Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: authors_sort
Vom Netzwerk:
eine wahre Freude, die Angeln auszuwerfen. Der Spinner saust lautlos bis zur Flussmitte. Ich habe noch nie so weit geworfen, es geht wie von selbst. Ich schließe die Augen und lasse mich von der Sonne wärmen. Plötzlich ruft Egil, seine Stimme ist hell. Er hat einen Fisch am Haken und sein Gesicht wirkt ängstlich. Die alte Fratze ist wieder da. Ich eile ihm zu Hilfe, seine Angel biegt sich und bricht fast durch, ich umklammere ihn von hinten. Aber als ich ihn berühre, ist sein Körper keine fünfzehn. SeineHände fühlen sich speckig und warm an, das finde ich seltsam, und er kurbelt und kurbelt. Ich packe ebenfalls an und kurbele mit. Egil schrumpft und verschwindet, und es ist ziemlich schwer, den Fisch allein einzuholen. Es blubbert im Fluss, und ich sehe, wie die Stoßstange des Amazon die Wasseroberfläche durchstößt, dann kommt die Motorhaube, das Auto treibt wie ein riesiger Fisch mit dem Bauch nach oben im Wasser, danach sehe ich die Windschutzscheibe und fange an zu heulen.
    Als ich aufwache, ist es dunkel, und ich heule immer noch. Mir ist ein wenig übel, ich drehe mich mühsam um und werfe einen Blick auf den Wecker. In einer halben Stunde muss ich aufstehen und mit den Zeitungen losgehen. Ich drehe mich um und will weiterschlafen, aber sobald ich die Augen schließe, ist das Auto wieder da, es sitzt auf dem Kopfkissen, an der Wand, und ich werde es nicht mehr los.
    Ich stehe auf, ziehe mich an und gehe hinunter in die Küche. Es ist dunkel auf der Treppe, auch in der Küche ist es dunkel und kalt, und ich friere am ganzen Körper. Meine Mutter schläft. Ich lasse das Licht aus und öffne den Deckel des alten Wärmespeicherherds. Wir haben ihn immer noch. Die Platte steht auf drei, und das Element glüht schwach im Dunkeln, man könnte sich daran eine Zigarette anstecken. Ich stelle mich mit dem Rücken dazu, lehne mich an die Herdkante und lasse die Wärme zum Nacken strömen. Ich drehe mich wieder um und lasse Bauch und Brustkorb dieselbe Behandlung angedeihen. Als wir noch klein waren und auf dem Land wohnten, setzte Egil alles daran, morgens als erster in die Küche zu kommen. Dort zog er einen Schemel zum Herd und kletterte hinauf, drehte dem Herd den Rücken zu, hielt den Po über den Speicher und bekamdann einen gierigen Gesichtsausdruck. Ich weiß noch, dass ich dieses Gesicht nicht mochte, es machte mich verlegen, und ich versuchte nie, mit ihm um diesen Platz zu streiten, obwohl auch ich morgens fror. Jetzt bin ich allein und kann hier stehen, solange ich will.
    Ich fülle den Kaffeekessel mit Wasser und stelle ihn auf die große Platte, bleibe stehen und warte, bis das Wasser kocht. Draußen ist es dunkel, aber ich kann die niedrigen Blocks in Linderud schon erkennen. In einigen Fenstern brennt Licht. Früher gab es an ihrer Stelle nur Felder, Arvid ließ dort im Herbst Drachen steigen, und die Pferde vom Gutshof Linderud weideten darauf bis hinunter zum Østre Aker Vei. Jetzt steht unten an der Straße das Siemensgebäude und nimmt viel Platz ein. Oben, dicht bei dem großen weißen Haupthaus des Hofs liegt das EPA -Centrum. Es ist furchtbar hässlich. Im ganzen Tal gibt es keinen Hof mehr, der diese Bezeichnung verdient. Vom Fenster aus kann ich den Wald nicht sehen, der Block liegt zu tief in der Senke, aber ich spüre, dass er da ist.
    Das Wasser kocht. Ich schütte aus der braunen Dose eine Handvoll Kaffee hinein. Warte, während das Kaffeepulver sinkt, schneide zwei Scheiben Brot ab und sehe auf der Uhr über dem Herd, dass ich noch viel Zeit habe. Ich packe den Henkel des Kessels, hebe ihn ein paar Mal hoch und setze ihn wieder ab, um das Ganze zu beschleunigen. Probiere eine Tasse, aber es ist noch zu früh. Ich nehme Milch aus dem Kühlschrank, schenke mir ein Glas ein, setze mich und esse, und als ich aufgegessen habe, ist der Kaffee fertig. Angenehm dickflüssig fließt er aus der Tülle. Ich höre Geräusche aus dem Zimmer meiner Mutter, sie geht aufs Klo, und ich stehe im Dunkeln, ohne mich zu rühren, habe Angst, dass sie sich anzieht und herauskommt. Aber es wirdwieder still. Ich lasse alles dunkel, drehe mir eine Zigarette, sitze am Tisch und rauche, trinke Kaffee und sehe aus dem Fenster.
     
    Das Wägelchen steht im Eingang hinter der Treppe. Alle wissen, dass es mir gehört, ich habe mir Respekt verschafft, es wird also nie von Kindern stibitzt. Ich ziehe es auf den Fußweg und gehe den Beverveien hinauf zum Einkaufszentrum. An diesem Morgen bin ich der erste. Die

Weitere Kostenlose Bücher