Ist Unsere Liebe Noch Zu Retten

schwächen, so kränken, so in den Rücken fallen wie in der Erotik, wie in der sexuellen Liebe.
    Manche Menschen denken, sie würden ihren Partner nicht verletzen, wenn der nicht mitbekommt, was sie heimlich sexuell tun. Aber wenn wir einen Menschen lieben, spüren wir, ob er einen Teil der eigenen Person aus der Beziehung abspaltet, und selbst wenn wir es nicht spüren, werden wir um Selbstbestimmung betrogen, denn wir können nicht frei entscheiden, ob wir mit diesem Menschen wirklich Liebe machen wollen, denn wir kennen ihn ja gar nicht.
    Früher versteckten sich homosexuelle Männer in Ehen mit Frauen und zeugten Kinder. Das war eine schwere Kränkung für die Frau, außer sie hatte ihre Einwilligung zu dem Arrangement gegeben. Ansonsten war es im wahrsten Sinne des Wortes Diebstahl: Sie wurde ihres Frauenlebens beraubt.
    Ich habe manchmal mit Männern zu tun, die in »guten« Beziehungen mit »lieben« Frauen leben und heimlich zur Domina gehen oder in Sadomaso-Clubs oder auf der Suche sind nach einer passenden Nebenbeziehung. Das ist schlimmer als Betrug, das ist Verrat, Diebstahl, Kränkung. Das ist das Schlimmste, was man einem Menschen antun kann, der sich einem liebend verbindet. Es ist Raub an Leben.
    Und dann gibt es noch eine Täterschaft, die auf den ersten Blick nicht so aussieht. Für manch einen Menschen ist Geschlechtsverkehr mit Orgasmus der einzige Kanal, seine zurückgehaltenen Gefühle ausbrechen zu lassen und Nähe zu finden. Diese Menschen wollen viel Sex. Dennoch hinterlässt es beim Partner einen fahlen Nachgeschmack, weil er sich eher benutzt als geliebt fühlt. Das sind kontrollierende Menschen, die emotional schwer zu erreichen und berühren sind. Hinter
der sexuellen Begegnung liegt seelische Ummauerung. Das ist für den Partner verwirrend und verletzend. Denn wenn er sich in der Sexualität geöffnet hat, hat der Partner sich schon wieder verschlossen. Der Sex ist vorbei und die Nähe auch.
    Die »Paarsynthese« unterteilt Menschen in Partnertypen. Da gibt es den planend Kontrollierten, den intuitiv Fluktuierenden, den Durchsetzer und den Anpasser. Planend kontrollierte Menschen sind emotional ummauert. Sie finden oft nur in der Sexualität ein Loch aus der Ummauerung. Auch andere eruptive Gefühle, insbesondere Wut, bilden Ventile für den Stau an Gefühlen, der hinter der Mauer entstanden ist. Wenn das gleichzeitig Durchsetzer sind, entsteht ein Partnerschaftsbild, wie ich es beim Machtmenschen gezeichnet habe: Entweder treffen sich zwei Machtmenschen, und ein Kampf auf Leben und Tod bricht aus, oder der Partner unterwirft sich, passt sich an und lässt sich benutzen. Das kann krank machen.
    Es gibt viele Frauen, die von dieser Art Männer richtig traumatisiert werden. Sie sind geöffnet, weich, verletzlich, liebend, und der Mann schläft ein, hüpft aus dem Bett, um eine Zigarette zu rauchen, oder flieht in den Alltag. Die Nähe wird mit dem Ende der sexuellen Begegnung abrupt abgebrochen, und die Frau bleibt allein und verwirrt zurück.
    Für diese Menschen – es gibt auch Frauen, die spröde, kontrolliert und kontrollierend sind und nur in der Sexualität kurz die Mauern fallen lassen, zumeist sind es aber Männer – kann es wichtig sein, eher eine Weile auf Sexualität zu verzichten und stattdessen mehr den zärtlichen, emotionalen Austausch zu suchen. Wenn du dich in dieser Beschreibung wiederfindest, stell dir doch bitte ein paar Fragen:
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    Ist dein Körper im Allgemeinen angespannt, und findest du im Orgasmus die Entspannung?
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    Hast du dir tägliches oder regelmäßiges Entspannen durch Orgasmus angewöhnt?
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    Nimmt Masturbation einen größeren Raum in deiner Sexualität ein als Intimität mit deinem Partner?
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    Ist dir Streicheln, Küssen, der Austausch zärtlicher Worte nach dem Sex eher lästig?
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    Findest du es eher anstrengend, auf die Bedürfnisse deines Partners einzugehen, und ziehst dich deshalb oft einfach von ihm zurück?
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    Kontrollierst du die Zeiten, in denen Kontakt zum Partner da ist, indem du manchmal in der Versenkung verschwindest und dann wieder intensiven Kontakt verlangst?
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    Empfindest du dich in der Sexualität als anderen Menschen, als du sonst bist?
    Wenn du dich in dem wiedergefunden hast, solltest du dich mit deiner Angst davor, Schwächen zu spüren und zu zeigen, auseinandersetzen. Mit deiner Angst vor Abhängigkeit. Mit deiner Sehnsucht nach Nähe und tiefen Gefühlen und mit deiner Angst davor. Meine Erfahrung ist