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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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letzten Mal. Ergriffen las er die Botschaft.
    Lieber Karl!
    Du wirst dich bestimmt wundern, eine weitere Nachricht von mir zu empfangen. Ich muss dir aus verschiedenen Gründen schreiben, zunächst jedoch, um dir Dank zu sagen. Obwohl wir uns nun schon zweimal gesehen haben, ...
    »Zweimal?«, stieß Karl ungläubig hervor. Herr Trutz, Albega und Qutopía sahen ihn fragend an. Er lächelte schief und vertiefte sich erneut in den Brief.
    ... konnten wir nie miteinander reden. Das erste Mal standest du vor einem Spiegel und warst vollauf damit beschäftigt herauszufinden, was du von dir selbst erwarten solltest. Unsere nächste Begegnung verlief noch dramatischer. Wir waren beide in Xayidcs magischem Eis eingeschlossen. Ohne dich hätte ich meine sieben unsichtbaren Diener nicht rufen können und wäre immer noch unter dem Schwarzen Elfenbeinturm gefangen. Du tatest mir Leid, als du mich verließest, so voller Gewissensbisse, weil du glaubtest, nicht genug für mich getan zu haben. Doch du hast etwas dir sehr Wertvolles für mich geopfert, um mich zu retten. Heute möchte ich es dir zurückgeben.
    Karl ließ den Brief sinken und blickte in die Schatulle. Darin lag, auf kupferfarbene Seide gebettet, die Meerschaumpfeife des Herrn Trutz.
    Der kicherte leise. »Habe ich Ihnen nicht gesagt, dass sie Ihnen irgendwann noch einmal von Nutzen sein wird? Jetzt werden Sie das gute Stück hoffentlich zu schätzen wissen.«
    »Dabei bin ich nicht einmal Raucher«, murmelte Karl. Das alles war fast zu wunderbar, um es zu glauben. Er hatte Weisenkind mit der nie erlöschenden Glut der Pfeife gerettet, ohne es zu wissen. Fassungslos schüttelte er den Kopf.
    »Was ist?«, fragte Herr Trutz. »Sofort«, erwiderte Karl und setzte die Lektüre des Briefes fort. Schon der nächste Satz überraschte ihn aufs Neue.
    Jetzt wirst du das gute Stück hoffentlich zu schätzen wissen, Karl. Gib auf sie Acht, womöglich wird sie dir irgendwann wieder von Nutzen sein.
    Karl spähte argwöhnisch über den Rand des Papiers zu dem alten Bibliothekar, kehrte aber gleich wieder zur Lektüre des Briefes zurück.
    Doch nun zu einem ernsteren Thema. Ich weiß, dass du gegen ein Wesen antreten musst, das weder von deiner noch von unserer Welt stammt. Vielleicht erreicht dich mein treuer Bote noch vor dieser vielleicht größten Herausforderung deines Lebens. Obwohl Phantásien dich verwandelt hat, wiederhole ich die Worte aus meinem letzten Brief: TU, WAS DU WILLST, und es wird das Richtige für Phantásien sein. Aber bitte tu es! Abschließend habe ich nur noch eine Bitte an dich. Flatterich, mein treuer Bote, wird sie dir mündlich übermitteln. Nur so viel will ich dir schreiben: Es gibt viele Mächte, die Phantásien schaden wollen. Meine eigene Schwester, Xayíde, ist eine von ihnen. Mit ihrer Kälte hat sie mich geschlagen. Aber zumindest anfangs ahnte sie nicht, dass noch eine andere Krankheit an meinen Gebeinen nagt: das Nichts. Sowohl die Unaussprechlichen als auch das ruhelose Wesen aus der fremden Welt und die Zauberin haben mir gemeinsam zugesetzt. Nun bin ich zum Sterben müde, zu schwach, um aus mir selbst neue Kraß zu schöpfen. Nur einer kann meine Krankheit heilen, Karl, und das bist du. Lass Flatterich dir erklären, was du für mich tun kannst. Voller Zuversicht sehe ich deiner Wahl entgegen. In deiner Amtszeit als neuer Meisterbibliothekar werden wir bestimmt noch öfter voneinander hören. Ich wünsche dir eine sichere Hand auf allen deinen Wegen.
    Karls Kopf fuhr hoch. Verdutzt blickte er in Flatterichs grünes
    Gesicht. »Der Brief ist auch nicht unterschrieben!« Der Bote nickte. »Das hat auch seine Ordnung so.« »Wieso?« »Weil Sie der Kindlichen Kaiserin einen Namen geben sol
    len.« »Ich?« Herr Trutz, der wegen Karls häufiger Unterbrechungen den
    Brief zuletzt einfach mitgelesen hatte, wirkte angespannt.
    »Das hat er doch gesagt. Und die Goldäugige Gebieterin schreibt, sie blicke Ihrer Wahl mit Zuversicht entgegen. Nun machen Sie schon, Karl?«
    »Warum drängeln Sie mich so?«
    »Ich habe noch einen Termin.«
    »O nein! Etwa wieder eine Reise?«
    »Ja, zu einer bildhübschen Weinbäuerin. Aber lenken Sie nicht ab. Geben Sie der Goldäugigen Gebieterin endlich ihren neuen Namen.«
    »Aber warum ausgerechnet ich?«
    »Weil Sie ein Menschenkind sind, Karl, ein Adamssohn. Solche können Namen erfinden, phantastische Geschöpfe nicht. Ich habe der Kindlichen Kaiserin einst auch einen gegeben, wenn auch aus glücklicherem

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