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Isau, Ralf

Isau, Ralf

Titel: Isau, Ralf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerry
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Unterschied, ob es in Ihrem finsteren Turm herumgammelt oder ich ihm in meinem Kristallpalast einen Ehrenplatz gebe.«
    »Euch scheint nicht bewusst zu sein, dass die Bücher der Phantásischen Bibliothek einem höheren Zweck dienen, Majestät. Hier würden doch nur einige wenige die schwarze Perle bewundern, ohne sich ihre wahre Pracht jemals erschließen zu können. Die darin eingeschlossene Weisheit ist zu gewichtig, um sie auf alle Zeit wegzusperren. Sie muss wieder befreit werden. Offen gestanden wäre ich sehr enttäuscht von Euch, wenn Ihr uns darin nur wegen einem Sammlerstück Eure Unterstützung versagt.«
    Karl nickte heftig.
    »Aber ich will die Perle haben«, zischte Kumulus. Seine kleinen Hände waren zu Fäusten geballt, und ehe er sich der Gefahr solcher Unbeherrschtheiten bewusst werden konnte, hatte er schon mit dem Fuß aufgestampft.
    »Niemals«, fauchte Karl.
    Plötzlich drang die aufgeregte Stimme des Protokollmeisters vom Eingang des Kristallpalastes herüber. »Majestät!«
    Der König verzog das Gesicht. »Nicht jetzt, !Wirstuwol. Und schrei nicht so!«
    »Es ist aber dringend, Majestät.«
    »Wir sind in einer wichtigen Verhandlung, !Wirstuwol.«
    »Was gibt es Wichtigeres als das Gewicht Eures Königreichs, Majestät?«
    Vor Schreck schwirrte Kumulus in die Höhe, ließ sich aber schnell wieder so behutsam wie möglich auf den Boden zurückgleiten. Zu Fuß, den langen roten Mantel wie eine Schleppe hinter sich herziehend, lief er zum Ausgang. Karl, Herr Trutz und Qutopía wechselten erstaunte Blicke und eilten hinterher.
    »Was sagst du da?«, fragte Kumulus seinen Protokollmeister, als er unter dem Durchgang stand.
    »Wolkenburg sinkt.«
    »Das muss ein Irrtum sein.«
    »Nein, Majestät. Wir haben die Höhe x-mal ausgelotet. Die Stadt nähert sich definitiv dem Blutmeer, das wir gerade überfliegen, und zwar ziemlich schnell. In weniger als einer Stunde werden wir aufschlagen.«
    »Blutmeer?«, raunte Karl in Qutopías Ohr.
    »Das Wasser ist blutrot, und du willst bestimmt mit keinem der Geschöpfe Bekanntschaft machen, die darin leben«, flüsterte sie zurück.
    »Ich störe Ihr Getuschel nur ungern, Gnädigste«, drängte sich Kumulus mit schnarrender Stimme zwischen sie, »aber kann es sein, dass Ihr mechanischer Glücksdrache ...?«
    »Ausgeschlossen«, entgegnete Qutopía beinahe brüsk. »Die Fuchur ist aus hochwertigsten Materialien gefertigt, alle leichter als eine Sommerwolke.«
    »Aber ich verstehe das nicht«, jammerte Kumulus. »Die drei Besucher können nicht so schwer sein, dass sie die Tragfähigkeit unserer Wolke in Gefahr bringen, jedenfalls nicht so schnell. Haben Sie irgendwelche unverzollten Waren eingeschmuggelt?«
    »Zoll?« schnaubte Herr Trutz. Ihm war anzumerken, wie wenig ihm der bisherige Verlauf der Audienz behagte.
    »Magische Gegenstände. Wundersame Dinge. Gewichtige Sachen. Wolkenburg wird ja nicht allein von Binsen in der Luft gehalten. Es gibt da noch ein paar andere Geheimnisse, die ... Aber dazu fehlt uns jetzt die Zeit. Also was ist?«
    »Ich fürchte, ich verstehe die Frage nicht«, brummte Herr Trutz.
    »Ihre Majestät möchten, dass Sie Ihre Einfuhr deklarieren«, erläuterte !Wirstuwol.
    »Leert eure Taschen aus«, übersetzte Herr Trutz für seine Begleiter und ging mit gutem Beispiel voran. Sichtlich genervt zeigte er sein Monokel, ein Paar Ersatzschnürsenkel, ein Bild seiner verstorbenen Frau, eine mehrseitige Liste der aus der Phantásischen Bibliothek entwendeten Bücher und noch ein paar andere harmlos erscheinende Dinge.
    Bevor der Buchhändler seine Auflistung wieder einsteckte, bemerkte Karl Sternchen hinter einigen wenigen Buchtiteln. Er deutete auf einen der Namen und fragte: »Warum ist das da besonders markiert?«
    »Das Werk ist vermutlich gar nicht verloren, sondern nur irgendwo falsch einsortiert.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »Weil die Leere oder das Nichts, wie Seine Majestät es nennt, in der Lücke fehlte, als man es als vermisst gemeldet hat.«
    Karl hob verstehend das Kinn, und die Einfuhrkontrolle wurde fortgesetzt. Qutopía hatte auch nicht viel Aufregenderes zu bieten. Aber als Karl die abgewetzte Schwertscheide zeigte, verlor !Wirstuwol fast die Besinnung.
    »Wirst du wohl die Waffe sofort unserer Leibwache übergeben!«, verlangte er mit schriller Stimme und vergaß darüber sogar das für die Anrede von Staatsbesuchern geltende Protokoll.
    Der König nahm kurzerhand das Schwert und versuchte es aus seiner Scheide zu

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