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Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition)

Titel: Isle Royale - Insel des Schicksals (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Wiggs
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hatte. Die Frauen hatten Schürzen mit Trägern vor die rustikalen Kleider aus Nesseltuch oder Barchent gebunden. Hüte mit breiten Krempen beschatteten ihre Gesichter, und ihre Haare trugen sie zum Zopf geflochten. Deborah spürte, wie sich nach und nach die allgemeine Aufmerksamkeit ihr zuwandte. Unausgesprochene Fragen hingen wie die Nebelschwaden vorhin an dem kleinen Hafen in der Luft. Sie wollten wissen, wer sie war und was sie hier tat.
    Lightning Jack, der bester Stimmung war, deutete mit einer eleganten Handbewegung auf sie. „Bitte heißt Miss Deborah Si…“ Er unterbrach sich. „Ihr müsst sie einfach Miss Deborah nennen. Sie wird eine Weile bei uns bleiben.“
    „Ist sie Mr Silvers Braut?“, fragte ein kleines, aber vorlautes Kind.
    Deborah spürte, wie sie errötete. „Ganz bestimmt nicht“, sagte sie, aber niemand hörte sie. Die Kinder begannen Tom und Jack mit Fragen zu bestürmen, ohne ihnen Zeit zu lassen, sie zu beantworten.
    „Meine Mama sagt immer, er solle sich besser bald eine Frau suchen“, merkte ein anderes Kind an.
    „Meine Mama sagt, er hat schon viel zu viele“, hielt wieder ein anderes dagegen.
    „Wo denn?“, fragte sein Freund. „Wir sehen hier nie eine.“ Er strich sich mit einer Hand sein flachsblondes Haar aus der Stirn und spähte zu Deborah. „Bis jetzt.“
    „Ganz bestimmt bin ich nicht …“
    „Er hat sie irgendwo in der Wildnis“, vermutete ein anderer Junge. „Oder vielleicht in Soo Locks.“
    „Genug“, schaltete sich Deborah ein, verlegen und am Ende ihrer Geduld. „Ich bin weder Mr Silvers noch sonst jemandes Frau, um Himmels willen.“
    „Was sind Sie dann?“ Der Junge starrte sie ratlos an.
    „Eine Besucherin“, warf Tom ein. Er fasste Deborah am Handgelenk und zog sie mit sich über den Bohlenweg zum Haus. „Und mit ein wenig Glück wird sie nicht lange bleiben.“
    Sie hatte etwas gegen die Unterstellung, dass sie aus freiem Willen hier war, und wich vor ihm zurück.
    „Nels“, sagte Tom zu dem hellblonden Jungen. „Bring die Stofftasche zu meinem Haus.“
    Deborah ließ ihren Blick zu dem kleinen gemütlich wirkenden Häuschen in dem Garten hinter dem Handelsposten wandern. Die Tür war geschlossen und die Fenster zu. Sie stand wie erstarrt, spürte, wie ein Schrei in ihrer Kehle aufstieg; nur in dem sie mehrmals fest schluckte, konnte sie verhindern, dass er ihren Mund verließ. „Ich kann nicht hier mit Ihnen bleiben“, erklärte sie mit schwacher Stimme.
    „Warum, zur Hölle, nicht?“
    „Es gehört sich nicht.“
    Ein unverschämtes Lachen entrang sich ihm. „Warum, zur Hölle, sollte ich mir deswegen Gedanken machen?“ Er wurde ernst. „Sehen Sie, selbst wenn ich Ihnen vertraute, nichts Dummes zu tun, würde es niemanden sonst im Ort geben, der Sie bei sich aufnähme.“
    Getroffen straffte sie die Schultern. „Was bilden Sie sich eigentlich ein?“
    „Sie sind eine Sinclair, Prinzessin. Vergessen? Warten Sie nur, bis die Leute hier das herausfinden.“

Teil 2
    Die wahre Entdeckungsreise besteht nicht darin, dass man neue Landschaften sucht, sondern darin, alles mit neuen Augen zu sehen.
    Marcel Proust

13. KAPITEL
    B is zu diesem Moment hatte Deborah sich Tom Silver nicht als einen Mann vorgestellt, der ein wirkliches Zuhause hatte. Der Tom Silver, den sie kannte, war zu wild, zu zornig, zu unerbittlich, um so gewöhnliche Dinge zu besitzen wie Kochgeschirr und Decken, Möbel und Bücher, Schmuckkacheln und Petroleumlampen.
    Doch als er sie durch den hinteren Teil des Ladens und den Garten gebracht hatte, stand sie vor dem Gebäude, das er sein Heim nannte. Entgegen aller Bilder, die sie sich von ihm gemacht hatte, war das Häuschen nicht grob oder behelfsmäßig errichtet. Es hatte eine Veranda mit zwei selbst gezimmerten Stühlen und einen aus Feldsteinen gemauerten Kamin. Es erinnerte an das Zuhause eines anständigen Menschen, jemandem, dem daran lag, wie er lebte.
    War Tom Silver das wichtig? Sie hatte das bislang nicht aus seinem Verhalten schließen können. Sich einfach rücksichtslos durch den Tag zu rempeln, schien ihm zu reichen.
    Sie sandte ihm einen verstohlenen Blick über die Schulter, spürte seine Nähe hinter sich, während sie durch den Garten gingen. Vielleicht irrte sie sich doch in ihm. Es wäre nicht das erste Mal, dass ihre Meinung über einen Mann falsch war.
    Der Vorbau bestand aus Holzbohlen, die im Laufe der Jahre durch die Witterung ganz glatt geschliffen worden waren. Die Vordertür war nicht

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