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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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von Bremen nicht der Täter gewesen war und Sydal gegen sein Gelöbnis verstoßen hatte, brauchte es für den Mord an Anna keinen Wiedergänger. Erst recht nicht, wenn von Bremen sie wie auch Lilith und das Mädchen in Spira doch getötet hatte. Und davon musste er ausgehen. Sydal von Friedberg war kein rothaariger Einarmiger gewesen.
    Aber der einarmige Rothaarige war im Besitz von Sydals Aufzeichnungen gewesen. Hatte er seinen Vater lediglich nachgeahmt oder dessen Streben nach Wissen ebenso blutig fortgeführt? Standen sie womöglich in Verbindung miteinander? War dies die Rolle Aberaks von Annweiler, war er ihr Bindeglied gewesen?
    Isenhart schüttelte den Kopf. Mit den Anhaltspunkten, die ihm zur Verfügung standen, kam er nicht weiter. Aber er konnte sich der Ahnung nicht erwehren, dass Michael von Bremen der falsche Mann gewesen war. Was zu der Frage führte, weshalb er sich das Leben genommen hatte. Ein wahrscheinlich unschuldiger Mann.
    Seine ganze Hoffnung setzte Isenhart dabei auf das Gespräch mit Walther.
    Dieses rückte gegen Mittag in weite Ferne, als sie den Pferden von ihrem Wasser zu trinken gaben. Isenharts Pferd scheute vor einer kleinen silbernen Schlange, die die beiden noch nie zuvor gesehen hatten, und stieß dabei mit dem linken Vorderlauf gegen die Schale mit Wasser, die umkippte. Konrad zertrat der Viper, um eine solche handelte es sich, den Kopf, aber das Nass war binnen weniger Augenblicke im Erdreich verschwunden.
    Ein wenig fassungslos starrten sie erst auf den dunklen Fleck, den das Wasser hinterlassen hatte, und sich dann gegenseitig an. Es half nichts. Wenn sie nicht umkommen wollten, mussten sie zuerst die Tiere versorgen. Zu Fuß den Ebro zu erreichen, war vielleicht möglich, aber ihre Chance vervielfachte sich, wenn sie die Streckeso weit es ging zu Pferde zurücklegten, um dann, wenn sie die Rösser aufgeben mussten, noch ausgeruht und kräftig genug für den weiteren Weg zu sein.
    Schweren Herzens füllten sie die Schale erneut auf und teilten sich dann den recht überschaubaren Rest, der sich in den Lederschläuchen befand.
    »Bis morgen Mittag müssen wir einen Fluss finden«, stellte Isenhart fest.
    Konrad nickte. Nie hätte er geglaubt, mit welcher Intensität Hitze einen erwachsenen Mann zu schwächen imstande war. Isenharts Schätzung, wie lange die Tiere und sie ohne Wasser noch bewegungsfähig waren, erschien ihm derweil als sehr optimistisch, aber das behielt er für sich. Gemeinsam hatten sie eine Vielzahl an gefährlichen Situationen überstanden. Auch wenn ihre jetzige Lage zunehmend bedrohlich erschien, herrschte tief in seinem Herzen die Überzeugung, sie an Isenharts Seite letztlich zu meistern.
    Die Nacht hatte sie alle erfrischt. Sie war wolkenlos und kalt über sie gekommen, sodass die Pferde bei Tagesanbruch wie ausgewechselt waren und – hat ein Tier Gefühle oder nicht, eine interessante Frage, der Isenhart unbedingt einmal nachgehen wollte – freudig nach Norden trabten.
    Damit nicht genug, rauschte ein Vogel über sie hinweg, der sich mit seinem Erscheinen sofort Isenharts Aufmerksamkeit sicherte, denn er senkte den Hals und den Kopf im Gleitflug ab. Isenhart konnte auch das nicht beweisen – wie den Zusammenhang, den es zwischen Sydal von Friedberg und Michael von Bremen gegeben haben musste –, aber während er dem Vogel nachblickte, machte er die bessere Nutzung der Luftströmung für diese Flughaltung verantwortlich. Anders als Gweg, Dolph und Unnaba war dieser Vogel auch mit einer beeindruckenden Spannweite von circa neun Fuß ausgestattet. Eine größere fliegende Spezies war Isenhart bisher nicht zu Gesicht gekommen.
    Zu dem einen Vogel gesellte sich alsbald ein zweiter. Von derselben Art, soweit Isenhart das von seinem Standpunkt aus zu beurteilen vermochte. Die beiden zogen nicht etwa weiter, sondern kreuzten mit außergewöhnlicher Präzision und Anmut über ihnen.
    Was hatten sie hier an diesem gottlosen Ort verloren? Wovon ernährten sie sich?
    Isenhart konnte nicht wissen, dass sie sich nur deshalb der mörderischen Hitze aussetzten, weil sie ihnen folgten. Es waren Gänsegeier. Aasfresser.
    Isenhart mochte der Hartnäckigere der beiden sein – die Hitze zwang ihn trotzdem zuerst in die Knie. Er bat Konrad um eine kurze Rast, weil seine Sinne von einem Schwindel erfasst worden waren, den er nicht eingestehen wollte.
    Er stützte sich auf sein Pferd, Konrads besorgte Blicke streiften ihn. Fuhren über die karge Landschaft, in der

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