Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
Vom Netzwerk:
andere Bildhauer in Waset«, sagte Basa und wandte sich halb ab. »Nezem ist bei weitem nicht der Einzige, der dafür in Frage kommt.«
    »Aber der Beste. Er wird mir alles beibringen. Bitte, Vater, ich möchte unbedingt zu Nezem!«
    Langsam drehte sich Basa wieder zu seinem Ältesten um.
    »Und er hat eine ausgesprochen anziehende Tochter, nicht wahr, mein Sohn?«
    Schweigend standen sie sich gegenüber. Zum ersten Mal hielt Khay dem väterlichen Blick stand.
    »Was bringt dich überhaupt dazu zu glauben, Nezem würde dich als Lehrling nehmen, jetzt, wo alle sagen, dass ihn die Trauer um seine Frau halb um den Verstand gebracht hat?«, fuhr Basa nach einer Weile fort.
    Für einen Moment wurde Khay ganz starr. Der Vater — hatte er doch Blutflecken im Gartenhaus entdeckt und gemerkt, von wem sie stammen? Sein Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Verzweifelt klammerte er sich an logische Argumente, um nicht vor Angst ohnmächtig zu werden. Aber dann hätte er dich längst halb totgeschlagen, sagte er sich, und nicht gewartet, bis du ihm irgendwann freiwillig ins Messer läufst.
    Er senkte seinen Blick. Und jetzt gelang ihm die bescheidene Pose, für die er vorhin zu stolz und aufbrausend gewesen war.
    »Er wird mich nehmen«, sagte er einfach. »Ganz bestimmt. Ich weiß es.«
     
    oooo
     
    Tagelang hatten sie Montemhet nicht zu ihr gelassen, und seine Unruhe war bis ins Unermessliche gewachsen. Er konnte sich vorstellen, wie schwer krank Schepenupet sein musste, denn in seinem eigenen Haus rang Udjarenes seit dem Festabend mit dem Tod. Als schließlich die Nachricht aus dem Palast drang, Amenardis habe den Giftanschlag nicht überlebt, verging kein Augenblick, in dem er nicht unter Schmerzen an die ferne Geliebte dachte.
    Eines Abends stand plötzlich der Bote vor seiner Tür. Montemhet erschrak, als er die ernste Miene des Oberamtmannes sah.
    »Ist sie ...«, fragte er zaghaft.
    »Nein, sie lebt«, versicherte Pepy. »Es scheint ihr etwas besser zu gehen. Sie möchte dich dringend sehen. Ohne großes Aufheben. Deshalb bin ich persönlich gekommen.«
    Schweigend legten die beiden Männer den Weg zur Tempelstadt zurück. Es war Neumond und so dunkel, dass sie aufpassen mussten, um nicht zu stolpern.
    »Hat man den unbekannten Bärtigen inzwischen gefasst?«, fragte der Oberamtmann, als die hohen Steinmauern vor ihnen in den finsteren Nachthimmel ragten. »Oder gibt es eine neue Spur?«
    »Hat man nicht«, sagte Montemhet knapp. »Und was deine zweite Frage betrifft — so möchte ich sie nur mit der >Gottesgemahlin< besprechen.«
    »Selbstverständlich.« Der Oberamtmann deutete im Gehen eine leichte Verbeugung an. »Es ist nur die Sorge«, sagte er entschuldigend. »Der ganze Hofstaat hat all die Tage großen Anteil an ihrem Befinden genommen.« Er rang um die richtigen Worte. »Es wäre mehr als schrecklich gewesen, hätten wir nach Amenardis auch noch Schepenupet verloren.«
    Im Flur des Palastes fand Montemhet Nitokris, die offenbar Krankenwache gehalten hatte und inzwischen vor Müdigkeit wie eine junge Katze auf einer gemauerten Bank eingeschlafen war. Zuerst wollte er sie aufwecken, dann jedoch ging er weiter, ohne sie zu stören.
    Als er das Zimmer betrat, in das man die »Gottesgemahlin« gebettet hatte, und sie so bleich und kümmerlich daliegen sah, wäre er vor Zärtlichkeit beinahe zersprungen. Mit schwacher Stimme schickte Schepenupet die Dienerinnen hinaus, die sie gewaschen und umgekleidet hatten, und bat mit Montemhet allein gelassen zu werden.
    »Ich dachte, ich würde dich niemals wieder sehen.« Er griff nach ihrer Hand. »Du warst die ganze Zeit bei mir. Ich habe dich gespürt wie meinen eigenen Schatten.«
    Sie lag reglos da, die Augen halb geschlossen. An den Stellen, wo Kerzenlicht ihre Wangenknochen und die weichen Schultern modellierte, erschien ihm ihre Haut wie mit Gold bestäubt. Einem dunklen Wasserfall gleich floss das Haar über das Kissen.
    »Ich war dem Tod sehr nah«, sagte sie leise. »Zuerst habe ich ihn als Feind gesehen und mich gegen ihn gewehrt. Aber als nichts mehr zwischen uns stand, ist er mir eher wie ein Freund vorgekommen. Man muss sich nicht vor dem Sterben fürchten, Montemhet. Es ist nichts als ein Übergang. Das weiß ich jetzt.«
    »Rede nicht so!«, bat er sie. »Allein der Gedanke, dich zu verlieren, hat mich fast umgebracht.«
    »Du wirst mich niemals verlieren«, sagte sie, »egal ob lebend oder tot. Weißt du das noch immer nicht?« Ansatzlos begann sie zu

Weitere Kostenlose Bücher