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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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zu gelangen, muss man erst den glühenden Strom überqueren. Ein treffender Vergleich, was die karminroten Augen Bar-Hazzats betrifft: Erst wenn sie überwunden sind, können wir ins Zentrum seiner Macht vordringen.«
    Kaldek brummte etwas Unverständliches, bevor er sagte: »Nachdem Ihr jetzt mein Weltbild durcheinander gebracht habt, Yonathan, solltet Ihr uns wenigstens verraten, wie wir die Vergessene Insel aus großer Entfernung erkennen können. Darum ging es doch schließlich, oder?«
    »Ganz einfach«, erwiderte Yonathan lächelnd. »Der Weltwind wird uns helfen.«
    Alle blickten ihn verdutzt an.
    »Der Weltwind?«, fragte Kaldek. »Für so glaubwürdig halte ich die alten Legenden nun doch nicht.«
    »Warum nicht, Kapitän. Sie schmücken vieles aus, dichten einiges hinzu. Aber man kann durchaus von ihnen lernen.«
    »Und was, wenn ich fragen dürfte?«
    »Die Dampfwolke, von der die Weltwind-Legende spricht. Ich bin mir fast sicher, dass es sie wirklich gibt.« Yonathan bemerkte die fragenden Blicke der Gefährten und fügte hinzu: »Die Insel wird offenbar von einem Vulkan überschattet, und dort, wo es Vulkane gibt, steigt oft Wasserdampf zum Himmel empor. Bei mir zu Hause, nur ein wenig nördlich von Kitvar, ereignet sich das tagtäglich.«
    Die Mienen der anderen hellten sich auf.
    »Das wäre ein gutes Erklärung«, meinte Din-Mikkith.
    »Wie man es nimmt.« Kaldek war noch immer nicht zufrieden. »Wir müssten trotzdem wenigstens in die Nähe der Insel gelangen. Selbst wenn die Dampfwolke in hundert Meilen Entfernung gesichtet werden kann, ist das Meer trotzdem zu groß, um es einfach im Zickzackkurs abzusuchen.«
    »Ein guter Einwand!«, sagte Yonathan.
    Kaldek zeigte ein mürrisches Gesicht.
    »Nein, nein. Ich meine es ernst, Kapitän. Besitzt Ihr noch die Neschan-Karte, die ich einmal bei Euch gesehen habe?«
    Din-Mikkith musste sich ein zweites Mal von der Truhe erheben. Schließlich beugten sich alle gespannt über den Tisch, auf dem Yomi die Landkarte ausbreitete, ein altes, bräunliches Pergament, das schon an mehreren Stellen eingerissen war.
    Yonathan nahm einige Trinkgefäße und fixierte damit die Ecken der Rolle. Dann bat er den Kapitän um einen Messstab und begann seine Erläuterungen.
    »Warum hat Bar-Hazzat die sechs Bannsteine, seine Augen, in die Welt gesetzt? Nun, wir haben ja schon darüber gesprochen: um seine Macht zu festigen. Sinnvollerweise hat er die Augen so platziert, dass sie ihren verheerenden Einfluss möglichst auf alle Gegenden der Länder des Lichts ausüben können. Aber das ist sicher nur die halbe Wahrheit. Das Herz dieser Regionen, nach denen er seine Klauen ausgestreckt hat, ist Cedanor…«
    »Deshalb auch das Auge unter dem Palastberg«, merkte Gimbar an.
    »Richtig. Die anderen Bannsteine gruppieren sich um die Stadt herum: Nördlich von ihr liegt der Glühende Berg, im Osten der Drachenberg, südlich der Schwarze Tempel von Abbadon…«
    »Und im Westen die Vergessene Insel«, unterbrach ihn diesmal Kaldek.
    »Ihr seid ein Fuchs, Kapitän«, meinte Yonathan lächelnd.
    »Immerhin schlau genug, um zu bemerken, dass Ihr Euch über mich lustig macht. Sagt lieber endlich, wo im Westen wir mit der Suche beginnen sollen.«
    Yonathan blickte in die Runde seiner Gefährten. »Hier«, sagte er dann und stach mit seinem Zeigefinger mitten ins Meer.
    »Und warum gerade da?«, wollte Kaldek wissen.
    Yonathan legte den Messstab so auf die Karte, dass dessen gerade Kante schräg von rechts oben nach links unten verlief. »Hier«, er deutete in die obere Ecke, »befindet sich Har-Liwjathan, der Drachenberg. Und hier«, der Finger wanderte zur Mitte des Stabes, »liegt Cedanor. Wenn wir nun die gleiche Entfernung weiter nach Südwesten wandern, dann kommen wir hierher.« Der Finger hatte die Stelle im Meer wiedergefunden.
    Kaldek sah zuerst seinen Adoptivsohn an und dann reihum die anderen Anwesenden. Er nickte. »Das klingt vernünftig – vernünftiger jedenfalls als alles, was mir zu diesem verrückten Thema eingefallen wäre. Wahrscheinlich hat sich noch nie ein Schiff so weit aufs Meer hinausgewagt, aber irgendwann muss ja immer jemand den Anfang machen.«
    »Eure Antwort gefällt mir«, erwiderte Yonathan. »So spricht ein Mann, der das Herz am rechten Fleck hat.«
    Kaldek runzelte die Stirn. »Ich kann mir nicht helfen, aber ich werde den Eindruck nicht los, Ihr treibt Euren Scherz mit mir.«
    Das Gefühl, endlich der Lösung des Rätsels um das fünfte Auge auf die

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