Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Isau, Ralf - Neschan 03

Titel: Isau, Ralf - Neschan 03 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lied der Befreiung Neschans Das
Vom Netzwerk:
Galal also in unsere Gemeinschaft aufgenommen?«, fragte Yonathan.
    Kaldek lachte, doch diesmal klang es befreit. »Ja doch! Galal und natürlich auch dieser kleine verschrumpelte Behmisch, der sich nicht entscheiden kann, welche Farbe er annehmen soll.«
    Din-Mikkith kicherte. »Wartet nur ab, Kapitän. Noch ein paar Jahre und ihr werdet genauso klein und schrumpelig sein wie ich.«
    Jetzt breitete sich ausgelassenes Lachen in der ganzen Kajüte aus und Yonathan fühlte, dass der Panzer der Vorbehalte Kaldeks endlich durchbrochen war. Jetzt galt es eine andere Frage zu klären.
    »Lasst uns auf das eigentliche Problem zurückkommen. Weder Din-Mikkith noch Galal können sich erinnern, wo die ehemalige Heimatinsel der Behmische liegt. Ich schlage vor, wir nennen sie deshalb einfach die Vergessene Insel.«
    »Vermutlich hat es Bar-Hazzat auf irgendeine Weise geschafft unsere Erinnerungen auszulöschen«, warf der Behmisch nachdenklich ein.
    Yonathan nickte. »Das glaube ich auch. Trotzdem gibt es Anhaltspunkte, über die ich Euch bitte nachzudenken. Ich habe Vermutungen, aber ich möchte gerne Eure Meinung dazu hören. Zunächst wären da die Erinnerungen aus Din-Mikkiths Keim. Ich habe sie in der Nacht gelesen, als wir zum ersten Mal Galal trafen. Die Insel der Behmische war einst ein warmes, grünes Paradies. Sie wurde überragt von einem Berg, der eines Tages begann Lava zu spucken – einen auffällig gefärbten Strom.«
    »Das kommt mir alles sehr bekannt vor«, merkte Gimbar an. »Ich schätze, dass der Vulkan aussah wie unser Glühender Berg und dass die Farbe der Lava Karminrot war.«
    »Sehr schlau, Gimbar. Halten wir also fest: Ein Berg an einem verlassenen Ort, karminrotes Licht – das alles sind Merkmale, die für die Verstecke von Bar-Hazzats Augen typisch sind. Der Drachenberg, der Schwarze Tempel auf der Anhöhe im Herzen von Abbadon…«
    »Aber nicht das Auge in Cedanor«, unterbrach Yomi die Aufzählung. »Von der Hauptstadt des Reiches kann man nicht gerade sagen, dass sie ein unheimlich verlassener Ort wäre.«
    »In gewisser Weise doch, Yo.« Yonathan lächelte wissend. »Das Auge befand sich auch hier in einem Berg – dem Palastberg –, aber diesmal an dessen Wurzeln, so tief in der Erde versteckt, dass nur ganz wenige überhaupt von dem unterirdischen Flusslauf wussten.«
    »Also doch ein verlassenes Ort«, sagte Din-Mikkith.
    Yonathan nickte. »Genau. Der Glühende Berg passt sehr gut zu dieser Aufzählung. Die vergessene Heimat der Behmische könnte also durchaus Bar-Hazzats Vorliebe für einsame Höhen entsprechen. Was meint ihr?«
    »Das klingt vernünftig«, sagte Kaldek. Die anderen nickten. »Fragt sich nur, wie wir eine Insel mit einem Berg, irgendwo im weiten Meer, finden sollen. Selbst wenn wir ihre ungefähre Position wüssten, könnten wir dicht daran vorbeisegeln, ohne sie zu sichten.«
    »Vielleicht kann man sie schon aus großer Entfernung sehen«, widersprach Yonathan. Die anderen bemerkten den zuversichtlichen Klang in seiner Stimme und blickten ihn erwartungsvoll an.
    »Nun spann uns nicht länger auf die Folter, Yonathan«, forderte ihn Gimbar ungeduldig auf. »Du weißt doch etwas, oder?«
    »Sagen wir, ich habe eine Vermutung. – Yomi.« Er wandte sich dem Seemann zu. »Erinnerst du dich an die Weltwind-Legende, auf den ersten Seiten eures Logbuchs?«
    Yomi runzelte die Stirn. »So ziemlich.«
    »Es kommt auf jede Einzelheit an«, meinte Yonathan.
    »Hol einfach das Buch her«, sagte Kaldek, »und lies uns allen die Geschichte vor. Dann können wir vielleicht gemeinsam herausfinden, worauf Yonathan hinauswill.«
    Yomi nahm das Schiffslogbuch aus der Truhe, die Din-Mikkith als Sitzgelegenheit diente, und schlug es am Tisch auf. Seine Augen überflogen die ersten Zeilen. Für einen Moment war nur das leise Knarzen der Schiffsplanken zu hören, dann räusperte er sich und begann die alte Seemannslegende vom Weltwind mit übertriebener Betonung vorzutragen.
    Als die Zeit noch nicht geboren war und nur wenige Dinge einen Namen hatten, sprach Oßeh, der Vater aller Götter, zu seinen Söhnen: »Webt mir ein Tuch aus dem Lichte der Sterne und deckt es über den Tartaros, auf dass er nicht mehr länger mein Antlitz betrübe mit seiner dunklen Pein.«
    Da gingen die Götter daran und schufen ein Gewebe, so fein wie das Licht der Sterne und so fest wie das Wort ihres Vaters. Und sie deckten es über den Tartaros, den Dunklen Ort der Strafe, den der karminrote Strom des ewigen

Weitere Kostenlose Bücher