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Isola - Roman

Isola - Roman

Titel: Isola - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Arena
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sich mit dem Handrücken über die Lippen und lehnte sich an die Wand.
    »Wo sind die anderen?«, fragte Milky.
    Alpha zuckte mit den Schultern. An seinem Hals kroch wieder die Röte empor und ich ertappte mich dabei, wie ich in den aufflammenden Flecken auf seiner Haut nach Mustern suchte. Auch auf Alphas T-Shirt war ein roter Fleck, ganz plötzlich fiel er mir auf, er war nicht groß, aber er sah aus wie getrocknetes Blut.
    »Ich bin allein aus der Höhle raus«, sagte Alpha, ohne uns anzusehen. »Kurz nach euch, auf die anderen hab ich nicht mehr geachtet. Ich hab noch ein Windlicht und Feuer gefunden, aber dann, im Wald, bin ich gestolpert, das Licht ging aus und ich konnte nicht weiter. Scheiße. Scheiße! Ich will hier weg!«
    Hilflos sahen wir einander an. Milky kaute in einer verzweifelten Intensität an seinen Nägeln und Elfe krallte sich an der Kaffeetasse fest, die sie in der Hand hielt.
    »Ihr habt auch nichts gehört, oder?«, fragte sie zögernd. »Ich meine … da war kein Nebelhorn, oder?«
    »Nein!« Milkys Antwort kam wie aus der Pistole geschossen. »Da war nichts. Vielleicht sind die anderen noch in der Höhle. Wir sollten … «
    »Auf keinen Fall!« Elfe schüttelte wild mit dem Kopf. »Ich gehe da nicht wieder hin und ich möchte auch nicht hier allein bleiben … bitte!« Sie warf erst Milky, dann uns flehende Blicke zu. Ihre Augen waren verquollen und stark gerötet.
    Stumm setzten wir uns an den Glastisch. Elfe starrte in ihre Tasse, als könnte sie keinen Schluck hinunterbringen, und uns allen war der Gedanke, etwas zu essen, zuwider. Meine Schädeldecke fühlte sich an wie ein hauchdünnes, zum Zerreißen gespanntes Tuch, während die Müdigkeit noch immer mit eisernem Griff meinen Kopf umschloss.
    »Elfe«, setzte Milky an. »Wir … wir müssen sie suchen gehen.« Elfe stöhnte und gleich darauf schoss Mephisto schwanzwedelnd zur Tür. Solo trat ins Zimmer. Er sah völlig fertig aus. Unter seinen Augen lagen dunkle Schatten und über seine Wange zog sich eine lange, blutige Schramme. Er lächelte, aber es war ein erschöpftes, verzweifeltes Lächeln, in dem ich auch Angst las.
    »Wo sind Joker und Darling?«, fragte er.
    Milky grinste hilflos. »Das wollten wir dich gerade fragen.«
    Solo ging in die Küche und stellte den Wasserhahn an, aber anstatt etwas zu trinken oder sich die Hände zu waschen, sah er nur regungslos zu, wie der Wasserstrahl geräuschvoll im Abfluss verschwand.
    »Stell doch endlich das Ding ab«, fuhr Elfe ihn an. »Was ist passiert, wo warst du die ganze Zeit?« Ihr Blick flog zu Alpha, aber der zuckte mit den Schultern.
    Solo drehte sich zu uns um. »Ich war in der Höhle. Ich bin allein zurückgeblieben.« Er drehte den Wasserhahn zu und warf einen skeptischen Blick auf Alpha. »Glaub ich jedenfalls. Als das Licht ausging, wurde mir furchtbar schwindelig. Ich hatte Kopfschmerzen wie verrückt, ich konnte kaum noch geradeaus denken. Ich weiß noch, dass sich eine Hand um mein Gelenk gelegt hat. Ich dachte … « Solo schaute zu mir, seine dunklen Augen sahen aus, als würden sie um Verzeihung bitten. »Ich dachte erst, dass du es warst.«
    Dann schüttelte er den Kopf, als wollte er das, was er erlebt hatte, verdrängen. »Mir war kotzübel. Ich glaub, mir sind einfach die Beine weggesackt. Ich erinnere mich nicht mehr. Ich meine, dass noch jemand Schlampe geschrien hat, aber dann drehte sich alles und irgendwann war ich weg.«
    Solo strich sich das dunkle Haar aus der Stirn und biss sich leicht auf die Unterlippe. Gott, wie schön er war, selbst jetzt – oder vielleicht auch gerade jetzt.
    »Ich muss eingeschlafen sein«, fuhr er fort. »Und als ich wach wurde, hat auf mein Rufen niemand geantwortet. Verdammt!«
    Wieder drehte Solo den Wasserhahn auf. Diesmal trank er und fuhr sich mit nassen Händen durch die Haare, bevor er zu uns an den Tisch kam. Er trug sein T-Shirt, aber es war völlig verdreckt, und erst jetzt fiel mir auf, dass seine Jeans an den Knien Löcher und Risse hatte und dass die Haut darunter blutig zerschürft war, als wäre er auf allen vieren durch die Höhle gekrochen – was er wahrscheinlich auch getan hatte. Mephisto setzte sich vor ihn und versuchte, ihm die Knie abzulecken, aber Solo stieß ihn mit einer wütenden Bewegung von sich. »Ich bin eine verdammte Ewigkeit in dieser Scheißdunkelheit herumgeirrt, bis ich den Gang gefunden habe. Ich dachte, ich kratz da unten ab!«
    Den letzten Satz rief Solo laut aus, wobei er hochblickte

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