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Isis

Isis

Titel: Isis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brigitte Riebe
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mit Staatsgeschäften verderben lassen wollte.«
    Unsere Zeremonie, wollte Schepenupet sie schon verbessern, entschied sich dann aber dagegen. Es konnte durchaus lohnend sein, weitere Einzelheiten aus diesem altklugen Mündchen zu erfahren.
    »Und der große Psammetich von Sai's, der zukünftige Pharao, hat tatsächlich auf dich gehört?«
    »Papa hört immer auf mich«, sagte das Mädchen selbstgefällig. »Für mich würde er alles tun. Sogar Kriege führen. Oder Köpfe rollen lassen. Wusstet ihr das noch nicht?«
     
    oooo
     
    Die Eidechse klammerte sich an die Ziegelwand, von deren Ocker sie nur eine zarte Grünfärbung ihrer Haut unterschied. Obwohl Khay sie abstoßend fand, konnte er nicht damit aufhören, sie anzustarren. Die dünne Zunge schnellte vor und zurück. Die Augen schienen ohne Ausdruck.
    Eigentlich hätte er bei den anderen in der Schule sein sollen, aber dort ließ er sich schon seit Wochen nur noch sporadisch blicken. Sein Überdruss gegen Schreibübungen und Rechenexempel hatte ein Ausmaß erreicht, das ihn manchmal selbst verwunderte. Reine Zeitfrage, bis alles aufilog. Noch aber hielt Khay an der Illusion fest, er könne trotz allem ungeschoren davon kommen. Anu hatte er vorsorglich Prügel angedroht, falls er der Ama oder dem Vater auch nur ein Wort verraten würde, und der Jüngere hatte ihn vorwurfsvoll angestarrt.
    »Natürlich halte ich den Mund. Aber ich finde, du machst einen Fehler. Wenn einer der Lehrer es meldet oder wenn Vater dich erwischt, d-d-dann .«
    »Er wird mich nicht so einfach erwischen, kapiert? Weil ich nämlich mindestens so durchtrieben bin wie er. Und außerdem hast du einfach keine Ahnung. Wozu brauche ich den ganzen Unsinn überhaupt? Meine Arme sind stark und meine Beine schnell, das reicht, um überall durchzukommen.
    Glaubst du vielleicht, ich will eines Tages ein buckliger Schreiberling werden wie du, der sich abmüht, es allen nur ja immer recht zu machen?«
    »A-a-aber ich möchte ja nur nicht, dass dir etwas passiert, Khay! Du bist doch mein großer Bruder!«
    Sofort steckte in Khays Kehle wieder dieser dicke Kloß. Er begriff nicht, woher das kam, aber wenn er Anu ansah und vor allem bei dem, was sein Bruder sagte, geschah das viel zu oft. Er wünschte sich, Anu würde ihn nicht ständig traurig machen. Dann wieder wünschte er sich, so gut zu sein wie er, den alle ins Herz geschlossen hatten, sogar die Ama, die sonst kaum Gefühlsregungen zeigte. Und manchmal wünschte er sich auch, Anu wäre niemals geboren worden — dann fände er endlich Ruhe in seinem Inneren.
    Vielleicht lag es daran, dass Khay kein Kind mehr war, im Gegensatz zu Anu, der in unbedingter, schwärmerischer Liebe zu ihm aufsah. Aber ein richtiger Mann war Khay auch noch nicht. Seit einiger Zeit schien er nur noch aus Knochen, Sehnen und Kanten zu bestehen. Alles wirkte irgendwie zu groß: Ohren, Hände, Füße. Frauen, die an ihm vorübergingen, konnten ihm schon die Schamröte ins Gesicht treiben.
    Gleichzeitig reagierte sein Körper in eindeutiger Weise auf sie, was ihn noch mehr verwirrte.
    Er hob einen Stock vom Boden auf und wog ihn in der Hand.
    Dann schlich er auf Zehenspitzen ein Stück näher an die Ziegelwand. Sollte er das widerliche Vieh mit einem Hieb zerquetschen?
    Ein helles Rauschen. In seinem Kopf wurde es ganz weiß. Er hob den Arm und schlug zu. Aus den Augenwinkeln sah er eine schnelle Bewegung, aber als er sich vergewissern wollte, wo sein Opfer lag, war der staubige Boden vor ihm leer. Die Eidechse war entwischt.
    Plötzlich fühlte Khay sich erleichtert, weil er sie nicht getötet hatte. Dafür prügelte er mit seinem Stock wild durch die Luft und stellte sich dabei vor, es seien imaginäre Feinde, die unter seinen Hieben schmerzerfüllt zusammenzuckten.
    Er hatte die Gewohnheit angenommen, sich am Hafen herumzutreiben, wo er sich einigermaßen sicher vor dem Vater wähnte. Außerdem mochte er den Lärm, der aus den vielen kleinen Spelunken drang, in denen Hafenarbeiter, Kapitäne und Matrosen aßen und tranken. Am meisten jedoch zogen ihn die Frauen an, die dort servierten, und erst recht die, die vor den schäbigen Lehmgebäuden schon am helllichten Tag ihre Liebesdienste feilboten. Inzwischen an seinen Anblick gewöhnt, riefen sie ihm Scherzworte zu, sobald sie ihn erblickten, und manch eine hatte ihm schon ein eindeutiges Angebot unterbreitet.
    Bislang allerdings war Khay zu schüchtern gewesen, um darauf einzugehen. Allein die Vorstellung, eine dieser grell

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