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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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auszuschlagen, die sich uns durch Garmok bietet. Mit Schiff und Pferd würden wir Wochen für eine Entfernung vergeuden, die er in einem halben Tag zurücklegen kann. Unser Auftrag ist zu wichtig. Ich schlage daher vor, dass wir gleich nach Felins Krönung abfliegen. Heute Abend dann errichten wir ein Lager, in dem ich mich so lange ausruhe, bis ich den zukünftigen Strapazen gewachsen bin. Was haltet ihr davon?«
    Gimbar blickte Yomi an und tuschelte hinter vorgehaltener Hand, aber so, dass ihn Yonathan noch verstehen konnte: »Was meinst du? Will er uns reinlegen?«
    Yomi zuckte die Achseln und ließ Yonathan nicht aus den Augen. »Könnte natürlich sein. Er ist ziemlich gerissen.«
    »Könntet ihr vielleicht ein einziges Mal ernst sein?«, fuhr Yonathan verärgert dazwischen.
    »Und du wirst das Lager wirklich nicht eher verlassen, als bis du dich erholt hast?«, setzte Gimbar nach.
    »Ich wiederhole mich nicht gern.«
    »Unter einer Bedingung.«
    Yonathan verdrehte die Augen zur Decke und seufzte. »Und die wäre?«
    »Nach der Krönung wird erst etwas gegessen.«
    Die Kaiserin erlitt den zweiten Zusammenbruch an diesem Tag. Die Beisetzung ihres Erstgeborenen war so schmucklos wie diejenige ihres Gatten gewesen, aber die schlichte Krönung Felins gab ihr dann den Rest.
    Wie schon sein Bruder hatte auch Felin darauf verzichtet, im großen Thronsaal des Sedin-Palastes zum Kaiser ausgerufen zu werden. Jede größere Krönungsfeier wäre eine unannehmbare Respektlosigkeit, so Felin. Der Tod seines Vaters, des Bruders und all der tapferen Kämpfer auf den Mauern der Stadt seien ein schlechter Anlass für Freudenfeiern. Er bestand auf einer bescheidenen Zeremonie, bei der Yonathan seinen Segen sprechen und ein Gebet an Yehwoh richten sollte. Die engsten Berater des letzten Kaisers – soweit sie noch lebten – scharten sich um den Thron im Saal der Rechtsprechung. Hinzu kamen Felins Mutter, einige Freunde wie Scheli, Schelima und ihre Kinder, der alte Glasmachermeister Belvin sowie Yamina.
    Yamina hatte einen Ehrenplatz, gleich neben der schluchzenden Kaisermutter. Ihr langes, ultramarinfarbenes Kleid passte hervorragend zu dem glatten, schwarzen Haar und ihre Schönheit zog während der Krönungszeremonie immer wieder den Blick Felins auf sich.
    Yonathan konnte beobachten, dass seine ehemalige Reisegefährtin den Augen des jungen Herrschers mindestens ebenso viel Interesse entgegenbrachte.
    Felin schien sich innerlich gefangen zu haben. Jahrelang hatte er unter der Benachteiligung durch seinen Vater gelitten und war schließlich zu einem ernsten jungen Mann mit stets traurigen Augen geworden. Der plötzliche Verlust von Vater und Bruder hatten ihm eine große Verantwortung aufgebürdet. Felin hatte dringend Trost gebraucht. Und anscheinend hatte Yonathan ihm genau diesen auf Drachenschwingen herbeigeschafft – wie gut, dass Yamina so beharrlich gewesen war. Sollte sich zwischen dem jungen Kaiser und der Prinzessin der Ostleute tatsächlich eine engere Beziehung entwickeln, war dies sicherlich das schönste Geschenk, das seinen beiden Gefährten zuteil werden konnte.
    Das Essen nach der Krönung glich einer erweiterten Ratssitzung. Es wurden die Ereignisse der vergangenen Tage besprochen und Pläne für die nächste Zukunft geschmiedet. Die Stimmung war zwar nicht ausgelassen – der Tod geliebter oder zumindest geachteter Menschen beschäftigte die Anwesenden noch viel zu sehr –, doch auf Felins ausdrücklichen Wunsch hin konzentrierte man sich auf die erfreulichen Dinge, zumal die Belagerung durch das temánahische Heer nach der Vernichtung des Auges zusammengebrochen war.
    Gurgi hatte gespürt, dass sich die Gefühlslage der Menschen gebessert hatte, und dies zum Anlass genommen, um an der langen Tafel ein ums andere Mal auf Beutezug zu gehen. Wenn sich eine Delikatesse nicht erbetteln ließ, wurde sie listenreich erobert – ganz zum Vergnügen der kleinen Aischa und ihres Bruders Schelibar. Gimbar genoss die Zeit mit seiner Familie wie einen seltenen Wein. Yonathan hatte ihm angeboten in Cedanor bei Frau und Kindern zu bleiben, aber er war nicht davon abzubringen gewesen, ihn so lange zu begleiten, »bis das letzte Auge Bar-Hazzats ausgelöscht ist«.
    Yamina verzichtete mit ungewohnter Bereitwilligkeit auf eine Weiterreise. Bithya dagegen erwies sich als schwierigerer Fall. Sie hätte Yonathan am liebsten ans Krankenbett gekettet. Als sich das aber als undurchführbar herausstellte, erklärte sie sich in

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