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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Moment nicht willkommener sein können als die gerade vernommene. Sie gehörte, wie aus der Reaktion des Haarlings unschwer zu erkennen war, dem Meisterbibliothekar. Karl riss die Augen auf. Über ihm schwebte noch immer der Quadratlatschen des blauen Riesen. »Thaddäus, Sie sind meine Rettung!«
    Herr Trutz bedeutete seinem Mitarbeiter, den zukünftigen Vorsteher der Phantásischen Bibliothek etwas pfleglicher zu behandeln.
    Lector nahm Karl bei den Achseln, stellte ihn auf die Beine und klopfte ihm den Staub aus den Kleidern. »War nicht so gemeint«, entschuldigte er sich.
    Karl versuchte zu lächeln, tat sich aber schwer damit. Inzwischen waren Herr Trutz und Qutopía in die Drusenwabe hinabgestiegen, was Karl zum Anlass nahm, zunächst das Drachenmädchen zu umarmen und sich anschließend bei dem Alten ein zweites Mal für die Rettung in letzter Sekunde zu bedanken.
    Dessen Antwort klang bescheiden. »Eine Hand wäscht die andere, Karl. Was tun Sie hier?«
    Karl erzählte in wenigen Sätzen, was seit seinem Aufbruch geschehen war. Alsbald erteilte Herr Trutz einem kleinen Schmetterling, den er Torkelmund nannte, mehrere Anweisungen. Dann wandte er sich wieder seinem Stellvertreter zu und verkündete: »Sie sind ein wahrer Held, mein lieber Karl. Jetzt wird alles gut.«
    ∞
      
    Viele helfende Hände trugen zuletzt zur Rettung der Phantásischen Bibliothek bei, die zwei prominentesten waren der Lux und der Nox. Der »wahre Held«, wie Herr Trutz ihn genannt hatte, blieb jedoch Karl. Zunächst reichte er alle bereitgestellten Kisten durch den blinden Spiegel nach Phantásien durch. Hier wurden sie von Lector in Empfang genommen; der Bücherbold war sehr einsilbig, aber ungemein hilfsbereit. Gmork ließ sich während der Rückführung der gestohlenen Bücher weder sehen, noch hörte man etwas von ihm.
    Nachdem auch die weißen Perlen und die adressierten Umschläge den Weg durch das Tor des Werwolfs gefunden hatten – mit ihnen plante der stellvertretende Meisterbibliothekar etwas ganz Besonderes –, kehrte Ruhe in der Drusenkammer ein. Herr Trutz schickte alle bis auf Qutopía und Karl hinaus. Letzterer bewies einmal mehr seine neu erworbene Entschlusskraft. Er versprach, das an die schwarze Perle in seiner Hosentasche gebundene Buch als erstes einer Vielzahl von Werken zu erlösen. Dabei erlebten er und seine Freunde eine Überraschung.
    »Jetzt passt auf. Ihr werdet gleich ein kleines Feuerwerk sehen«, verkündete Karl und ließ die Perle aus geringer Höhe in die hohle Handfläche des Nox fallen. Wie erwartet stob glitzernder Staub von der Perle auf, erhob sich über den Nox und schwebte quer durch den sechseckigen Raum zur Wissenden Druse.
    »Es ist ins Ei verschwunden«, stieß Qutopía verzückt hervor.
    »Da gehört es ja auch hin«, brummte Herr Trutz. »Lasst uns nachsehen, ob es unbeschädigt ist.«
    Aufgeregt liefen alle zum Ei und spähten in das Loch.
    »Das ist aber keine Steintafel«, wunderte sich das Drachenmädchen.
    Karl war am erschrockensten. »Ach du liebes bisschen! Wenn ich mich nicht irre, ist das ein richtiges Buch. Ein ziemlich dickes sogar.«
    »Prächtig! Das habe ich mir fast gedacht«, rief Herr Trutz aus und erntete von seinen Gefährten dafür verständnislose Blicke. Ungeduldig drängelte er: »Ich bin zu klein, um dranzukommen. Bitte reichen Sie mir schnell das Buch, Karl.«
    Der gehorchte. Er beugte sich in das Loch und nahm das Buch von dort, wo gerade noch das Nichts gewesen war. Unwillkürlich hielt er es sich unter die Nase. Er zuckte die Schultern. »Riecht nach gar nichts.«
    Drei Gesichter beugten sich über den Einband. Er bestand aus kupferfarbener Seide, die im Licht der Wabenwände geheimnisvoll schimmerte. Darauf geprägt war ein ovaler Rahmen. Nein, bei genauerem Hinsehen erkannte Karl zwei Schlangen, die einander in den Schwanz bissen. Eine war hell, die andere dunkel. So wie der Lux und der Nox.
    »Die phantásische Dualität«, bemerkte Herr Trutz wie ein Archäologe, der gerade ein kostbares Artefakt gefunden hatte.
    »Das Siegel der Kindlichen Kaiserin«, sagte Qutopía.
    Karl blickte sie verwirrt an. »Du sprichst von diesem ... Wie hieß es doch gleich?«
    »AURYN«, antwortete der Meisterbibliothekar. »Die Gelehrten sind sich nicht ganz einig, ob das Insigne der Goldäugigen Gebieterin vor ihr oder mit ihr entstanden ist.«
    »Aber ...« Karl schüttelte den Kopf und tippte mit dem Zeigefinger in das Schlangenoval. »Wie ist das möglich? Wir hatten

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