Istanbul
Türkischen unbekannt, für Ausländer jedoch der gebräuchlichere. Betritt man die Moschee, dann weiß man auch, warum. Bis zur Höhe der Fenster sind die Wände mit blau-grünen Fayencen aus der letzten Blütezeit der İznik-Kachelkunst verkleidet. Sie tauchen alles in einen blauen Farbton. Früher, als dazu noch alle Fenster der Moschee buntes, insbesondere blaues Glas hatten, war das noch extremer. Der Blick hinauf zur mächtigen Hauptkuppel (Höhe 43 m, Durchmesser 22 m), umgeben von aufsteigenden Halbkuppeln, ist von großartiger Harmonie. Der marmorne Mihrab ist mit kostbaren Steinen, u. a. mit einem Stück der Kaaba in Mekka, geschmückt. Die fein gemeißelte weiße Marmorkanzel rechts davon, von welcher der Imam die Freitagspredigt hält, ist eine exakte Kopie des Minbar der Moschee von Mekka. Auch der elegante Vorhof der Anlage beeindruckt. Er besitzt in etwa dieselben Ausmaße wie die Moschee. Weit geschwungene Kolonnadengänge säumen ihn. In der Hofmitte erhebt sich der sechseckige Reinigungsbrunnen , heute ist er nur noch Schmuckwerk, die Fußwaschung findet außen an den Längsseiten des Vorhofs statt. Das Ritual befolgt jeder Moslem, leider kein christlicher Tourist: Die Blaue Moschee ist die einzige Moschee İstanbuls mit z. T. stechendem Fußgeruch.
Kein Gold, aber sechs Minarette
Die Blaue Moschee – ein Traum aus 1001 Nacht. Und wie ein orientalisches Märchen klingt auch die Geschichte ihrer sechs Minarette: Als Baumeister Mehmet Ağa dem Sultan seine ersten Entwürfe vorlegte, zeigte sich dieser begeistert. Nur forderte er anstelle von vier steinernen Minaretten vier goldene. Mehmet Ağa wusste, dass sich mit den vorhandenen finanziellen Mitteln der ehrgeizige Plan nicht verwirklichen ließ. Andererseits wollte er den Herrscher nicht vor den Kopf stoßen – um den eigenen zu schonen. Also verstand er seinen Bauherrn absichtlich falsch und baute sechs Minarette (türk. altı = sechs) statt vier goldene (türk. altın = golden). Als die Moschee fertig war und sechs Minarette weithin von der Größe Allahs und des edlen Spenders kündeten, vergaß der Sultan seine einstige Forderung. Doch der Bau einer Moschee mit sechs Minaretten wurde in der islamischen Welt als Anmaßung gegenüber der Harem-i-Şerif-Moschee in Mekka aufgefasst. So musste sich Sultan Ahmet I. verpflichten, der heiligsten islamischen Gebetsstätte ein siebtes Minarett zu spendieren, um deren exponierten Status zu dokumentieren.
Zur Külliye der Sultanahmet-Moschee gehörten einst auch ein Hospital und eine Karawanserei. Beide wurden abgerissen. Erhalten sind die Armenküche und die große Türbe von Ahmet I. Hier ruht der Stifter der Moschee – er starb vermutlich an Krebs – zusammen mit seiner Frau Kösem (von einem Eunuchen erdrosselt), seinem SohnOsman II. (durch Zerquetschung seiner Hoden hingerichtet) und seinem BruderMurat IV. (Todesursache ungewiss). Murat IV. lynchte übrigens noch vor seinem Tod seinen Bruder Beyazıt, der nun neben ihm liegt. Nicht schön, aber so geht man in die Geschichte und Literatur ein – das Schicksal Beyazıts wurde von Jean Racine in der gleichnamigen Tragödie aufgegriffen. Diese wiederum wurde Grundlage für Ruggiero Leoncavallos Oper Bajazzo (1892).
Sultanahmet Meydanı . Moschee tägl. 9–12.15, 13.45–16.15 und 17.00–18.15 Uhr (Fr jedoch 12–14.30 Uhr geschl.), Türbe tägl. 9.30–16.30 Uhr.
Büyüksaray Mozaikleri Müzesi (Mosaikenmuseum)
Highlight dieses kleinen, aber feinen Museums ist ein Bodenmosaik, das einst ein Gebäude des Großen Palastes zierte und vermutlich aus dem 6. Jh. stammt. Bei Ausgrabungsarbeiten in den 50er-Jahren kam es zutage. Die Fundamente des alten Palais lagen einige Meter unter der Erde. 15 Jahre lang war ein österreichisch-türkisches Forscherteam damit beschäftigt, das Mosaik extern zu konservieren, bis es wieder an seinen ursprünglichen Fundort südöstlich der Blauen Moschee zurückgeführt werden konnte. Tierfabeln, Jagdbilder und Szenen aus dem Landleben und der Mythologie sind die Hauptmotive.
Arasta Bazaar,Kabasakal Cad. Tägl. (außer Mo) 9–16.30 Uhr, im Sommer bis 18 Uhr. Eintritt 4 €.
Küçük Ayasofya Camii (ehem. Sergius-und-Bacchus-Kirche)
Im Mosaikmuseum
Im Jahre 527, unter Kaiser Justinian, wurde die kleine Kirche den HeiligenSergius und Bacchus geweiht, den Schutzpatronen der christlichen Soldaten in der römischen Armee. Anfang des 16. Jh. erfolgte die Umwandlung in eine Moschee. Die Türken nennen sie seither
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