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Istanbul

Istanbul

Titel: Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bussmann
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Nika-Aufstands deren Inbrandsetzung angeordnet hatte, um sich mit dem Neubau ein Denkmal zu setzen. Denn es ist erstaunlich, dass Justinian bereits einen Monat später die Pläne für die Kirche bereithielt, die nach seinen Worten alle Bauten des Altertums in den Schatten stellen und zugleich die größte Kirche der Christenheit werden sollte. Das war sie dann auch für knapp 1000 Jahre, bis sie von der Peterskirche in Rom abgelöst wurde. Die Bauzeit betrug bescheidene fünf Jahre, über 100 Baumeister und mehr als 10.000 Arbeiter waren beteiligt.
    20 Jahre nach der Einweihung stürzte die Hauptkuppel bei einem Erdbeben ein. Viele Legenden verlegen das Datum auf einen späteren Zeitpunkt, da der Einsturz eines vollendeten Bauwerks unter einem vollendeten Kaiser für unmöglich galt. Es sollte aber nicht das einzige Beben bleiben, das der Hagia Sophia großen Schaden zufügte. Mehrmals musste die Kirche wiederaufgebaut und dabei durch zusätzliche klobige Außenpfeiler und Verstärkungen gesichert werden. Ihnen verdankt sie ihre heutige gedrungene Erscheinung – in ihrer Jugend präsentierte sie sich rank und schlank.
    Unmittelbar nach dem Fall Konstantinopels wurden die Kirchenbänke durch Gebetsteppiche ersetzt. Nach und nach kamen dann die vier Minarette hinzu, die zwei dickeren an den Westenden stammen vom berühmten Baumeister Sinan. Bis zum Bau der Blauen Moschee blieb die Ayasofya die Hauptmoschee der Osmanen. Vier Sultane ließen sich in ihrem Schatten beisetzen, darunter der legendäreMurat III.(1546–1595), der es auf die stattliche Zahl von 103 Kindern gebracht hatte. AuchSelim II. (1524–1574), Selim der Säufer genannt, ruht hier. Tragisch sein Tod: Betrunken rutschte er in der Badewanne aus. Die Türben, in welchen die Sultane mit ihren Lieblingsfrauen samt Anhang bestattet wurden, können besichtigt werden. Jene von Selim II., die der große Architekt Sinan entwarf (separater Zugang von der Babıhümayun Caddesi), ist dabei die schönste.
    ... und von innen
    Atatürk wandelte die Hagia Sophia 1934 in ein Museum um. Er wollte damit verhindern, dass sie zum Zentrum reaktionärer islamischer Kreise wurde. Seitdem sind auch die Mosaiken wieder zu sehen, die im 18. Jh. unter Putz gekommen waren.
    Rundgang : Für gewöhnlich betritt man die Hagia Sophia auf ihrer Westseite. Unmittelbar vor dem Eingang linker Hand brachten Grabungen Reste der im Jahre 415 geweihten „alten“ Hagia Sophia zum Vorschein, u. a. ein Friesfragment, das Lämmer zieren.
    Fünf Bronzetüren trennen den Exonarthex (äußere Vorhalle) vom Narthex (innere Vorhalle), der über 60 m lang, 11 m breit und mit Marmor ausgekleidet ist. Hier legte der Kaiser seine Krone ab, bevor er durch das sog. Kaiserportal (mittlere Tür) den Sakralraum betrat. Darüber befindet sich ein herrliches Mosaik, das Christus auf einem juwelengeschmückten Thron darstellt. Ihm zu Füßen kniet reumütig KaiserLeo VI., der aufgrund seiner vier Eheschließungen gegen damaliges orthodoxes Recht verstoßen hatte. Rechter Hand (heute als Ausgang gekennzeichnet) liegt die Vorhalle der Krieger – in diesem Raum wartete die Garde auf den Kaiser, bis er aus dem Gottesdienst zurückkam. Den Durchgang ziert ebenfalls ein schönes Goldgrundmosaik mit der heiligen Maria im Zentrum. Das Gros der noch heute existierenden Mosaiken entstand übrigens zwischen 850 und 1000, alle älteren wurden zerstört.
    Vom gegenüberliegenden Ende des Narthex führen Stufen zu den Galerien (s. u.). Aber zuerst dorthin, wohin lange Zeit nur Männer gehen durften: Das Hauptschiff , knapp 80 m lang und 56 m hoch, ist einer der gewaltigsten Räume, die je von Menschenhand geschaffen wurden. Gekrönt wird es von einer Kuppel, welche scheinbar jeglichen Gesetzen der Statik spottet. Sie hat einen Durchmesser von 33 m und schwebt förmlich im hellen Licht ihrer 40 Fenster, zumal sie sich über tiefer gelegene Halbkuppeln erhebt. Stellt man sich darunter, wird man die Absicht der Architekten erkennen: Gott ist groß, und der Mensch ist klein. 30 Jahre lang war der Anblick der Kuppel durch ein Gerüst getrübt. Zum Kulturhauptstadtjahr verschwand es jedoch. Und zum Vorschein kam, was fast 700 Jahre lang niemand mehr hatte sehen dürfen: das Gesicht eines der vier Seraphime (Engel) in den Bögen direkt unter der Kuppel. Die drei anderen Gesichter sollen irgendwann auch noch freigelegt werden.
    Es gibt viele Legenden über den Bau der Kirche und deren Kuppel. Eine erzählt, dass man, um ein Gerüst

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