Ist es nicht schoen, gemein zu sein
Serena wippte im Takt mit dem Fuß und sah Blair an, deren
Blick glasig geworden war.
Serena zündete sich noch eine
Zigarette an und zog den Rauch tief in die Lunge.
»Klar hab ich es an der Schule
krachen lassen, aber das haben die anderen auch. Das war nicht das Problem. Die
kamen nur nicht damit klar, dass ich es noch nicht mal für nötig gehalten
hab, nach den Ferien pünktlich wiederzukommen. Kann man ja irgendwie auch
verstehen. Aber weißt du was, in Wahrheit hatte ich einfach keinen Bock auf
Schule. Dazu hab ich mich viel zu gut amüsiert.«
Blair verdrehte die Augen. Wahrheit. Die Wahrheit war ihr so was
von egal.
»Hast du mal daran gedacht,
dass das jetzt die entscheidenden Jahre unseres Lebens sind?«, fragte sie
Serena. »Du solltest dich lieber darauf konzentrieren, dass du einen Platz an
der Uni kriegst.«
Missy brachte die Cocktails,
für die sich Serena diesmal nur mit einem flüchtigen Kopfnicken bedankte. Sie
guckte zu Boden, den Nagel ihres kleinen Fingers zwischen den Zähnen. »Ja, das
wird mir allmählich auch klar«, räumte sie ein. »Ich hab mir da vorher wirklich
nie Gedanken drüber gemacht. Wie wichtig es ist, bei irgendwelchen AGs mitzumachen
und so was. Sich in der Schule einzubringen.«
Blair schüttelte den Kopf.
»Deine Eltern tun mir echt Leid«, sagte sie leise.
Serenas Augen weiteten sich,
ihre Unterlippe zitterte. Aber sie war entschlossen, sich von Blair nicht zum
Weinen bringen zu lassen. Blair war einfach mies drauf und deswegen so fies.
Vielleicht kriegte sie ihre Tage.
Serena nahm einen Schluck von
ihrem Cocktail und wischte sich mit der Serviette den Mund ab. »Jetzt erzähl
aber du mal. Was hast du denn in den Ferien gemacht? Warst du mal oben in Maine
und hast dir Nates Boot angeschaut?«
Blair schüttelte den Kopf.
»Ich war in so einer Tennistalentschmiede. Superscheiße.«
»Oh«, sagte Serena.
Beide nippten schweigend an
ihren Cocktails. Keine wusste, was sie sagen sollte.
Plötzlich setzte sich Serena
mit einem Ruck auf. Ihr war gerade etwas eingefallen. »Ach, übrigens«, sagte
sie. »Ich hab jemanden, der mir bei meinem Filmprojekt helfen will. Eine aus
der Neunten. Jenny. Und sie hat mir auch eine Einladung zu dieser Party nächste
Woche gegeben. Du weißt schon, die Party, die du mitorganisierst.«
Touche, liebste Freundin. Touche.
Blair zog eine Zigarette aus
ihrer Packung und schob sie sich zwischen die Lippen. Sie griff nach dem
Streichholz- heftchen, wartete aber mit dem Anzünden, um dem Barmann eine
Chance zu geben, mit seinem Feuerzeug angerannt zu kommen. Er kam nicht. Blair
zündete sich ihre Zigarette selbst an und blies Serena eine dicke Qualmwolke
ins Gesicht.
Serena wusste also von der
Party. Und sie hatte sogar eine Einladung. Na gut, früher oder später hätte sie
es sowieso erfahren.
»Ach, die Schönschreiberin?«
Blair lächelte zuckersüß. »Ja, die kann wirklich was.«
»Die Einladungen sind toll
geworden«, sagte Serena. »Und auch super, dass ihr das mit der falschen Adresse
aufgefallen ist. Auf der Liste, die du ihr gegeben hattest, stand anscheinend
noch die vom Internat.«
Blair strich sich die Haare
hinter die Ohren und hob die Schultern. »Oops«, sagte sie mit gespielter
Überraschung. »So was Blödes. Sorry.«
»Dann erzähl doch mal von der
Party«, forderte Serena sie auf. »Wofür wollt ihr Geld sammeln?«
Blair lächelte etwas peinlich
berührt, weil sich das mit den Falken ziemlich lahm und unspektakulär anhörte.
Deshalb hatte sie auch beschlossen, die Party »Kiss on the Lips« zu nennen.
Das klang gleich viel sexier. »Wir sammeln für die Wanderfalken, die im Central
Park leben. Weil die zu den gefährdeten Tierarten gehören und sterben oder verhungern
könnten. Und ihre Nester werden von Eichhörnchen geplündert. Deshalb soll
jetzt eine Stiftung gegründet werden, um sie zu retten«, erklärte sie. »Lach
nicht. Ich weiß selbst, wie bescheuert das klingt.«
Serena blies eine Rauchwolke
aus und kicherte. »Naja, es ist nicht so, als würde es keine Menschen geben,
die gerettet werden könnten. Ich meine, was ist zum Beispiel mit den ganzen
Obdachlosen?«
»So lächerlich finde ich das
mit den Falken auch wieder nicht. Wir wollten die Wintersaison nicht gleich mit
was beginnen, was die Leute total deprimiert«, fauchte Blair. Sie durfte lachen - Serena nicht.
Serena lenkte schnell ab.
»Wird das denn eine echte Party oder habt ihr auch Eltern eingeladen?«, wollte
sie wissen.
Blair zögerte.
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