mal wegen gestern. Hab ich überreagiert.«
»Das musst du Dosi sagen.«
»Ja, mach ich bei Gelegenheit. Wo ist sie denn?«
»Hat zwei Tage frei, ist in Passau.«
»Na ja, vielleicht bleibt sie da ja. Soll ja sehr schön sein.«
»Du altes Arsch!«
»Welch edel Wort an diesem garstig Ort?«, knurrte Mader durch die
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