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Isenhart

Isenhart

Titel: Isenhart Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger Karsten Schmidt
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unbeholfen wirkte – zum Kessel.
    Drei Brandpfeile fanden den Weg in die Stallungen, das Stroh entzündete sich sofort, die angebundenen Tiere begannen zu schreien.
    Unter Beschuss brachten Konrad und seine Helfer einen weiteren Quader auf den Weg, der die Hänge hinabrauschte, während Henrick und die Bauern den Kessel gemeinsam anhoben und an die Brustwehr lehnten. Im nächsten Sekundenbruchteil waren drei Bauern tot und einer verkrüppelt.
    Der Kessel kippte zurück, Sigimund kam gerade rechtzeitig, um das schwere Gefäß zusammen mit Henrick aufzufangen.
    Die Brabanzonen waren in Belagerungen versiert. Der Kessel verriet ihnen seine Position durch die Dämpfe, die in Form von blassen Wölkchen in den Nachthimmel aufstiegen. Zudem schien der Brand innerhalb der Burg immer größere Ausmaße anzunehmen, denn die Brustwehr wurde von hinten erhellt.
    Als die Verteidiger den Kessel an die Brustwehr gedrückt hatten, um die Männer am Rammbock mit siedendem Öl zu übergießen, war dies den Brabanzonen also nicht verborgen geblieben. An die hundert Armbrustbolzen waren daraufhin den Bauern am Kessel entgegengeflogen.
    Sigimund von Laurin warf einen Blick in den Burghof. Das Feuer, das sich im Stall ausbreitete, griff auf die Burg über. Die wenigen Kübel Wasser, die das Gesinde gegen die Glut schleuderte, konnten den Hunger der Flammen auf altes, getrocknetes Holz nicht eindämmen. Andererseits bestand das Gebäude größtenteils aus Gestein, der Brand würde auf den Stall und ein paar Nebengebäude begrenzt bleiben.
    Wieder war die Nachtluft von dem Rauschen der Brandpfeile erfüllt, die in den Hof hinabregneten, viele verfehlten, aber drei Frauen beim Löschen trafen.
    Eine Gestalt, vielmehr ihre Silhouette, von Kerzen erhellt, die am Fenster ihrer Kammer stand und das Geschehen verfolgte, erhaschte seine Aufmerksamkeit. Es waren die Umrisse Mechthilds, seiner Frau. Für einen kurzen Moment versanken der Lärm und das Feuer um ihn herum, kurz erinnerte er sich an sie als junge Frau, das Haar im Sonnenlicht schimmernd, an ihr zögerliches Lächeln, ihre schmalen Finger, die sich auf seinen Unterarm legten auf dem Gang zum Geistlichen, der sie in den Status von Mann und Frau erhob.
    Dann schwoll der Lärm an, verjagte seine Gedanken aus der Welt der Erinnerungen und konfrontierte ihn mit dem Jetzt.
    Der Aufprall der eisenbewehrten Spitze des Rammbocks auf das Holztor rief ein Dröhnen hervor, das ihnen allen in die Glieder fuhr. Sigimund sah in die vor Todesangst geweiteten Augen der Umstehenden.
    Isenhart und ein paar andere fassten sich ein Herz, beugten sich bis zu einer Stelle über die Brustwehr, an der Wagemut und Leichtsinn einander die Hand reichten, und jagten die Bolzen von den Sehnen. Die Antwort ließ keinen Moment auf sich warten. Ein surrender Schwarm von mehr als siebzig Geschossen rauschte heran und schlug ein – in Burgmauer und Fleisch. Die Verletzten brüllten auf, die Masse an Bolzen ließ Gestein von der Brustwehr splittern.
    Beim nächsten Quader fehlte es Konrad und seinen Helfern an Geschick. Sie beförderten ihn in einem so unglücklichen Winkel über die Kante, dass er neben den Brabanzonen am Rammbock auf den Boden schlug und lediglich einen Strauch unter sich begrub.
    Den Rammbock von der Brustwehr aus aufhalten zu wollen, das erfasste Sigimund von Laurin nun, war aussichtslos geworden. Sie mussten sich darauf vorbereiten, die eindringenden Brabanzonen zurückzuwerfen. Deswegen zog er bis auf Henrick und zwei Bauern, denen er das Ausharren am Ölkessel befahl, alle Männer von der Wehr ab.
    Wilbrand hatte derweil mit einem Trupp von drei Dutzend Soldrittern die Burg zur Hälfte umquert. Die Männer stapften durch nahezu komplette Dunkelheit, immer am Burggraben entlang. Wieder und wieder verhakten sie sich in Strauchwurzeln und stürzten.
    Rogier van Heyden, Anführer der Brabanzonen und neben dem Abt der einzige Mann, der mit einem Plattenpanzer in die Schlacht zog, hatte jegliches Licht verboten. Neben der Dunkelheit boten der Brand im Burghof und der Kampfeslärm genug Deckung, um unerkannt zu jenem Tor zu gelangen, von dem Wilbrand von Mulenbrunnen berichtet worden war.
    In Swiebertingen hatten sie eine Magd aufgebracht, die gegen ein paar Pfennige bereit war, die Schilderungen ihres Vaters wiederzugeben. Der hatte sich auf dem Feld zu Tode geackert, war aber zuvor bemüht gewesen, seine Nachkommen mit den Kenntnissen des Aufbaus der Burg Laurin zu beglücken, was zu Lebzeiten des

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