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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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hast?«
    »Psammetich wird nicht Herr beider Länder, solange Tanutamun lebt. Daran gibt es nichts zu rütteln.«
    »Dann kommt es euren Plänen ja wahrscheinlich sehr entgegen, dass der Gesundheitszustand des Pharaos zu wünschen lässt. Es ist so gut wie ausgeschlossen, dass Tanutamun Napata jemals wieder verlassen kann. Sein altbekanntes Leiden, die Fallsucht, hält ihn fest in ihren Krallen.«
    »Hast du Angst vor seinem Ende, weil deine Heimat das Goldland ist? Du bist die >Gottesgemahlin des Amun<, Schepenupet! Keiner in Kernet würde wagen, dich anzugreifen.«
    »Tanutamun hat meinen Bruder umgebracht«, sagte sie leidenschaftslos, »obwohl Taharka ihn bereits zum Mitregenten erhoben hatte. Er wusste, wie sehr der Neffe nach dem Thron gierte. Und auch, dass er mit dieser Entscheidung sein Leben aufs Spiel setzte - er hat es trotzdem getan. Was mich betrifft, Montemhet, so weiß ich sehr gut, wer ich bin, und wo meine Heimat ist.«
    Eine Weile war es still im Raum. Vom Innenhof drang das Scherzen und Lachen zweier junger Dienerinnen herein, die Fladenbrote backten und sich dabei über ihre Männer lustig machten.
    »Die Adoption seiner Tochter Nitokris ist nicht alles, was ich mit Psammetich besprochen habe«, sagte er. Schepenupets Augen bekamen ihren wachsamen Ausdruck zurück. »Wir sind überein gekommen, künftig gemeinsam zu handeln. Der Norden und der Süden, vereint als Brüder, nicht länger als Feinde.«
    »Was genau habt ihr vor?«
    »In diesem Jahr erklären wir uns noch bereit, wie bislang den unmenschlichen Tribut zu bezahlen, den Aschurbanapli uns abpresst. Im nächsten Jahr werden wir ihn auf eigene Faust halbieren. Und im dritten für alle Zeiten einstellen.«
    »Ihr müsst wahnsinnig sein oder tollkühn«, sagte sie nach einem Augenblick, »um dieses Risiko einzugehen. Noch bin ich mir nicht sicher, was von beidem gefährlicher ist. Denn wenn ihr das tatsächlich wagt, werden die Assyrer wiederkommen und ganz Kernet dem Erdboden gleichmachen.«
    »Psammetich hat erst kürzlich die Skythen besiegt und Asod eingenommen«, erwiderte Montemhet. »Im Osten erheben sich die Meder unter ihrem mächtigen König Kyaxares. Das sind nur die dringlichsten Probleme, die Aschurbanapli zu lösen hat. Er hat das Kontingent in Mennefer bereits systematisch verkleinert und wird es weiter tun müssen. Wie sollte er da schlagkräftige Truppen nach Kernet entsenden können?«
    »Eine Kleinigkeit habt ihr dabei allerdings übersehen: die jungen Männer aus Waset - seine Geiseln. Ist euer Mut ihren Tod wirklich wert?«
    »Offenbar ist Aschurbanapli im Lauf der Jahre ihrer Gesichter überdrüssig geworden. Oder er hat aus anderen Gründen die Lust verloren, sie weiterhin durchzufüttern. Alle zehn haben Ninive bereits verlassen, gesund und munter, wie zuverlässige Gewährsleute berichten. Ich will mir die Freude nicht nehmen lassen, diese Nachricht ihren Familien persönlich zu überbringen. Binnen weniger Wochen dürften sie wieder bei uns sein.«
    Ein Lächeln erschien auf Schepenupets Gesicht. Sie hob die Hand, als ob sie Montemhet segnen wolle, schien es sich dann aber doch anders zu überlegen. Stattdessen trat sie auf ihn zu, bis sie so nah war, dass er ihren Atem auf seiner Haut spüren konnte, und legte die Hand leicht gespreizt auf seine Brust.
    Er wagte keine Bewegung.
    »Schön, dass dein Herz noch so stark und mutig schlägt wie in jenen fernen Tagen. Und vergib mir, mein Geliebter! Scheint, als seiest du doch ein Löwe geblieben, Montemhet.«
     
    oooo
     
    Wenn Söhne unglücklich sind, erinnern sie sich an ihre Mütter - wieso kam Selene plötzlich diese alte Weisheit aus ihrer Heimat in den Sinn?
    Dabei wechselten sie kaum einen Blick, Basa und seine Mutter, noch schien die alte Frau besonders interessiert an der Zeremonie, die für ihre tote Schwiegertochter abgehalten wurde. Basas Mutter war groß und hager, aber sie ging nicht gebeugt wie viele ihre Alters, sondern sehr aufrecht. Schön war sie wohl niemals gewesen, dafür schienen ihr Gesicht zu mager und die Nase zu markant. Aber sie strahlte mit ihrem silbernen Haar eine gewisse Würde aus, wenngleich von Liebenswürdigkeit oder gar Wärme nichts zu spüren war.
    Die drei Kinder wirkten irgendwie mitgenommen: Isis, die ängstlich auf die verblassten Zeichnungen an den Felswänden starrte; Khay, der auf dem langen Weg in die Totenstadt ununterbrochen vor sich hin gepfiffen hatte, bis ein Knuff Basas ihn zum Verstummen gebracht hatte; und

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