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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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liegen gleichzeitig auf all dem Reichtum, den du hier siehst«, sagte Schepenupet ernst. »Ein reicher Tempel wie der unsrige bringt eine ganz bestimmte Priesterschaft hervor. Je mehr Ansehen, Macht und Reichtum die Priester besitzen, desto stärker wächst der Wunsch, dies alles noch zu vermehren. Manchmal denke ich, dass Amun am besten damit gedient wäre, leise und innig zu ihm zu beten.«
    Schon von weitem war das Klopfen und Schlagen zu hören, das aus der Tempelwerkstatt drang. Wolken von gelblichem Staub hingen in der klaren Luft. Sie mussten ausweichen, als ihnen ein junges Mädchen mit einem Handkarren voller Töpfe und Schüsseln entgegenkam. Sie senkte ehrfurchtsvoll den Kopf, als sie die »Gottesgemahlin« erkannte, hob ihn jedoch wieder, um Meret neugierig anzulächeln. Ihr Strahlen und ihre hellgrünen Augen trafen die Seherin wie ein Schlag.
    Noch nie hatte sie so viel Schönheit in einem Menschen vereint gesehen.
    »Wer ist sie?«, fragte Meret, als das Mädchen vorüber war. »Sie ist so wunderschön!«
    »Ja, das ist Isis wirklich«, sagte Schepenupet. »Sie ist die Tochter meines Ersten Bildhauers. Ein schwieriger, aber sehr begabter Mann.«
    »Ihr Name lautet Isis?«
    »So heißt sie. Armes Ding! Die Mutter hat sie schon früh durch einen Unfall verloren. Seitdem sorgt sie für ihren Vater und seine Arbeiter.«
    Schepenupet presste sich den Saum ihres Gewandes vor den Mund, um sich gegen den Staub zu schützen, und Meret tat es ihr nach. Sie bahnten sich einen Weg durch
    Steinblöcke, Holzgestelle und Tonklumpen, bis sie schließlich die hinterste Ecke der Werkstatt erreicht hatten. Ein junger Mann arbeitete an einer halbhohen Skulptur aus grauem Schiefergestein. Neben ihm stand eine bereits fertige Osirisstatue, der nur noch die Politur fehlte.
    Meret brauchte nur einmal hinzusehen, um zu erkennen, was unter seinen Händen entstand: eine schlanke Frauengestalt in Schritthaltung, beide Arme eng am Körper. Sie trug ein knöchellanges Gewand, das erst grob herausgearbeitet war, sowie einen ebenfalls noch angedeuteten Halskragen. Der Kopf dagegen war beinahe perfekt. Über einer Strähnenperücke lag der Geierbalg. Ein Kranz aus halb aufgerichteten Uräusschlangen bildete den Untersatz des Kopfputzes, dem Kuhgehörn mit der Sonnenscheibe.
    »Isis«, entfuhr es Meret, und sie konnte nicht verhindern, dass ihre Augen feucht wurden. »Das ist ja Isis!«
    »Du?« Der Steinmetz ließ sein Werkzeug sinken und starrte sie an. »Hier?«
    »Ihr kennt euch?« Leicht irritiert sah die »Gottesgemahlin« zwischen Meret und Khay hin und her.
    »Wir sind uns in Sunu begegnet«, sagte Meret schnell. »Auf dem Kamelmarkt.«
    »Ich wusste, wir würden uns Wiedersehen.« Khay begann zu lächeln. »Ich wusste nur nicht, dass es ausgerechnet hier sein würde.«
     
    oooo
     
    Der Lichtschein, der aus den verhängten Fenstern des Gartenhauses drang, verriet ihm, dass der Vater dort für die nächsten Stunden beschäftigt sein würde. Dennoch schritt Khay einige Zeit wie ein gefangenes Tier in seinem Zimmer auf und ab, bevor er wagte, das Versteck zu öffnen. Hinter dem Bett, nur ein kleines Stück über dem Boden, hatte er einen Hohlraum geschaffen, der seine Schätze barg. Er hatte lange getüftelt und gefeilt, bis die sorgfältig halbierten Ziegel, die das Versteck tarnten, so genau abschlossen, dass man mit bloßem Auge kaum etwas erkennen konnten.
    Seine Hände waren unruhig, als er das raue Sackleinen aufschlug und den feineren Leinenbeutel öffnete, der darin lag.
    Erst als er die Reifen, Ringe und Ketten berührte, die er den Mumien abgezogen hatte, entspannten sich seine Züge allmählich. Er fuhr mit der Fingerspitze die feinen Einlegearbeiten nach und versuchte das Gewicht eines Pektorals abzuschätzen. Ein Schmuckstück gefiel ihm von allen am besten: ein schmaler Hüftgürtel aus Lapis- und Karneolperlen, die regelmäßig von massivgoldenen Kaurimuscheln unterbrochen waren. Sich ihn an Isis vorzustellen, auf ihrer zarten Haut...
    Seine Stimmung verfinsterte sich. Er konnte niemandem zeigen, was er besaß, am allerwenigsten ihr. Was einst als prickelndes, gefährliches Abenteuer für ihn begonnen hatte, war mittlerweile zu einem eng gewebten Netz geworden, das ihn mehr und mehr gefangen hielt. Nicht einmal hinter Nezem konnte er sich mehr verstecken. Auf seinen eigenen Wunsch grub er nun selbstständig in der Nekropole, und alle Last, alle Verantwortung lag auf seinen Schultern.
    Am liebsten hätte er die

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