Istanbul
Mehmet II. schmückte sich mit dem Beinamen Fatih, der Eroberer. Ein neues Kapitel in der Geschichte der Stadt brach an, eines im Zeichen des Islam.
Unzählige Kirchen, wie die Hagia Sophia, wurden zu Moscheen umfunktioniert. Aber auch neue islamische Gebetsstätten entstanden, und Minarette begannen die Silhouette der Stadt zu prägen. Mehmet selbst verewigte sich mit der Fatih Camii, der Eroberermoschee, gab aber auch den Bau des Topkapı Sarayıs in Auftrag. Schon bald durften die vertriebenen Griechen und Armenier zurückkehren. Mehmets Nachfolger,Beyazıt II. (1481–1512), nahm zudem vor der Inquisition geflüchtete spanische Juden auf. Mit den nichtmuslimischen Minderheiten begann der Handel der wieder aufstrebenden Metropole zu blühen.
Kalif, Kadi und Khedive – Titel, Gruppen und Institutionen des Osmanischen Reichs
Sultan : Politisches Oberhaupt des Reiches, ab 1517 (s. u.) auch religiöses. Der Titel wurde vererbt, nicht jedoch automatisch an den ältesten Sohn.
Diwan : Bezeichnung des osmanischen Reichsrats, benannt nach dem Ort seines Zusammentretens im Topkapı-Palast. War das höchste gesetzgeberische Staatsorgan, ihm oblag zudem die Exekutive.
Wesir : Bezeichnung eines Ministers. Die vier ältesten Wesire nahmen an den Kabinettssitzungen im Diwan teil. Ab dem 16. Jh. leitete ein Großwesir die Unterredungen.
Emir : Fürstentitel ab dem 10. Jh.
Bey : Gouverneur einer Provinz
Subaşı : Stadtvogt, eine Art Bürgermeister
Pascha : Ein auf Lebenszeit verliehener Titel für hochverdiente Militärs oder lang gediente Beamte
Gazi : Titel für verdiente islamische Glaubenskämpfer
Khedive : Titel der Vizekönige von Ägypten, welche die Vormachtstellung des Osmanischen Reiches anerkannten.
Janitscharen : Anfangs die Leibgarde des Sultans, ab dem 14. Jh. die Kern- und Elitetruppe des Osmanischen Reiches und verantwortlich für dessen militärische Erfolge. Rekrutiert wurde durch die berüchtigte „Knabenlese“ (devşirme), bei welcher alle paar Jahre die erstgeborenen Söhne der christlichen Bevölkerung aussortiert wurden. Die Knaben wurden am Hofe des Sultans, abgeschieden von ihren Eltern, zum Islam erzogen und später als Soldaten zum lebenslangen Dienst verpflichtet. Die Sultane verfügten damit über die ersten Berufssoldaten der Welt, anderswo in Europa rekrutierte man zu jener Zeit Bauern für militärische Aktionen. Nachdem die Janitscharen immer mächtiger geworden waren und sich zudem Reformen in den Weg gestellt hatten, wurden sie 1826 liquidiert.
Kalif : Bezeichnete das Oberhaupt der islamischen Welt. Nach der Eroberung Ägyptens 1517 und dem Tod des letzten abassidischen Kalifen Mütevekkil nahm der Sultan das Amt des Kalifen wahr. Zur Entlastung seiner Person schuf er jedoch das Amt des Şeyhülislam.
Şeyhülislam : Auch Großmufti genannt, Leiter der Ulema, einer religiösen Institution von Gelehrten, welche für die Auslegung und Einhaltung des islamischen Gesetzes (Scharia) verantwortlich zeichnete.
Kadi : Richter, der mit der Auslegung der islamischen Gesetzeslehre betraut war.
Nördlich und südlich des Goldenen Horns – wo rund 2000 Jahre Geschichte aufeinandertreffen
Gleichzeitig expandierte das Reich weiter. Beyazıt II. eroberte Bosnien, Selim I. (1512–1520) Syrien und Ägypten. Damit kam das Kalifat an den Bosporus und Kostantiniya wurde das Zentrum zweier Religionen, da auch weiterhin das Orthodoxe Patriarchat hier seinen Sitz hatte. Die Eroberungszüge brachten neben Land auch viel Geld. Mit der Kriegsbeute ließ sich die Stadt weiter ausbauen und ausschmücken.
UnterSüleyman dem Prächtigen (1520–1566) wurde Kostantiniya wieder das, was es schon einmal war, Hauptstadt eines riesigen Reiches. Unter seiner Regierung wurden Bagdad, Belgrad, Rhódos, Ungarn, Georgien, Aserbeidschan und Gebiete Nordafrikas erobert. 1529 standen seine Truppen gar vor Wien. 75 Minuten brauchte nun die Sonne, um über seinem Imperium unterzugehen. Das Vielvölkerreich erstreckte sich über drei Erdteile, 72 Sprachen wurden gesprochen. Süleyman, der wegen seiner Toleranz, Humanität, Intelligenz und Gerechtigkeit auch im Abendland überaus geschätzt wurde, führte das Osmanische Reich an den Zenit seiner Macht. Unzählige Paläste und Moscheen entstanden unter seiner Herrschaft, viele davon durch Sinan, den größten Baumeister seiner Zeit.
Südlich des Goldenen Horns entwickelte sich İstanbul zu einer orientalischen Stadt mit engen, verschlungenen Gassen zwischen imposanten
Weitere Kostenlose Bücher