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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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heraus. Schon das Tasten sagte ihm, dass es nicht die Statue sein konnte, die hier verborgen war.
    Seine Augen weiteten sich, als er den feineren Leinenbeutel öffnete. Das Gold und die Edelsteine ließen nur eine Schlussfolgerung zu: sein Erstgeborener — war ein Grabräuber!
    Basas ummittelbarer Impuls war aufzuspringen und durch die ganze Stadt zu laufen, um Khay zu finden und ihn mit dieser ungeheuerlichen Tatsache zu konfrontieren, bevor er ihn totschlug. Dann jedoch formte sich ein Gedanke in seinem Schädel, so kalt und kristallklar, dass er zu frösteln begann.
    Die Pläne waren hier in seinem Haus gewesen. Nur hier konnte Khay sie an sich gebracht haben. Damit betraf der Verrat die gesamte Familie. Jetzt sah er plötzlich die hoch schlagenden Flammen wieder vor sich, in denen damals seine Mutter jämmerlich umgekommen war. Jetzt würden sie seine ganze Familie vernichten. Denn die einzige Antwort, die Montemhet auf dieses Verbrechen haben würde, war der Tod — für jeden von ihnen.
     
    oooo
     
    Sie fand Anu in der Mittagspause mit den anderen jungen Schreibern beim Würfelspiel. Sie hatten sich vor dem Amtssitz Montemhets im Schatten der Dattelpalmen niedergelassen, wo sie nach dem Verzehr ihrer einfachen Mahlzeit darauf warteten, dass die Sonne weniger heiß herunterstach.
    Er sprang sofort auf, als er Isis erblickte.
    »Ist etwas passiert?«, fragte er besorgt. »Etwa mit deinem Vater? Du machst ein so ernstes Gesicht.«
    »Ja«, sagte sie und nahm seine Hand. »Ich weiß jetzt, dass das Wort Liebe in Wirklichkeit Vertrauen bedeutet. Das ist passiert.«
    »Natürlich«, sagte Anu, »was sonst? Aber ich verstehe nicht ganz .«
    »Die Zeit wandelt die Menschen, Anu. Das habe ich inzwischen endlich begriffen. Es gab einmal ein Mädchen, das hatte mein Herz und mein Gesicht, aber es war nicht wirklich ich. Ich trauere ihm nicht nach. Denn dieses
    Mädchen namens Isis war dumm, blind, voller Eitelkeit und Hochmut.«
    »Das darfst du nicht sagen! Das warst du niemals.«
    »Doch, ich war es«, erwiderte sie fest. »Aber ich bin endlich aufgewacht, Anu. Ich schlafe nicht mehr. Ich weiß jetzt, dass ich dich brauche. Und dass ich mit dir leben möchte. Heirate mich, Anu!« Sie lächelte ihn an. »Das heißt natürlich, wenn du mich nach dem ganzen Hin und Her überhaupt noch willst.«
    Er umarmte sie, unfähig, ein Wort hervorzubringen, und sie spürte, wie seine langen, schmalen Knochen sie dabei ein wenig stachen. Er wird mich niemals verletzen, dachte Isis, bei ihm bin ich behütet und beschützt. Niemand wird uns beide jemals wieder trennen können - am wenigstens Khay.
    oooo
    Es war Nachmittag, als Montemhet mit der Fähre auf das Westufer übersetzte, und die Sonne stand schon tief. Sein einziger Begleiter war sein jüngerer Sohn. Der Stadtfürst war dankbar für Nesptahs Schweigsamkeit, die er nach den kräftezehrenden Besprechungen eines langen Arbeitstages als besonders angenehm empfand.
    Sie passierten die Polizeistation, wo die wachhabenden Medjai eifrig salutierten, und verschwanden in dem engen Tal, das zur geheimen Grabstelle Montemhets führte.
    »Nicht mehr lange und sie werden wieder ruhig in ihren Betten schlafen können«, brach Montemhet schließlich das Schweigen. »Das Netz wird schon gespannt. Die Falle schnappt bald zu.«
    »Ich kann es kaum erwarten«, sagte Nesptah. »Diese Verbrecher haben wirklich den Tod verdient.«
    Beide schwiegen wieder, bis sie am Seiteneingang angelangt waren, den ein großer Felsen verschloss. Mit gemeinsamen Kräften gelang es ihnen, ihn zur Seite zu schieben.
    »Weiß sie, was du hier tust?«, fragte Nesptah, als sein Vater die Osiris-Statue aus dem Tuch nahm.
    »Noch nicht«, sagte Montemhet. »Aber sie wird es schon sehr bald erfahren.« Beinahe zärtlich berührte er die Atef-Krone, dann den Götterbart. Nicht minder behutsam fuhren seine Finger über Krummstab und Wedel.
    »Er hat deine Züge«, sagte Nesptah anerkennend. »Eine wundervolle Arbeit!«
    »Und die Isis, die dazu gehört, versprach nicht minder gelungen zu werden. Eigentlich hätten ja beide Skulpturen längst fertig sein sollen, aber dem jungen Steinmetz, Basas Sohn, ist offenbar ein Missgeschick passiert. Ein falscher Schlag — und alles zersprungen! Nun muss Khay mit der Isis-Figur noch einmal ganz von vorn beginnen.«
    Ein Lächeln spielte um seine Lippen.
    »Einstweilen wird Osiris im Haus für die Ewigkeit auf die innig Geliebte warten.«

 

Tötet sie! Udjarenes’ Schrift war

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