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Ist Schon in Ordnung

Ist Schon in Ordnung

Titel: Ist Schon in Ordnung Kostenlos Bücher Online Lesen
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niemand hatte sie je angerührt, sie lag einfach nur unter irgendwelchem Krimskrams im Küchenschrank. Jetzt würde ich sie benutzen. Ich ging zum Papphaus. Es hatte seit Wochen nicht geregnet, die Pappe war zundertrocken, und als ich ein Streichholz anzündete und dranhielt, fing sie sofort Feuer.
    Ein Feuer am Abend oder in der Nacht kann etwas Gemütliches sein und richtig wirken, wenn es im Dunkeln leuchtet, aber im Tageslicht ist es was anderes. Es machte puff, und innerhalb weniger Minuten brannte das Papphaus lichterloh. Die Hitze schlug mir entgegen, und ich wich ein paar Schritte zurück. Als die Büsche plötzlich in Flammen standen, dachte ich zuerst, ich müsste zum Bahnhof rennen und vom Wasserhahn hinten am Gebäude Wasser holen, aber der Bahnhof war jetzt voller Menschen, und ich hatte ihnen nichts zu sagen. Stattdessen stand ich reglos da und sah den Flammen zu. Sie wurden immer größer, je mehr sie das Gestrüpp erfassten, und waren ganz sicher von weitem sichtbar, wenn jemand daran dachte, hinzuschauen.
    »Leckt mich am Arsch«, sagte ich laut und setzte denRucksack auf. Langsam entfernte ich mich von der Stelle, machte diesmal einen großen Umweg, so weit weg vom Bahnhof wie möglich. Hinter einer Wiese mit taunassem, kniehohem Gras und einem Pfad, den nur wir Kinder kannten, kam ich wieder zur Hauptstraße, aber als ich die Kreuzung mit dem Bethaus erreichte, ging ich nicht wie üblich geradeaus. Ich bog nach links auf einen Kiesweg, der sich zuerst durch ein paar Felder schlängelte, auf denen grün das Getreide stand, und dann durch ein Waldstück und weiter zu Stellen, an denen ich vermutlich noch nie gewesen war.
     
    Ich lief den größten Teil des Vormittags. Nachdem ich mehrere Stunden hinter mir gelassen hatte, wurde die Landschaft um mich herum allmählich hügelig und wellig, und alle Senken verliefen quer zum Weg, aber stets in verschiedene Richtungen. Es war leicht, wenn es bergab ging, aber den Berg hinauf war der Rucksack im Kreuz bleischwer, und ich traute mich nicht, stehenzubleiben und ihn abzusetzen, bis ich sicher war, dass das, was ich um mich herum sah, etwas war, was ich noch nie gesehen hatte. Und ständig gab es etwas, was ich zu kennen glaubte: einen Felsen, ein rotes Haus, einen eingefallenen Lattenzaun. Die Trageriemen scheuerten auf der Schulter Löcher in die Haut, ich steckte die Daumen darunter, um einen Zwischenraum zu schaffen und den Druck zu verringern, und einen Kilometer lang ging es gut, aber dann wurde der Rucksack auch in dieser Haltung schwer.
    Die Sonne stieg und stand hoch am Himmel. Die Luft fühlte sich beim Atmen trocken an, und jeder Schritt auf dem Kies wirbelte Staub auf. Hinter mir auf dem Weg waren meine Fußabdrücke als zwei nicht ganz gerade Streifenin dem dicken Staub zu sehen, und wenn ich den Mund nicht geschlossen hielt, begann es zwischen den Zähnen zu knirschen. Auf einer Anhöhe blieb ich schließlich stehen und dachte, jetzt brauche ich etwas zu trinken, sonst schaffe ich nicht mehr viele Meter. Ich sah mich um. Oben auf der anderen Seite des kleinen Tals vor mir konnte ich hinter einem Birkenwäldchen eine gelbe Scheune erkennen. Sie war gut zu sehen, die gelbe Farbe stach ins Auge und war ganz ungewöhnlich, ich hatte noch nie eine gelbe Scheune gesehen und dachte, dort kann ich bestimmt etwas Wasser bekommen. Hier musste ich sicher sein, denn hier war ich noch nie.
    Zuversichtlich ging ich den Berg hinunter, der Weg zog sich in einer Kurve an der Böschung entlang, und ich hörte den Fluss, bevor ich ihn sah. Ich ging schneller, auch wenn sich die Fußsohlen anfühlten, als hätte sie jemand mit einem Reibeisen bearbeitet, sie brannten, aber das kümmerte mich nicht. Ganz unten hinter der Kurve sah ich, wie der Fluss aus dem dunkelgrünen Schatten zwischen zwei Reihen mit Laubbäumen heraustrat. Er verengte sich zu einer Stromschnelle, peitschte Schaumkronen auf und duckte sich unter einer Brücke hindurch, über die mein Weg führte, dann wurde er breiter und bildete eine Untiefe, in der das Wasser nur langsam floss, bevor es eine weitere Stromschnelle hinunterschoss, mit Geröll wie große Murmeln, nass und glänzend.
    Die Untiefe sah gut aus.
    Um dorthin zu gelangen, musste ich den Weg verlassen, eine Böschung hinab und über einen Stacheldrahtzaun. Ich rutschte hinunter, nahm den Rucksack ab und warf ihn über den Zaun. Dann hob ich ab, es fühlte sich an, als würde ich fliegen, es war eine Kleinigkeit hinterherzuspringen.Ich

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