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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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Zeitungsstapel liegen vor dem Botenbüro, und ich schneide mit der Zange die Bänder meiner zwei Stapel durch und hieve sie auf das Wägelchen. Ich sehe Frau Johansen über die Straße kommen, aber ich bleibe nicht stehen, um mit ihr zu reden. Ich gehe den Grevlingveien hinauf und halte Ausschau nach Familie Vilden, die sonst immer als erste kommt, müde und pflichtbewusst, aber heute kann ich sie nicht sehen. Das macht mich ein wenig unruhig, und ich weiß auch, warum, es ist albern, dennoch drehe ich mich um und schaue zum Einkaufszentrum zurück, bis es verschwindet, als ich in den Veitvetsvingen einbiege. Nach dem ersten Haus, in dem Paul wohnt, der in der Grundschule in meiner Klasse war, gehe ich weiter bergab, und unten an der Straße zu den Garagen steht sie und sieht aus, als würde sie warten. Ihre Haare sind zerzaust, ihr Gesicht ist verschmiert, und unter ihren Augen schimmert es feucht.
    »Tommy«, sagt sie. »Er ist gestern nicht nach Hause gekommen. Wir haben die ganze Nacht nach ihm gesucht.«
    Ich höre alle Wörter, bin von ihrer Stimme jedoch so abgelenkt, dass ich zuerst nicht begreife, was sie sagt. Ihre Schultern sacken nach unten, und sie wischt sich mit dem Handrücken den Nasenschleim ab.
    »Tommy. Wir finden ihn nicht. Er ist seit gestern verschwunden.«Hilflos sieht sie mich an und beginnt wieder, ein wenig zu weinen, und ich starre sie nur an. Ihre Haare sind dunkel gelockt, stehen in alle Richtungen ab, ich hätte Lust, ihr durch die Haare zu fahren, und meine Hand geht wie von selbst nach oben und hält am Ärmel ihres grauen Dufflecoats inne, dann fällt mir der rote Fleck unter Tommys Nase ein. Dass ich nicht vorher darauf gekommen bin!
    »Vielleicht ist er gar nicht so erkältet«, murmele ich.
    »Was sagst du?« Ihre Stimme ist viel zu laut, sie merkt es selbst und sieht sich rasch in der leeren Straße um.
    »Komm mit«, sage ich, »ich glaube, ihr wisst nur nicht, wo ihr suchen müsst.«
    Ich lasse das Wägelchen stehen und nehme sie mit den Berg hinauf, den ich gerade heruntergekommen bin. Auf halber Strecke werfe ich einen Blick auf das Reihenhaus, in dem Arvid wohnt. Sein Kopf schaut aus dem offenen Fenster im ersten Stock, ich zucke zusammen, aber ich bleibe nicht stehen und rufe nicht nach ihm. Alle warten auf mich, denke ich, und mit dem Mädchen im Schlepptau stürme ich den Berg hinauf, überlege, dass ich immer noch nicht weiß, wie sie heißt.
    Wir lassen das Einkaufszentrum unter uns liegen, Konrad tuckert vorbei, die Mütze tief über die Ohren gezogen, und winkt mit einer Hand, und ich winke nicht zurück, gehe nur schnell zur U-Bahn-Station, um diese herum und in den Hubroveien, den Maschendrahtzaun an den Gleisen entlang nach Rødtvet.
    »Nicht so schnell«, sagt sie hinter mir, »wo gehen wir hin?« Aber ich antworte nicht und gehe genauso schnell weiter, den Pfad am Zaun entlang, der zum Schluss ziemlich schmal wird, dort, wo die Böschung vom Trondhjemsveienherunter an die Gleise stößt. Ganz am Ende ist eine kleine Vertiefung. Auf der anderen Seite der Schienen liegt das Haus von Frau Karlsen, niemand steht auf der Treppe und wartet, aber ich weiß, dass sie hinter dem Vorhang lauert, und direkt vor mir in der Mulde liegt Tommy mit dem Kopf am Zaun. Dort ist ihr Treffpunkt. Ich habe hier schon nach Egil gesucht. Ich bleibe abrupt stehen, und das Mädchen rennt von hinten in mich hinein, ich spüre sie im Rücken.
    »Tommy!«, schreit sie. Ich bücke mich und rieche das Lösungsmittel Lynol: süß und stark und ekelerregend, und ich muss mich übergeben wie immer, wenn wir an der Veitvet-Schule Werkunterricht hatten und ich ins Lackierzimmer musste.
    »Verdammter Rotzbengel«, sage ich, »du dreckiges Miststück, was treibst du da bloß!« Es kommt einfach in mir hoch, aber ich halte inne, als sie mir mit den Fäusten auf den Rücken trommelt. Ich packe ihn unter den Armen und Beinen und hebe ihn hoch, die gelbgestreifte Jacke ist voller Schmutz. Ich drücke ihn an mich und gehe so schnell ich kann an den Gleisen entlang zurück. Er ist so klein, ist ganz leicht und dünn und kalt wie Eis, und ich werde unruhig und halte das Ohr an sein Gesicht, um zu hören, ob er atmet, und da dreht er mit geschlossenen Augen den Kopf und legt die Wange an meine Brust.
    »Papa«, flüstert er.
    »Mein Gott!«, sage ich laut, und sie boxt mich erneut.
     
    Sie wohnen ganz unten in Veitvet im Rådyrveien. Der lange Block ist identisch mit unserem Haus, und er steht im rechten

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