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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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auch wenn ihm die natürliche Präsenz seines Vaters abging. Er strahlte auf natürliche Weise Macht aus, ohne dabei ignorant zu wirken.
    »Zeit zu kämpfen«, sagte er. Als geschwätzig konnte man ihn beim besten Willen nicht bezeichnen, dachte Isenhart.
    Konrad atmete erleichtert aus, nur allzu bereitwillig verließ er die Kapelle.
    Hieronymus empfand die unerbetene Beendigung seines Unterrichts nicht als Herabsetzung. Zum einen waren Konrads Lehrjahre praktisch abgeschlossen, es gab kaum etwas, was der Geistliche ihm und Isenhart noch hätte vermitteln können, zum anderen mochte man von Sigimund Laurin halten, was immer man mochte – seine Entscheidungen waren stets klug.
    Konrad musste darin unterwiesen werden, das Haus Laurin zu führen. Eines nicht allzu fernen Tages würde Sigimund von Laurin hinter seinen Sohn zurücktreten und ihm die Geschicke des Hauses überlassen. Da das niemandem zum Nachteil gereichen sollte, war es notwendig, Konrad in alles einzuweihen.
    Dazu gehörte auch der Kampf.
    Wenige Wochen später sollte Hieronymus’ Wohlwollen für den Burgherrn allerdings einer gewissen Verstimmung weichen. Ursache war niemand Geringerer als Friedrich I ., genannt Barbarossa, Kaiser des Heiligen Römischen Reiches.
    Nach der Niederlage an den Hörnern von Hattin war die Nachricht vom Verlust Jerusalems weit mehr als nur ein weiterer Schock. Das Abendland war vor Entsetzen wie gelähmt, etwas schier Undenkbares hatte sich ereignet.
    Die einen beschlich die Furcht vor Saladin und seinen Plänen, über die nur spekuliert werden konnte: Würde er nach Konstantinopel vorrücken? Die anderen empfanden es als eine unglaubliche Schande und Demütigung, dass sich die Stadt des Königs aller Könige in der Hand von Ungläubigen befand. Ein Leben, in dem sie dieses tatenlos hinnahmen, war für sie ohne Wert.
    Zu ihnen zählte Barbarossa.
    Papst Gregor  VIII . hatte zu einem dritten Kreuzzug aufgerufen. Dessen Beginn erlebte er nicht mehr. Aber sein Nachfolger Clemens  III . hielt an dieser Linie fest. Barbarossa hatte im März auf dem Hoftag zu Mainz seine Teilnahme erklärt. Der Mann war immerhin 66 Jahre alt, und seine Entscheidung nötigte im Reich und im gesamten Abendland jedermann Respekt ab.
    Konrad war sich noch nicht im Klaren gewesen, ob Barbarossa sein neuer Held sein sollte, aber im Mai verdrängte der Kaiser endgültig den Templer-Großmeister Gérard de Ridefort von Konrads persönlicher Heldenliste. Dieser fiel auf den zweiten Platz – ganz wollte Konrad de Ridefort nicht aus seinem Herzen bannen.
    Im Mai nämlich, erfuhren sie von Walther von Ascisberg, sandte Friedrich Barbarossa ein Schreiben an Sultan Saladin, in dem er ihn zum Zweikampf in der ägyptischen Ebene Zoan aufforderte. Und zwar für den 1. November 1188.
    »Tollkühn«, nannte Konrad dieses Schreiben. Isenhart musste ihm recht geben.
    Hieronymus war außer sich vor Freude, Friedrich – ohnehin für jeden deutschen Christen obligatorischer Bestandteil des täglichen Gebets – wurde mit einem Psalm extra bedacht. Der dritte Kreuzzug war in seinen Augen unumgänglich. Vielleicht würden sich noch andere Herrscher anschließen, bestimmt sogar.
    »Hört Ihr mir überhaupt zu?«, fragte Hieronymus, als er sich über den Kreuzzug ausließ und wahrnahm, dass Konrad seinen Blick nach draußen gewandt hatte. Der Geistliche schnaubte, erhob sich, griff nach dem Rohrstock und ging auf Konrad zu. Isenhart räusperte sich, um ihn zu warnen. Vergebens.
    Konrad blickte erst auf, als Hieronymus ihm die Sicht verstellte. »Ich schließe mich an«, sagte Konrad mit fester Stimme.
    Vor Verblüffung entglitt dem Geistlichen der Rohrstock.
    Alles, wirklich alles, hätte er von diesem Jungen erwartet, eine weitere Enttäuschung beispielsweise, aber nicht dieses Zeugnis des festen Glaubens.
    Das also, schoss es Hieronymus durch den Kopf, war endlich der Lohn für die Mühsal, die er mit dem Sohn des Fürsten durchlitten hatte. So trug sein Unterricht am Ende doch noch Früchte. Der Herr hatte ihn aus diesem Grund zu seinem Werkzeug bestimmt.
    Er beschloss, Konrad den Splitter aus dem Kreuz Christi mit aufden Weg zu geben – etwas Wertvolleres besaß er nicht. Vor seiner Abreise würde er ihn mit dem Segen Gottes versehen. Und die Bibel würde er ihm auch mitgeben.
    Isenhart kam in den Sinn, dass Konrad schon die letzten Tage nie ganz bei der Sache gewesen war. Wenn er ihn mit Gérard de Ridefort aufzog, nickte er lediglich.
    »Lustig,

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