Italien zum Verlieben (German Edition)
der Automechaniker, mit dem
ich gesprochen habe, eher etwas Größeres. Wir sollen den
Wagen dort an die Seite stellen, sie wollen ihn sich in einer guten
Stunde ansehen."
"Und so lange müssen wir nun hier sitzen und
abwarten?" Anna war nicht gerade erfreut über diese
Nachricht.
"Nein, nein, ich habe Luigi Facone angerufen. Den
Hotelbesitzer, weißt du? Er schickt gleich jemanden, der uns
und den Wein abholt. Das Hotel ist quasi direkt in der Innenstadt und
wir können dann von dort aus gleich los gehen. Den Lieferwagen
holen wir dann einfach heute Nachmittag wieder ab."
"Puh, da bin ich aber froh! Ich dachte schon, wir
müssen den Tag hier in der Werkstatt verbringen. Scheint ja ein
netter Kerl zu sein, dieser Luigi, was?"
"Ja das ist er allerdings! So nett wie alle
Italiener eben!" Damit grinste er Anna schelmisch an wobei seine
Augen wieder blitzten. Anna hatte diesen Ausdruck nun schon öfter
in seinem Gesicht gesehen und jedesmal war sie erstaunt, wie
unglaublich anziehend er damit wirkte.
Wenig später knatterten sie in einem kleinen
italienischen Transporter vom Hof der Autowerkstatt. Der Fahrer war
ein hagerer älterer Mann, der sie nur kurz begrüßt
und dann mit Marco den Wein umgeladen hatte. Auch während der
Fahrt machte er nicht viele Worte und davon verstand Anna kein
einziges. Der Wagen hatte nur eine schmale Sitzbank und Marco hatte
sich ganz eng an sie gedrängt, um die Tür schließen
zu können. Mit ihrem rechten Bein und Oberarm konnte sie nun die
Wärme seiner Haut spüren, was ihr ganz angenehm war
angesichts der Tatsache, dass der schweigsame Italiener die
Klimaanlage auf vollen Touren laufen ließ und Anna sich wie im
Kühlschrank vorkam.
Ihr war ja bereits aufgefallen, dass es auch in den
Geschäften hier in Italien gerne frostig kalt war. Wie schafften
die Leute das nur, trotz der krassen Temperaturwechsel nicht ständig
erkältet zu sein? Während sie sich weiter dankbar an Marco
schmiegte, rasten sie in dem orangenen Transporter in
halsbrecherischem Tempo durch immer kleiner werdende
Altstadtgässchen, hier und da einige Fußgänger zur
Seite hupend, so dass Anna mehr ängstlich auf den dichten
Verkehr und die Menschen auf den Straßen achtete als auf alles
andere. Als sie auf einen größeren Platz kamen, schien die
Fahrt endlich beendet zu sein und Anna stieg erleichtert aus.
Das Hotel vor dem sie standen hieß "Il
Giardino" und lag am Rande eines hübsch eingewachsenen
Stadtgärtchens, in dessen Mitte ein runder, barocker Brunnen mit
drei anmutigen Steinfiguren stand. Sie trugen alle Schalen und
Gefäße, aus denen unerschöpflich das Wasser
plätscherte. Rings um den Platz drängten sich gelbliche und
orangebraune Altstadthäuser dicht aneinander. Überall
standen Zitronenbäumchen, Geranien oder andere hübsch
blühende Pflanzen vor den Türen und auf den
Eingangstreppen. Manche Wand war mit einer fliederähnlichen,
üppig rosa blühenden Kletterpflanze bewachsen, die Anna von
Deutschland nicht kannte die aber eine ungemein südländische
Atmosphäre verbreitete. Bei vielen der hohen Fenster waren die
Läden bereits halb geschlossen, um die aufkommende Mittagshitze
weitestgehend abzuwehren.
Der Eingang des Hotels war von einer grünen,
halbrunden Markise überdacht und von vier mittelhohen
Zypressenbüschen gesäumt. Die rechte Seite der goldfarben
umrahmten Glasschwingtür stand einladend offen. Links vom
Eingang standen einige kleinere Tische und Stühle im Schatten
zweier großer, ebenfalls grüner Sonnenschirme. Ein paar
Leute tranken dort gemächlich einen Kaffee oder lasen Zeitung.
Anna war entzückt von der Szenerie. "Das ist
aber hübsch hier!"
Marco nickte ihr kurz lächelnd zu. "Ich
kümmere mich nur schnell um den Wein und dann können wir
gleich los wenn du willst." Er hatte sich bereits zwei Kisten
von der Ladefläche genommen und war dabei, dem Fahrer ins Hotel
zu folgen.
"Ja gut." Anna schlenderte zu dem Brunnen und
besah sich die filigranen Figuren aus der Nähe. Es waren drei
Frauen, die mit den Rücken zueinander standen, so dass in allen
Richtungen Wasser in das Becken lief. Lediglich ihre Hüften
waren von ausladenden, steinernen Tüchern umschlungen. Sie
hatten welliges, schulterlanges Haar und ihre Gesichter wirkten so
unschuldig und rein, wie sie nur von einem großen Künstler
geschaffen sein konnten. Anna war entzückt. Die Aufregungen von
eben waren schnell von ihr abgefallen. Die Werkstatt würde den
Wagen sicher schnell wieder flott kriegen
Weitere Kostenlose Bücher