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Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Istanbul: Ein historischer Stadtführer

Titel: Istanbul: Ein historischer Stadtführer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Kreiser
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sehr schön. An dieser Stelle ist ein Wasserrad (durchaus) möglich. Freilich muss sich der höchste Ort des Wasserrades über der höchsten Stelle des Gartens befinden, so dass überallhin Wasser fließt. Wenn man aber dem Befehl meines Padischahs folgte, würde das Wasser nicht an alle höheren Stellen kommen. Seine Majestät, der weltbeherrschende Padischah sagte (daraufhin): «Kann denn an den höheren Stellen Wasser sein?». «Sehr wohl, mein Padischah, die Quellen finden sich meistens auf den Höhen der Berge. Das Wasser beachtet nicht Hoch und Niedrig.»
    Plan 2: Schnitt und Grundriss des Haseki Hürrem Bades von 1555/56

    Der konsternierte Sultan soll gesagt haben: «Dass Wasser nach oben fließt, hat noch niemand gesehen!», stimmte aber widerstrebend zu: «Wenn an dieser Stelle kein Wasser heraustritt, werden wir uns mit dem Architekten noch unterhalten.» Die Arbeiten begannen mit dem Ausheben der Erde durch Rekruten des Janitscharenkorps
(acemî oğlanlar).
Zum Glück stieß man auf einen runden, gemauerten Schacht für ein Wasserrad, der aus der Zeit der Ungläubigen übriggeblieben war. Der herbeigerufene Sultan belohnte Sinân mit einem Ehrenkleid.
    Der dabeistehende Kämmerer des Verstorbenen (Sultans) sagte ehrfürchtig: «Mein Glücklicher Padischah, dieser euer Diener, der Mimâr Ağa, hat keine menschlichen Züge, er hat etwas Heiligenmäßiges an sich!»
    Sinân richtete neben dem antiken Schacht eines von vier Wasserrädern für das Serail ein. Pferde pumpten aus dem Schacht, zu dem eine spiralförmige Treppe hinunterführte, das Wasser nach oben. Daneben war ein Schlafraum für die Männer, die das Rad bedienten, ein Bad, Latrinen, Küche, eine
Mescid
und ein Stall für die Pferde und eine Scheune für ihr Heu. Der Schacht hat einen Durchmesser von 5 m und ist 22 m tief. Er liegt unter dem ersten Serail-Hof, war aber nur vom zweiten Hof aus zugänglich.
    Ein Dokument von 1568–69 hält die Verteilung des Wassers auf seinem Weg zwischen Aya Sofya und Topkapı Sarayı fest. Man kann auf einen Blick erkennen, dass der Löwenanteil des Wassers auf das «Neue Wasserrad», von dem soeben die Rede war, geleitet wurde, um es dann für die Gärten und den gesamten inneren Bereich
(Enderûn)
zu nutzen.
    Das an dritter Stelle genannte «neue Bad der seligen Sultanin» ist das berühmte Doppelbad der Hasekî Sultan (fertiggestellt 1556/57).
    Das wegen eines benachbarten Brunnens angeführte Bad des İshâk Pascha (um 1500) existiert noch als Ruine neben der gleichnamigen Moschee unweit der Serail-Mauern im Viertel Cankurtaran. Das merkwürdige Wort
Kuşhâne
am Ende der Liste bedeutet wörtlich «Vogelhaus». Im Serail der Sultans bezeichnete es die Küche, in der die Speisen für den Sultan zubereitet wurden.
Bäder
    Bäder
(hammâm)
waren und sind nicht nur ein unverzichtbarer Teil der islamischen Lebensführung, für fromme Stiftungen bildeten sie zugleich eine der wichtigsten Einnahmequellen. Die Pächter der Bäder führten jährlich hohe Summen an den Verwalter der Stiftungen ab. Im 16. Jahrhundertlagen die Beträge zwischen 20.000 und 63.000
Akçe
. Ein
Hammâm
konnte im Rahmen einer Wesirsstiftung den Wert von ein oder zwei Dörfern übersteigen. So attraktiv der Neubau eines Bads deshalb auch gewesen sein mag, bildete jedoch der Mangel an Wasser und Brennholz eine wesentliche Einschränkung. Ein erstes Bauverbot wurde im frühen 16. Jahrhundert erlassen, 1768 untersagte Mustafâ III. alle weiteren Badeanlagen. Insgesamt gab es wohl an die 400 große und kleine öffentliche Bäder, die sich recht gleichmäßig über das Stadtgebiet verteilten. Im Altstadtbereich lassen sich heute nur noch etwa hundert Bäder lokalisieren, in Betrieb sind nur noch wenige Dutzend. Nicht übersehen sollte man das monumentale Mahmûd Paşa Hammamı mit seiner 17 m hohen Kuppel (1466/67) neben der gleichnamigen Moschee im Basarviertel. Das Hammam des Süleymânîye-Komplexes ist nach jahrzehntelanger Zweckentfremdung (als Werkstatt) seit 2002 wieder zugänglich. Einige historische Bäder, wie das von Çemberlitaş(1583/1584) und Çağaloğlu (1741) sind noch in Betrieb und werden auch von Touristen gerne besucht. Das Çağaloğlu-Bad als jüngstes großes Doppelbad wurde von Mahmûd I. errichtet, um eine Einnahmequelle für seine Medrese im Rahmen der Aya-Sofya-Stiftung zu erschließen.
    Plan 3:
Verteilung der Bäder im Stadtgebiet.= Bäder der Zeit Mehmeds II. (1453–1481);= Bäder aus dem Ende des 15./Anfang des 16.

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