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Istanbul

Istanbul

Titel: Istanbul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Bussmann
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an den Bosporus. Bei Hof wurde chinesisches Porzellan aus Celadon (13.–15. Jh., Sung-Periode) bevorzugt, angeblich verdunkelt sich seine eigentümliche lindgrüne Farbe in Verbindung mit vergifteten Speisen. Gezeigt wird nur ein Bruchteil der Sammlung, die u. a. auch japanische und europäische Porzellanarbeiten umfasst, darunter Stücke von Manufakturen aus Meißen, Sèvres, Wien usw.
    Die Silbersammlung ist reich an filigran gearbeiteten Stücken aus dem 16.–19. Jh. Sofern sie am Hofe hergestellt wurden, tragen sie das Monogramm des jeweiligen Sultans. Viele Stücke der Sammlung waren jedoch Geschenke ausländischer Gesandter.
    In der Glassammlung dominiert böhmisches Kristall, insbesondere Stücke aus der Karlsbader Manufaktur Moser, zu deren Kundschaft noch heute Königshäuser aus aller Welt gehören.
    Die Sammlung alter Küchengeräte zeigt Bronzekessel und andere Küchenutensilien, die hier einst Verwendung fanden.
    Weitere Räumlichkeiten sind wechselnden Ausstellungen vorbehalten.
    Topkapı Sarayı, zweiter Hof. Wiedereröffnung voraussichtlich nicht vor Ende 2011.
    Keine Entführung aus dem Serail – der Harem
    Darüs Saadet, „Ort der Glückseligkeit“, wurde der Topkapı-Palast gerne genannt, nicht zuletzt aufgrund seines Harems. Aber nur für die Sultane sollte sich der Harem als ein solcher Ort erweisen, nicht für die Frauen darin. Für sie war der Harem ein Gefängnis, i. d. R. auf Lebenszeit. Die bekannte Entführung aus dem Serail war schlichtweg unmöglich.
    Die Frauen des Harems, bis zu 500 an der Zahl, waren Sklavinnen aus allen Teilen des Reiches, Geschenke an den Sultan. Dabei zählten sie gar nicht zu den teuersten Präsenten, die besten Frauen waren nicht wertvoller als fünf gute Pferde. Da man keine muslimischen Frauen versklaven durfte, handelte es sich i. d. R. um Christinnen oder Jüdinnen, die erst im Harem islamisiert wurden. Eine Augenweide waren die meisten Frauen nur bei ihrer Ankunft. Sie alterten im Nu, da sie selten an die frische Luft kamen, keinerlei Bewegung hatten und ihre Langeweile mit Essen vertrieben.
    Der Harem war hierarchisch aufgebaut: Die mächtigste Frau war die Valide Sultan, die Mutter des Sultans. Direkt unter ihr kam die Kâya kadın, die Verwalterin des Harems. Kadınlar nannten sich die vier Hauptfrauen des Sultans, die ihm das islamische Recht zugestand. Gefiel ihm eine nicht mehr, tauschte er sie gegen eine seiner Favoritinnen aus. Als İkballar bezeichnete man jene Frauen, mit denen der Sultan schon ein Abenteuer hatte. Die Gözdeler hingegen warteten noch darauf. Sie waren zugleich die Einzigen, die unter besonderen Umständen in die Freiheit entlassen wurden. Unter ihnen allen herrschte Neid. Wer sich zu großen Unmut zuzog, endete nicht selten in einem mit Steinen beschwerten Sack auf dem Grunde des Bosporus. Wer jedoch Favoritin des Sultans wurde und ihm einen Sohn gebar, hatte Chancen auf Heirat und konnte damit später selbst Valide Sultan werden. Doch die Chancen waren gering.Murat III. (1574–1595) brachte es im Harem z. B. auf über 100 Kinder. Und um Thronstreitigkeiten auszuschließen, war man stets damit beschäftigt, die Kleinen zu erdrosseln – denn Sultansblut durfte nicht vergossen werden.
    Baltacılar Koğuşu (Quartiere der Hellebardiere)

    Die Hellebardiere waren die Garde des Palastes. Ihr Name leitete sich von der Waffe ab, die sie trugen: eine Art Lanze mit mehreren Eisenzacken. Da sie des Öfteren Feuerholz in den Harem zu schaffen hatten, hingen von ihren Hüten zwei Quasten herab, die ihre Sicht behindern sollten. Dieser Quasten wegen nannte man sie auch „Schmachtlock-Hellebardiere“ (türk. zülfülü baltacılar ). Ihre Quartiere sind nicht ganz so blumig wie ihr Name, vielleicht waren sie deshalb zuletzt für die Öffentlichkeit geschlossen.
    Topkapı Sarayı, zweiter Hof.
    Harem

    Die Stadt in der Stadt in der Stadt – ein verwirrendes, immer wieder umgebautes und vergrößertes Labyrinth aus schmalen Gängen und Treppen, dunklen Korridoren und Höfen, aus über 300 verschachtelten Räumen, Hospitälern, Bibliotheken, Schulen, Bädern usw. Der auf mehrere Etagen verteilte Harem hatte eine Fläche von insgesamt 6700 m². 70 dunkelhäutige Eunuchen, meist Sklaven aus Afrika, schirmten den Komplex rund um die Uhr ab. Das Wort harem kommt aus dem Arabischen und heißt „unzugänglich“. Die einzigen Männer, die ihn außer den Eunuchen betreten durften, waren der Sultan und seine Söhne. Erbaut wurde der Harem in der

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