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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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auf den Weg gemacht habe, um mich bei Ihnen zu bewerben, bin ich an die Kleiderkommode meines Vaters gegangen und hab's eingesteckt. Jedenfalls war mir bei all der Aufregung hier irgendwann entfallen, dass ich es immer noch mit mir herumschleppe. Nicht mal, als das Tentakelding fast meinen Fuß abgerissen hat und ich ihn verbinden musste ...«
    »Herr Koreander«, unterbrach ihn Herr Trutz streng, »bitte kommen Sie zum Wesentlichen: zur Perle. Unter welchen Umständen wurde sie von Ihnen gefunden?«
    Karl berichtete ausführlicher als beim ersten Mal in Hallúzinas Haus von der Begegnung mit dem greinenden Alphabetagamma bis zu der Stelle, wo er die eiskalte Perle gefunden, ins Taschentuch eingeschlagen und weggesteckt hatte. Über seine dabei empfundenen Gefühle sprach er jedoch nicht. Als er zum Ende kam, hatte er unbewusst seine Hand wieder um das Objekt der Begierde geschlossen, und wie ein Wesen mit eigenem Willen bewegte sie sich nun in Richtung Hosentasche. Doch der Meisterbibliothekar kam ihr zuvor.
    »Bitte lassen Sie mich die Perle noch einmal genauer untersuchen, Herr Koreander.«
    Karl musste gegen den unbändigen Drang ankämpfen, seinen Schatz vor den begehrlichen Blicken des Königs in Sicherheit zu bringen. Abermals hob er die Hand, damit Herr Trutz die Perle durch sein Monokel betrachten konnte. Um seine Anspannung zu überspielen, frotzelte er: »Also sind Ihre Augen doch nicht so gut, wie Sie mir weismachen wollten.«
    »Schnickschnack! Sie sind so scharf wie die eines Adlers. Aber was Sie für ein gewöhnliches Monokel halten, ist in Wirklichkeit ein Magieskop.«
    »Ein was?«
    Die Antwort von Herrn Trutz war ein schwerverständliches Murmeln, weil er nun intensiv durch sein Einglas auf die Perle starrte. »Ein Magieskop. Man kann damit Dinge sichtbar machen, die dem Auge durch Zauberei verborgen bleiben oder irgendwie verändert wurden. Ein Geschenk des Paschas von Luminesien. Es soll aus einem Stein gefertigt worden sein, der nicht aus Phantásien stammt. Im Laden halte ich damit nach Schurken Ausschau, die meine Tür in die Phantásische Bibliothek sabotieren wollen. Ich habe seit dem Beginn der Auflösungserscheinungen den Verdacht ... « Der Bibliothekar verstummte.
    »Haben Sie etwas entdeckt?«, fragte Kumulus. Der König war in den letzten Minuten unruhig um die beiden Männer herumgeschlichen. Anscheinend hatte die schwarze Perle seine Sammlerleidenschaft geweckt.
    »Unser allerliebstes Schmuckstück ist durchsichtig geworden wie ein kugelrunder Wassertropfen.«
    Kumulus schnappte nach Luft. »Das kann unmöglich sein. Sie hat immer noch diesen bezaubernden vielfarbigen Schimmer und glänzt wie schwarze Seide und ...«
    »Mit Verlaub, Majestät, aber Ihr seht nur, was man sehen soll. Das Magieskop zeigt dagegen die Wahrheit. Irgendjemand treibt mit uns ein trügerisches Spiel. Ich glaube, da ist etwas Winziges in der Perle eingeschlossen, aber ich kann es nicht erkennen. Gibt es hier irgendwo ein Vergrößerungsglas?«
    »Ja, in der Werkstatt. Sogar ein besonders starkes. Es besteht aus...«
    »Könnt Ihr es herbringen lassen, Majestät?«
    »Warum sollte ich das tun?«
    Der überraschend herausfordernde Ton des Königs ließ Herrn Trutz von der Perle aufblicken. »Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt. Unsere Mission ist von existenzieller Bedeutung für ganz Phantásien und seine ...«
    »Ja, ja, das habe ich begriffen. Aber finden Sie nicht, meine Hilfe wäre eine kleine Belohnung wert?«
    »Nun, die Dankbarkeit der Kindlichen Kaiserin ...«
    »... wäre bestimmt ein lohnendes Exponat für meine Imagináriensammlung. Leider gehört Dankbarkeit zu den flüchtigsten Dingen überhaupt. In meinem Kristallpalast jedenfalls finden Sie keine.«
    »Und was schwebt Euch als Gegenleistung für Eure Hilfe vor?«, fragte der Meisterbibliothekar mit einem drohenden Grollen in der Stimme. Karl ahnte längst, was das Herz des Königs begehrte.
    »Die schwarze Perle da«, antwortete Kumulus denn auch erwartungsgemäß und deutete auf die schaufei artige Hand, die sich in diesem Moment erneut zu einer Faust geschlossen hatte.
    »Kommt nicht in Frage«, knurrte Karl.
    Auch Herr Trutz wurde nun zusehends ungehalten. »Ihr habt uns doch selbst auf die Perle als Medium gebracht, Majestät. Wie könnt Ihr nur daran denken, sie zu fordern, wenn darin womöglich ein Buch der Phantásischen Bibliothek eingesperrt ist?«
    »Es ist nur eines, Trutz. Ein einziges! Was macht das schon für einen

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