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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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Augenbraue hoch, jene bewusste Form der Mimik, die nur durch einiges an Training zu erlangen war, wie Konrad und Isenhart aus eigener Erfahrung wussten.
    »Otto von Henneberg weilte an dem Tag nicht in Spira. Wie von Gottes Hand gelenkt traf mein Kurier ihn bei Swiebertdingen an. Er war auf der Reise ins Bistum Constantia.«
    »Ah, das ist eine stimmige Erklärung«, sagte der Bischof von Scharfenberg, wobei selbst bei genauem Hinhören und Werten der Worte und ihres Klanges für Isenhart wie für die anderen unersichtlich blieb, ob dabei eine gute Portion Ironie mitschwang oder echte Überzeugung.
    Der Bischof musterte seinen Namensvetter und Isenhart. Er atmete einmal tief durch, bevor er das Wort an die beiden richtete: »Euer Attentat auf den Abt von Mulenbrunnen, das Ihr in Toledo durchführen wolltet und zu dem Ihr Euch beide freimütig bekennt, kann nicht als Fortführung der Fehde angesehen werden. Der Angriff steht für sich, und seine Ahndung …«
    »Warum all die Mühe«, unterbrach Konrad von Laurin ihn, »Ihrseid gekommen, um uns schuldig zu sprechen. Das Urteil war bereits gefällt, als Ihr eintraft. Erspart uns Euer Gerede und …«
    Und Konrad  III . von Scharfenberg gab einem dritten Wachmann ein kurzes Handzeichen, woraufhin dieser Konrad einen Eisenstab mit ziemlicher Wucht gegen die Kniekehlen trieb. Konrad, der den Schlag nicht hatte kommen sehen, war völlig unvorbereitet. Mit einem schmerzvollen Stöhnen riss der Satz in seiner Mitte ab, aus seinem Mund wand sich ein Japsen, mit dem er auf die Knie ging.
    »Es ist eine Unsitte der Heißsporne, ihren Mitmenschen ins Wort zu fallen«, stellte der Bischof ungerührt fest, »aber ich glaube, jetzt habe ich Eure Aufmerksamkeit.«
    Konrad erwiderte nichts, sondern wollte sich schwer atmend erheben. All das zum Zeichen seines Trotzes und unerschütterlichen Willens. Lieber ließ er sich die Kniegelenke zertrümmern, als im Haus seines Vaters dem Befehl eines fremden Mannes zu folgen.
    Der Wachmann in seinem Rücken hob erneut die Eisenstange. Isenharts Hand schnellte vor und legte sie auf die rechte Schulter des Freundes. »Steh nicht auf«, bat er. Und da er die Körperspannung Konrads, die er unter seinen Fingern fühlte, als das interpretierte, was sie war, die Bereitschaft zum Sprung und zum Kampf, fügte er hinzu: »Bitte, Konrad.«
    Ein Zögern noch, dann wich die Spannung. Konrad von Laurin ließ es dabei bewenden und verharrte auf seinen Knien.
    Isenharts Blick wanderte hinüber zu Henning, der nach wie vor jeglichen Augenkontakt mit ihm mied. Ihre physiognomischen Parallelen fielen nicht unbedingt ins Auge, waren aber nichtsdestotrotz vorhanden. Das leicht vorstehende Kinn etwa, das von einem kräftigen Willen zeugte, die schmale, unscheinbare Nase, die angewachsenen Ohrläppchen, vor allem aber der wache Blick, der sich mit nie versiegendem Interesse auf alles richtete, was diese Welt zu bieten hatte.
    Wenn Hennings Worte der Wahrheit entsprachen – und Isenhart hielt das für wahrscheinlich –, war ihre Seelenverwandtschaft nicht dem Zufall geschuldet, sondern das Produkt einer Wahrscheinlichkeit. Sie stammten vom gleichen Vater ab. Von einem Mann, der das Erlangen von Wissen zum Maßstab seines Lebens gemacht hatte. In diesem Sinne, dachte Isenhart, lag es in der Natur der Dinge,dass ihre Lebensbahnen irgendwann ihren Kreuzungspunkt erfahren hatten. Mehr noch, es war ein stochastisches Gebot. Neben der geistigen Fähigkeit, die sie für den jeweils anderen einnahm, war es vermutlich das Erbe ihres Vaters, das das Fundament ihrer gegenseitigen und sich bedingenden Hingewandtheit bildete. Sie waren ein Fleisch und Blut.
    »Wenn Ihr, Konrad und Isenhart von Laurin, kein Ereignis zur Eurer Entlastung anführen könnt oder wollt, obliegt es mir nun, das Urteil über Euch zu sprechen«, kündigte der Bischof von Spira an.
    Edgar, der Henker, seufzte. Endlich musste er nicht länger untätig herumstehen, sondern konnte zur Tat schreiten. Er hatte am Morgen ein Kitz geschossen, das darauf wartete, ausgenommen zu werden. In aller Eile hatte er das junge Reh mit Erdreich bedeckt, um die Beute in seiner Abwesenheit vor Aasfressern zu schützen.
    Der Gedanke an das Wildbret, das er sich draußen vor der Hütte zubereiten würde, die einst einem Mann namens Giselbert gehört hatte, wie ihm zu Ohren gekommen war, ließ seinen Magen knurren. Die beiden Gestalten in der Mitte des Raums, beide so heruntergekommen, dass schwerlich zu bestimmen war,

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