Italien zum Verlieben (German Edition)
kurz zum Haus hoch. "Es
ist wegen Marco, oder?" Seine Stimme klang ernst.
"Ach was, das habe ich dir doch schon deutlich
gesagt, oder?"
"Soll ich dir mal etwas über diesen ach so
netten Winzer sagen? Ein verschlagener Hund ist das nämlich. Ich
habe mit angehört, wie er bei deinem Onkel war und ihm das Gut
abschwatzen wollte. Das ist scheinbar das einzige, was für ihn
zählt, ist doch sonnenklar, dass er sich da an die einzige Erbin
'ranschmeißt, wenn die plötzlich aus dem Nichts auftaucht
und ihm diesen ganzen Besitz streitig machen will. Du hast dich
blenden lassen, Anna! Ich hab es mit eigenen Ohren gehört wie
die beiden im Büro gesprochen haben. Das Fenster stand auf. Dem
Typ geht es nur um dein Erbe! Er hat Angst, dass er leer ausgeht. Du
hast doch selbst schon gesagt, wie sehr er sich über die Jahre
bei deinem Onkel eingeschleimt hat und wie sehr er an den Weinbergen
hängt."
Anna hatte fassungslos zugehört. Das was Sebastian
da sagte, passte einfach zu gut in das Bild von Marco, dass sich ihr
seit dieser Geschichte in Rom aufgedrängt hatte. Und doch wollte
sie es noch nicht so recht glauben. Konnte sie denn wirklich so blind
gewesen sein? War Marco wirklich so gerissen, dass er ihr auftischte,
er liebe sie, nur um sich das Gut zu sichern?
"Lass mich doch jetzt bitte ein wenig allein, ja?"
"Bitte. Aber wenn du mir nicht glaubst, frag ihn
doch selbst danach, was er gerade mit deinem Onkel besprochen hat.
Anna er ist ein mieser Betrüger. Du kennst mich, ich will doch
nur, dass du dich nicht in irgendein Abenteuer verrennst! Bei mir
weißt du, woran du bist, vergiss das bitte nicht!"
Daraufhin steckte er das Etui wieder in seine Hosentasche und ging
den Feldweg zurück hinauf zum Haus. Anna blieb noch eine Weile
stehen. Sie musste das alles erst einmal verarbeiten.
Schließlich ging sie los, sie machte einen langen
Spaziergang quer durch die hügelige Landschaft, vorbei an vielen
Weinbergen, dem kleinen Pinienwäldchen im Tal, bis sie zu einer
kleinen Querstraße kam, die zurück in Richtung Vaiano
führte. Sie folgte ihrem Verlauf ein Stück weit bis sie
links einen kleinen Kiesweg sah, der hinauf zu einer kleinen Kapelle
führte, die einsam auf einem Hügel lag. Der Weg war rechts
von Zypressen und links von Olivenbäumen gesäumt. Vor der
Kapelle stand einladend ein kleines Steinbänkchen und Anna ging
durch die kurze Allee und setzte sich.
Von hier aus hatte man eine schöne Aussicht über
die Hügel. Rechts neben sich standen ein paar wilde
Oleanderbüsche, die schon erste Knospen trugen. Bald würden
sie die ganze Gegend mit ihrem schweren, süßen Duft
erfüllen. Die Sonne begann bereits zu sinken und tauchte den
Himmel zu ihrer linken in tiefes Rot und Orange. Einige Wolkenfäden
am Horizont leuchteten wie gleißendes Gold.
Anna versuchte, ihre Gedanken zu sammeln. Hatte sie
sich in Marco wirklich so sehr getäuscht? War alles, um was es
ihm ging, wirklich nur das Weingut und seine Zuneigung zu ihr nur
Theater, so wie das mit dem kaputten Auto und dem Zimmer? Warum
machte sie sich überhaupt solche Gedanken über diesen Mann?
Sie müsste doch eigentlich die glücklichste Frau der Welt
sein, immerhin hatte Sebastian ihr gerade einen Heiratsantrag
gemacht. Er war doch so ein netter Kerl und ihre Zukunft würde
gesichert sein. Sie müsste nicht einmal mehr arbeiten gehen und
könnte in aller Ruhe eine Familie gründen. Sie würden
in einem wunderschönen, großen Haus wohnen und sich jeden
Luxus leisten können.
Doch Anna konnte bei diesen Gedanken einfach keine so
rechte Freude verspüren. Sie dachte an ihr Gespräch mit
Maria. Sie kannte Marco doch schon viel länger und war
offensichtlich zu der Überzeugung gekommen, dass er tatsächlich
in sie verliebt war. Warum nur kreisten ihre Gedanken immer wieder um
dieses Thema? Sie hörte wieder die Worte ihres Vaters, die
Worte, die sie vor wenigen Stunden auch von Maria gehört hatte:
"Vertrau immer auf das, was dein Herz dir sagt!" Doch was
sagte ihr Herz nur?
Ein kleines Eichhörnchen huschte um die Ecke der
Kapelle und erstarrte für einen Moment, als es Anna erblickte.
Aufmerksam musterte es sie, hielt sie dann scheinbar für harmlos
und sprang in ein paar Sätzen an ihr vorbei hinüber zu
einer der Zypressen, deren Stamm es flink erklomm und dann im
Dunkelgrün der Nadeln verschwand. Der Wind wehte ihr den
intensiven Duft von Lavendel in die Nase und plötzlich war für
Anna alles ganz klar. Sie wusste, was ihr Herz wollte. Hier
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