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Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
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unterbreitete, er solle auf die Masten verzichten. Die Weltwind müsse manövrierfähig bleiben, auch ohne das Traumfeld.
    »Niemals!«, wetterte Kaldek zum wiederholten Mal. »Wegen diesem Sethur mussten wir das Schiff schon einmal zerlegen. Kann Galal uns nicht zwischen den Angreifern hindurchschleppen?«
    »Nicht über Wasser, Kapitän. Seht doch selbst.« Yonathan zeigte in die Runde. Während an Bord beratschlagt worden war, wie man fliehen könnte, hatte sich ein Kreis von schwarzen Schiffen gebildet, der für Galals inselgroßen Körper kein Schlupfloch ließ. »Wir würden nicht nur unseren Freund, sondern auch die Weltwind gefährden, wenn wir versuchten durchzubrechen. Es gibt nur einen Weg: Galal muss die Takelage abbrechen, um wenigstens den Rumpf des Schiffes zu retten.«
    »Niemals!«
    Der Ring zog sich weiter zusammen. Auf den gegnerischen Decks waren bereits Einzelheiten zu erkennen. Der schwarze Flottenverband bestand aus vielen Dreimastern, sieben oder acht Galeeren, einigen kleineren Begleitschiffen und einem großen Fünfmaster.
    »Wir müssen eine Entscheidung treffen, Kapitän!«, drängte Yonathan. »Es wird nicht mehr lange dauern und wir sind in Reichweite ihrer Katapulte.«
    »Kann das Traumfeld nicht wenigstens einen Durchbruch versuchen? Wenn es schnell genug ist, dann greifen uns höchstens zwei oder drei Schiffe gleichzeitig an. Vielleicht rechnen sie nicht damit und uns gelingt die Flucht nach vorn.«
    Yonathan verhandelte erneut mit Galal und schließlich fand man einen Kompromiss.
    »Unser Freund wird es einmal probieren. Nicht öfter! Nur ein einziges Mal.«
    Kaldek atmete erleichtert auf. Sofort rief er der Besatzung knappe und präzise Kommandos zu. Jeder hatte seinen Posten. Man war auf das Schlimmste gefasst.
    Galal wählte die vermutlich schwächste Stelle des Rings: Ein Kutter lief hier zwischen zwei Fregatten – vergleichsweise kleine Schiffe also. Doch sobald die Absicht der lebenden Insel erkennbar wurde, stürzten sich die nächstgelegenen Schiffe wie Haie auf die flüchtende Beute. Die Situation wurde kritisch. Die schwarzen Segler waren sehr wendig, flogen geradezu heran. Schon konnte man die Besatzungen der Schiffe deutlich erkennen: bronzehäutige Männer mit gezückten Waffen und versteinerten Gesichtern. Dann sirrten die ersten Pfeile der Standarmbrüste durch die Luft.
    Die temánahischen Waffen galten als die wirkungsvollsten und zerstörerischsten auf ganz Neschan. Einige der pfahldicken und mindestens zehn Ellen langen Geschosse trafen die Weltwind, zwei durchschlugen glatt das Schanzkleid. Und trotzdem schien die Trefferquote bei der Vielzahl der Pfeile relativ gering zu sein. Dem Ganzen lag jedoch eiskalte Berechnung zugrunde, denn Ziel war nicht in erster Linie das Schiff von Kapitän Kaldek gewesen.
    Galal erzitterte. Einige Lanzen hatten sich tief in seinen Körper gebohrt. Wasser spritzte auf. Die Sparren und Planken der Weltwind ächzten unter dem Beben des Traumfeldes.
    »Es hat keinen Zweck«, rief Yonathan verzweifelt. »Galal hat große Schmerzen. Wenn es jetzt vor Schreck abtaucht, dann würde das die Weltwind nicht überleben.«
    Kaldeks Gesicht war weiß wie eine Kalkwand. Endlich gab er seine Zustimmung – Galal sollte die Masten der Weltwind kappen und dann untertauchen, Schiff und Besatzung in einer riesigen Luftblase, umschlossen von seinem gewaltigen Körper.
    Der südliche Rand der Insel begann sich zuerst zu heben. Wasser tropfte in Strömen von dem aufsteigenden Körper. Das Traumfeld wollte eine Kante formen, über der es die Masten abknicken konnte. Aber dann sirrten weitere Geschosse durch die Luft und Galals Bewegung kam zum Stillstand. Das ganze Traumfeld erzitterte unter Schmerzen.
    »Da!«, rief plötzlich einer der Seeleute, die dicht bei Kaldek standen. »Seht, Kapitän.«
    Nicht nur Kaldeks Augen folgten dem ausgestreckten Arm. Gegenüber von Galals aufragendem Körperwulst waren die temánahischen Schiffe in Unordnung geraten. Ihr Angriff wirkte nicht mehr zielstrebig, sondern schien buchstäblich aus dem Ruder gelaufen zu sein. Einige der Segler krängten so gefährlich, dass sie zu kentern drohten. Andere waren auf einen Kurs eingeschwenkt, der sie immerzu im Kreis führte.
    »Sind die alle verrückt geworden?«, rief Yomi.
    »Galal?«, sandte Yonathan seine Gedanken aus. »Hast du etwas damit zu tun?«
    »Nein, ich nicht.«
    »Bedeutet das, du weißt, warum diese Schiffe so merkwürdig manövrieren?«
    »Natürlich.«
    »Nun

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