Istanbul
Sinan, der „altehrwürdige Baumeister Sinan“, wie ihn die Türken nennen, kam um 1490 als Kind christlicher Eltern in einem zentralanatolischen Dorf nahe Kayseri zur Welt. Die devşirme, die Rekrutierung junger Christen zum Militärdienst, führte ihn in den Dienst des Sultans. Nachdem er in der Palastschule zum Muslim erzogen worden war, trat er den Janitscharen als Militäringenieur bei. Auf Feldzügen durchstreifte er das Osmanische Reich und studierte dessen Moscheen ebenso wie die Pyramiden von Gizeh und die Aquädukte des Balkans. Unterwegs hatte er in vielen Ländern Gelegenheit, großen Architekten über die Schulter zu blicken. Als er für einen persischen Feldzug jene Schiffe baute, welche das Heer über den Van-See in Ostanatolien bringen sollten, wurde SultanSüleyman I. auf ihn aufmerksam.
Sinan, schon über 50 Jahre alt, wurde sein Haus- und Hofarchitekt. All jene Pracht, die mit dem Sultan in Verbindung gebracht wird, fand erst durch Sinans geniale Architektur ihren Ausdruck. In den folgenden Jahrzehnten arbeitete er mit schier unglaublichem Fleiß. Zu seinen 477 (!) Bauwerken – u. a. auch Medresen, Mausoleen, Aquädukte und Hamams – gehören allein 42 Moscheen in İstanbul. Eines seiner Meisterwerke, die Selimiye-Moschee in Edirne, beendete er im Alter von 85 Jahren. Die Kuppelrestaurierung der allerheiligsten Moschee Harem-i Şerif in Mekka wurde übrigens auch unter seiner Leitung durchgeführt.
Bis zu seinem Tod im Alter von 97 Jahren blieb der großartigste Architekt der osmanischen Periode ein bescheidener Mensch. In einer schlichten, von ihm selbst entworfenen Türbe nahe dem Süleymaniye-Komplex liegt er begraben – wohl wissend, dass sein Werk ihn um Jahrhunderte überleben und somit sein Name nie in Vergessenheit geraten würde.
Die acht überdimensionierten, runden, mit Kamelleder überzogenen und mit Goldkalligraphien versehenen Holztafeln, welche auf Höhe der Galerien in das Hauptschiff der Kirche blicken, wurden ebenfalls von den Brüdern Fossati angebracht. Sie sind mit den Namen Allahs, des Propheten Mohammed, der ersten vier Kalifen sowie der Märtyrer Hasan und Hussein versehen.
Frisch restauriert: die Kuppel der Hagia Sophia
Nach Verlassen der Hagia Sophia passiert man noch den 1740 errichteten Reinigungsbrunnen , ein Paradebeispiel des türkischen Rokokos: fröhlich-bunt die Ornamentik, bemerkenswert die Liebe zum Detail.
Ayasofya Meydanı. Tägl. (außer Mo) 9–18 Uhr, im Sommer bis 19 Uhr, Galerien schließen eine Stunde früher. Eintritt 10 €. Türben: gleiche Öffnungszeiten, kein Eintritt.
Sultanahmet Arkeolojik Parkı (Archäologischer Park)
Der Große Palast ( Palatium Magnum ), der zwischen dem 4. und 11. Jh. entstand, von den Kreuzfahrern im 13. Jh. verwüstet und nach Verlegung des Hofes in den Blachernenpalast aufgegeben wurde, war kein einzelnes Gebäude, sondern eine terrassierte Anlage mit mehreren Palästen, Kirchen, Wirtschaftsgebäuden, Bade- und Parkanlagen. Das Palastareal erstreckte sich vom heutigen Ayasofya Meydanı bis zum At Meydanı (Hippodrom) und von dort bergab bis zum Marmarameer. Zuvor gab es hier schon eine Bebauung aus römischer Zeit. Danach wurde unter den Osmanen an jener Stelle, die zukünftig als Archäologischer Park zugänglich sein soll, eine Hochschule erbaut, die 1933 abbrannte. 1997 begann man hier mit Grabungsarbeiten. Dabei kamen nicht nur Mauern aus römischer, byzantinischer und osmanischer Zeit ans Tageslicht, sondern auch Münzen, Tonwaren und vieles mehr aus den verschiedenen Epochen.
Ayasofya Meydanı. Das Areal war z. Z. d. letzten Recherche noch nicht der Öffentlichkeit zugänglich, sollte aber bis zu Ihrem Besuch die Pforten geöffnet haben.
Sultanahmet Camii (Blaue Moschee)
Der offizielle Name der İstanbuler Hauptmoschee geht auf ihren Stifter SultanAhmet I. zurück, der in jungen Jahren den Thron bestieg. 1609 gab er den Auftrag zum Bau der Moschee, die gewaltiger als die Hagia Sophia werden und ihn unvergessen machen sollte. Mit dem ehrgeizigen Projekt beauftragte er den erfahrenen BaumeisterMehmet Ağa, einen Schüler Sinans. Sieben Jahre dauerten die Arbeiten. Wenige Wochen nach der Fertigstellung der Moschee starb der Sultan im Alter von 27 Jahren. Das Ziel, die Hagia Sophia zu übertreffen, wurde – zumindest was die Ausmaße angeht – nicht erreicht. Dennoch entstand mit der Sultanahmet-Moschee einer der schönsten und berühmtesten Sakralbauten der Welt.
Der Name Blaue Moschee ist im
Weitere Kostenlose Bücher