Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
Vom Netzwerk:
dafür sorgte, dass eine Frau ahnungslos blieb, was es in Wahrheit hieß, eine Ehefrau zu sein.
    Es ist nicht mehr amüsant, Philip. Hör auf. Ich will, dass du aufhörst.
    An diesem Abend hatte sie die Lüge aufgedeckt, aber für sie selbst war es zu spät gewesen. Der Mann, dem sie ihre Zukunft versprochen hatte, hatte ihr voller Selbstgefälligkeit den Hof gemacht. Sie war so erfreut über seine Werbung um sie gewesen, so glücklich über die bedingungslose Billigung der Verbindung durch ihren Vater. Viele ihrer Freundinnen waren Männern versprochen, die alt waren, grässliche erwachsene Kinder hatten oder seltsame europäische Titel trugen. Aber nicht so Deborah. Sie würde einen Ascot heiraten, einen Mann aus einer der besten Familien New Yorks. Während andere amerikanische Erbinnen, sich mit Händen und Füßen sträubend, über den Atlantik geschickt worden waren, um in düsteren zugigen Burgen mit einem verarmten Adeligen zu leben, hatte Deborah voller Vorfreude der Zukunft mit einem jungen gut aussehenden und vitalen jungen Mann entgegengesehen, der oft lachte, ihr voller Ernst schmeichelte und sich mit Freude dem Vergnügen hingab.
    Das Problem war, dass seine Vorstellung von Vergnügen sich offenbar irgendwann gewandelt hatte.
    Er hatte einfach nicht von ihr abgelassen. Er hatte ihren entsetzt geöffneten Mund mit seinem bedeckt, an ihr herumgedrückt und herumgeschoben. Selbst als es ihr gelungen war, den Kopf wegzudrehen, um sich seinen Küssen zu entziehen, hatte er sich mit seinem schlanken eleganten Körper, den sie so oft auf der Tanzfläche bewundert hatte, tiefer in sie gedrängt.
    Und sie war mit Stummheit geschlagen gewesen; nicht aus lauter Furcht, und auch nicht aus Empörung oder Wut, obwohl Zorn sie durchaus durchzuckte. Nein, sie war so stumm geblieben wie ein Sklave, dem man die Zunge herausgeschnitten hatte, weil man sie immer wieder ermahnt hatte, sich stets manierlich und zurückhaltend zu verhalten. Sie war sich sicher gewesen, dass um Hilfe zu rufen mehr Schande über sie bringen würde, als einfach zu erdulden, was immer Philip mit ihr vorhatte.
    Das war vermutlich das Schlimmste von allem. Sie war zu höflich gewesen, ihn aufzuhalten. Ihre Lehrer hatten sie gelehrt, still zu sein und fügsam. Sie hatte keine Ahnung gehabt, warum ihr das immer wieder eingetrichtert worden war. Aber nun hatte sie es herausgefunden. Das hier war das große Geheimnis, die große Lüge.
    Dir gefällt es, du willst es, du hast darauf gewartet.
    Sie hatte nicht gewusst, was sie ihm sagen, was sie tun sollte.
    Und so hatte sie geschwiegen. Vielleicht war das der Grund, weswegen sie sich so schämte. Sie hatte sich gestattet, ihm zu vertrauen, ihm Achtung entgegenzubringen – einem Mann, der ihr das hier antat.
    Übertönt von den Klängen eines wunderschönen eindringlichen Mozartduetts, eingehüllt in den Geruch von Nelken und Philips Brandy-Atem konnte sie sich nicht bewegen, nicht sprechen. Und als sie sich schließlich wehrte und schrie, merkte sie, dass sie nur in ihrem Kopf aufbegehrte. Nach außen hin lag sie auf der Chaiselongue und tat genau das, was Philip sie zu tun zwang, und die ganze Zeit über dröhnte ihr die Oper in den Ohren.
    Das Anschwellen der Musik, die lauten Stimmen – es war, als bohrten sich Messer in sie. Sie spürte sich nicht mehr, und sie begriff, es gab sie nicht mehr, aus und vorbei, sie war ermordet worden – aber seltsamerweise konnte sie noch alles sehen und hören und fühlen. In der samtverhüllten Ungestörtheit des Separees hatte sie festgestellt, dass etwas mit ihr nicht in Ordnung war, dass sie anders als normale Frauen ihre Pflicht nicht erfüllen konnte, ohne vor Ekel halb verrückt zu werden.
    Erst als Philip mit ihr fertig war, verlor sie die Fassung, rollte sich auf der Brokatliege zusammen und begann, unkontrolliert zu schluchzen. Ihre Tränen erzürnten ihn, aber als er sie später am Abend zu Miss Boylans Schule zurückbrachte, machte er den Eindruck, stolz auf sich und das Erreichte zu sein.
    „Ich habe dir die Unannehmlichkeiten der Hochzeitsnacht erspart, Liebes“, brüstete er sich. „Hiernach wirst du nur Freude und Entzücken als meine Frau erleben.“
    Sie saß ihm gegenüber im Phaeton, innerlich ganz kalt und erstarrt wie eine Salzsäule. Er hatte sie überrumpelt, sie unfähig gemacht, zu handeln. Sie fühlte sich nutzlos, hasste sich dafür, dass sie nicht dazu in der Lage gewesen war, sich zu wehren.
    Philip strahlte wie gewöhnlich eine

Weitere Kostenlose Bücher