Ist Schon in Ordnung
versuche es mit einer anderen Strategie und bemühe mich, Doles Gesichtsausdruck zu Papier zu bringen, den er hatte, als ich ihn am Bein über den Kneipenboden gezogen habe. So geht es besser, aber es wird trotzdem nicht richtig gut. Ich gebe auf, stecke das Notizbuch zurück in die Jackentasche und klettere wieder hinauf zum Weg. Ich gehe weiter nach Norden, am See entlang, bis zum Elvågaseter. Dort bestelle ich mir einen Kaffee und setze mich ans Fenster. Mit Kaffee klappt es schon ganz gut, wenn ich ihn vorher ein paar Minuten abkühlen lasse. Ich rede mit niemandem. Dann geht es das letzte Stück hinauf, vorbei an Vallerud zum Gamleveien. Dort gibt es eine Bushaltestelle. Ich muss eine halbe Stunde warten, aber das macht nichts.
Der Bus ist fast leer, nur ein älterer Kerl mit Rucksacksitzt ganz vorn und unterhält sich mit dem Fahrer. Ich setze mich wie immer ganz nach hinten und denke, anderthalb Wochen lang habe ich mit niemandem gesprochen außer mit meiner Mutter.
Am nächsten Tag habe ich wieder Spätschicht. Ich bleibe so lange wie möglich liegen, um Energie zu tanken, und als ich mit der U-Bahn in die Stadt fahre, habe ich den grauen Anzug vom alten Abrahamsen an. Das fällt auf. Die Leute in der Bahn starren mich an, und in der Garderobe wird zwischen den Spinden gepfiffen und sich verbeugt. Trond wedelt mit dem Arm und behauptet, ich sähe aus wie ein Schwarzweißfilm aus den dreißiger Jahren, und andere müssen, Hand aufs Herz, zugeben, dass der Karottenschnitt der Hose den größten Eindruck macht. Es gibt so viel Wirbel um meinen Anzug, dass niemand zu meinem Gesicht etwas sagt. Und das war auch Sinn und Zweck der Maßnahme.
Jan an der Maschine ist wieder krank. Er muss ins Krankenhaus, und keiner redet darüber, was er hat. Er ist der Rollenmann, und ich wurde als Reserve angelernt. Trond blinzelt und sagt, dass ich ganz sicher bald aufsteigen werde. Trond ist Reserve bei der Falzmaschine, aber der Zuständige dort fehlt nie. Die Umsetzung ist okay, und ich muss allein arbeiten, aber es ist wesentlich hektischer.
Die Papierrollen stehen in mehreren Reihen auf einer riesigen Plattform in der Halle nebenan. Sie wiegen jeweils eine Tonne und müssen mit einem Schienenwagen von der Plattform geholt und bis mitten unter die Presse gefahren werden, wo der Rollenstern hängt. Im Stern ist Platz für drei Rollen. Es ist wichtig, immer für Nachschub zu sorgen, damit ich nicht hinterherhinke, und die große Kunst bestehtim Spleißen. Die Papierbahn wird angeklebt, während die Presse in vollem Tempo läuft, und dann muss der Spleiß im Verhältnis zum Tempo die richtige Länge haben. Ich berechne den Winkel und ritze an einem weichen Stahllineal entlang einen V -förmigen Schlitz in das Papier, befestige die Spitze an der Rolle und beklebe sie nach einem festgelegten Muster mit starker doppelseitiger Klebefolie. Wenn die alte Rolle zu Ende geht, schwenke ich den Stern um hundertzwanzig Grad herum, so dass die neue Rolle genau unter der Bahn liegt, und starte den Motor, bis sie dieselbe Geschwindigkeit hat wie die Presse. Dann warte ich so lange wie möglich mit dem Finger auf dem Knopf, drücke ihn hinein, und eine Bürste presst den Spleiß an die Bahn, und ein Messer trennt die alte Rolle mit einem lauten Knall ab. Die Herausforderung besteht darin, das Ganze so dicht wie möglich am Pappkern zu machen. Geht alles gut, wird die Verklebung beim Falzen herausgelöst, geht es nicht gut, heult die Maschine auf, das Papier schießt davon oder verheddert sich, und die Presse muss angehalten, die ganze Bahn neu eingefädelt werden. Im schlimmsten Fall dauert das Ganze mit Hochfahren und Maschineputzen eine Stunde, und ich mache mich bei allen unbeliebt. Es geht nicht immer gut, aber ich bin nicht blöd, und Jan war ein guter Lehrmeister.
Heute geht es gut. Ich arbeite und schwitze, und das gefällt mir, ich stehe auf dem Schienenwagen, stoße ihn an und sause auf Schienen in die andere Halle, schneide die Pappverpackung der Rollen auf, rolle sie zur Kante der Plattform und kippe sie auf den Wagen. Das ist ein kleiner Trick. Nehme ich zuviel Schwung, kippt die Rolle über, und das ist der Grund, weshalb ich Sicherheitsschuhe trage. Angeblich halten sie eine Tonne aus, aber ich will es liebernicht überprüfen. Ich halte den Stern gefüllt und schaffe zwei Ersatzrollen heran, und als die Pause kommt, ist nicht ein Spleiß danebengegangen.
In der Kantine spielen wir Karten, Drucker und Gehilfen an
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