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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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in anderen Umständen bin, was werden Sie dann tun?“
    Er unterbrach seine Arbeit nicht, wickelte einen feinen Draht um eine flauschige Feder, die Stirn vor Konzentration in Falten gelegt. „Ich fürchte, ich habe die ganze Nacht lang wach gelegen und darüber nachgedacht.“
    Das Eingeständnis, dass sie ihn den Schlaf gekostet hatte, übte eine merkwürdige Wirkung auf Deborah aus. Sie glaubte nicht, dass sie schon einmal jemandem eine schlaflose Nacht beschert hatte.
    „Und?“ Sie blickte zu Boden und wartete. Währenddessen versuchte sie sich erneut vorzustellen, wie es wäre, schwanger zu sein. Sie hatte keine Ahnung, nicht die geringste. Schließlich hatte sie nie zuvor bewusst eine schwangere Frau gesehen. Aus dem, was sie sich aus den Gesprächen der Dienstboten zusammenreimen konnte, die sie zufällig belauscht hatte, wurden unverheiratete Frauen, die sich in anderen Umständen wiederfanden, unverzüglich entlassen, bevor ihr Zustand offensichtlich wurde.
    Dies ist, wofür du geschaffen bist. Philips Stimme erhob sich aus den Schatten der Erinnerung. Dies ist die ganze Pflicht einer Frau.
    Sie erschauerte und hob den Blick. „Ich bin mir nicht sicher, ob es überhaupt etwas gibt, was man dann tut .“
    Er schien sich genauso unbehaglich zu fühlen wie sie. „Wenn Sie Hilfe brauchen wegen … Ihres Zustands, nehme ich an, ich könnte versuchen zu dem Lager in Rock Harbor zu gelangen, um zu schauen, ob es da eine Frau gibt, die kommen kann.“
    Bei der Vorstellung einer Hebamme aus den Wäldern hier erschauerte sie wieder. „Ich möchte nicht, dass Sie mich allein lassen“, sagte sie, bevor sie sich davon abhalten konnte. „Wir sollten abwarten und sehen, ob … ob es wirklich stimmt.“
    Er holte scharf Luft, gab gleich darauf einen Fluch von sich, als ein Angelhaken sich in seinen Finger bohrte. „Dann bleibt uns nichts anderes übrig, als auf den Frühling zu warten.“ Er zog den Haken aus der Haut und wickelte sich ein Tuch um seinen Finger.
    Sie zwang sich, eine Tasse Apfelmost zu trinken, obwohl sie keinerlei Appetit auf irgendetwas hatte. Während die Augenblicke verstrichen, überkam sie ein merkwürdiges Gefühl. Sie konnte spüren, wie die alte Deborah sie verließ und ins Nichts davonflog, verdrängt von etwas Neuem und Andersartigem.
    Ihr Leben hatte sich so sehr geändert; sie war sich selbst ganz fremd. Sie konnte kaum glauben, dass sie dieselbe war wie das sorglose junge Mädchen, das die Sommer am See verbracht hatte, an Tanzveranstaltungen und Musikabenden teilgenommen hatte, in die Stadt ins Theater oder die Oper gegangen war, mit ihren Freundinnen bis spät in die Nacht gelacht hatte und eine Reise nach Europa geplant hatte, damit Phoebe ihren Herzog oder Earl treffen konnte, den zu heiraten, wie sie stets betonte, ihr Schicksal sei.
    Deborahs Abstieg war wahrlich dramatisch gewesen. Sie hatte den Monat Oktober auf dem Höhepunkt von Chicagos gesellschaftlichem Trubel begonnen, und ihre Hochzeit mit dem Sprössling einer der besten Familien des Landes hatte unmittelbar bevorgestanden. Jetzt hingegen saß sie den Winter über auf einer Insel fest und war vielleicht sogar schwanger.
    „Geht es Ihnen gut?“, fragte Tom.
    Sie betrachtete den Boden, steckte eine Zehe in ein Astloch in der Bodendiele vor ihr. „Ich habe mich nur gerade gefragt, wie mein Vater wohl auf all dies hier reagieren würde.“
    „Sie denken, ein Kind von Philip Ascot würde den Bastard glücklich machen?“, erkundigte sich Tom Silver.
    Sie zögerte. „Ich bin mir nicht sicher, ob mein Vater sich die Frage nach Glück stellt. Er ist ein Mann, für den Ansehen und Besitz zählen. Und er ist überaus zielstrebig. Erst wenn er ein Ziel erreicht hat, ist er zufrieden. Ich glaube, das ist es, was ihm wichtig ist.“ Sie füllte sich ihre Tasse erneut. „Sie sollten doch aber auch zufrieden sein, weil Sie sein wichtigstes Ziel durchkreuzt haben. Er hat nur eine Tochter, und ich bin ruiniert, sodass ich niemals heiraten werde.“
    „Sie scheinen das nicht sonderlich zu bedauern.“
    „Tue ich auch nicht.“ Ihr wurde ganz leicht zumute. „Ich fühle mich … befreit, auf eine verdrehte Weise. Ich muss Philip nicht heiraten, ich muss nicht nach New York ziehen und langweilige Veranstaltungen besuchen. Ich kann Pionier im Westen werden oder eine Missionarin in fernen Landen.“
    „Wollen Sie das denn?“
    „Ich bin mir nicht sicher. Aber bis zu dem Feuer … und … dem, was danach geschehen ist, hatte ich

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