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Isegrim

Isegrim

Titel: Isegrim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Antje Babendererde
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ist definitiv falsch, was wir da begonnen haben. Das mit Kai und mir, mit der Liebe, dem Häuschen und den drei Kindern wird nicht funktionieren, dessen bin ich mir auf einmal vollkommen sicher. Aber ich bringe es nicht über mich, ihm das zu sagen.
    Stattdessen beginne ich, mich wieder anzuziehen. »Ich kann nicht, okay?«
    Â»Ich kann nicht heißt: Ich will nicht.«
    Â»Es tut mir leid, Kai.«
    Kai Hartung kennt mich gut genug, um zu wissen, wann Überredungsversuche bei mir nicht fruchten. Mit einem unglücklichen Kopfschütteln gibt er sich geschlagen. »Kommst du wenigstens noch eine Weile mit in den ›Jägerhof‹?«
    Â»Ja, klar«, antworte ich. Obwohl ich auch keinen Bock mehr auf Pfingsttanz habe, schlüpfe ich wieder in meine geborgten Stiefel. Ich kann Kai nicht auch noch den Pfingsttanz verweigern.
    Feiner, kalter Nieselregen fällt, als wir unter Pas großem schwarzem Schirm durchs Dorf zum Wirtshaus laufen. Die Eisheiligen werden uns ein paar kühle und unbeständige Tage bescheren. Kai hält den Schirm, ich habe mich bei ihm untergehakt. Während des ganzen Weges sagt keiner von uns beiden ein Wort.
    Im Schankraum des »Jägerhofes« ist die Luft zum Schneiden, denn ein Rauchverbot gibt es bei Gernot Schlotter nicht. Der Wirt hat die senfgelbe Faltwand zum kleinen Saal geöffnet, wo die Blaskapelle auf der kleinen Bühne gerade Laurentia mein spielt. Alle singen mit, gehen beim Refrain in die Knie, ausgelassen wie Kinder. Ma und Pa sind auch dabei. Die Wangen meiner Mutter glühen, einige Haarsträhnen haben sich aus ihrem Pferdeschwanz gelöst. Sie hat nur Augen für Pa.
    Die Wirtsleute haben alle Hände voll zu tun. Gernot zapft ein Bier nach dem anderen, Liane schenkt Wein aus und Hochprozentiges. Ihre Tochter Uta, die Referendarin mit der Prinz-Eisenherz-Frisur, ist auch da und hilft ihren Eltern. Ich lasse meinen Blick durch den Saal schweifen, halte Ausschau nach Saskia und Max.
    Nicht lange und ich merke, wie einige Leute anfangen, hinter vorgehaltener Hand zu tuscheln. Überzeugt davon, dass es etwas mit meinem für sie ungewohnten Outfit zu tun haben muss, grüße ich freundlich. Freundlich zu sein, ist immer gut, lautete ein beliebter Spruch von Uroma Mine.
    Kai hat Saskia und Max in einer Ecke des Saales entdeckt, die weit genug entfernt ist von der Blaskapelle. Er schnappt mich am Arm und zieht mich in ihre Richtung.
    Â»Ich hole uns schnell noch was zu trinken«, rufe ich ihm zu. »Willst du ein Bier?«
    Er nickt und bahnt sich einen Weg zu den anderen, während ich mich zur Theke durchschlage, wo ich ein Bier und ein Glas Rotwein bestelle. Gernot zapft ununterbrochen Bier, Schaum fließt in Strömen, aber nach zehn Minuten stehe ich immer noch ohne meine Getränke an der Theke. Jeder, der nach mir gekommen ist, hat längst seine Bestellung.
    Schließlich wedele ich Gernot mit einem Zehn-Euro-Schein vor der Nase herum. »Jetzt bin ich aber erst einmal dran.«
    Doch Schlotter ignoriert mich weiter. Ein unbehagliches Gefühl beschleicht mich, ich weiß nicht, wie ich mich verhalten soll. So etwas ist mir noch nie passiert. Hat er auf einmal etwas gegen mich?
    Nach einem weiteren vergeblichen Versuch wird aus meiner Verwirrung Trotz. Ich merke, dass ich hier verschwinden muss, bevor ich etwas sage, das ich später bereue. Doch unvermittelt fertigt mich Gernot ab. Er knallt ein Bier auf den Tresen, dass es schwappt, und ich bekomme meinen Rotwein in einem schmuddeligen Glas. Wortlos kassiert er ab, gibt bis auf Heller und Pfennig heraus. Als ich mich mit meinen Getränken umdrehe, stehen meine Eltern vor mir. Ma lächelt mich an.
    Â»Jola«, sagt sie, »seid ihr also doch noch gekommen.«
    Â»Ja, wir sitzen dort hinten in der Ecke, bei Sassy und Max.«
    Â»Trink nicht so viel, ja?«
    Â»Nur den einen«, sage ich.
    Pa geht zum Tresen und bestellt zwei Bier. Mir wird klar, dass ich meine Getränke nur bekommen habe, weil hinter mir meine Eltern im Anmarsch waren. Als ich mir zwischen den Tischen und Stühlen hindurch einen Weg zu Kai und den anderen bahne, zischt es neben mir: »Nestbeschmutzerin.«
    Abrupt bleibe ich stehen. Das war Erna Euchler, die Eier-Tante, unsere Nachbarin. Mit Achim Roland, seiner Frau und mit Willi Schlotter, dem alten Wirt, sitzt sie an einem Tisch.
    Bin ich gemeint? Ja – so wie die Euchler mich anschaut, mit ihrem schiefen

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