Italien zum Verlieben (German Edition)
schmerzenden Kiefer hielt.
Marco ging an ihm vorbei in Richtung Haus und Sebastian
brüllte ihm noch hinterher: "Das bringt dir einen feuchten
Dreck! Deshalb gehört sie immernoch mir und daran kannst du auch
nichts ändern, verdammt!"
Marco ignorierte seine Worte. Er sah vor sich eine
verstörte Anna, die auf ihn zu rannte. Sie musste wohl noch
etwas von der kleinen Schlägerei mitbekommen haben.
"Sagt mal, seid ihr verrückt geworden? Was
soll denn das?" rief sie ihm entgegen.
"Frag doch deinen reichen Stadtheini dahinten,
immerhin hat der angefangen."
Anna sah Marco im Vorbeigehen nur strafend an, eilte
dann zu dem triefend nassen Sebastian und kniete sich neben ihn hin.
"Ist alles in Ordnung? Was ist denn passiert?"
Marco war schon um die Hausecke verschwunden.
Sebastian rappelte sich auf, rieb sich aber immernoch
sein Kinn. "Stell dir vor, dieser Verrückte hat mich mit
seiner Giftspritze nass gemacht und mich dann auch noch dafür
beleidigt, dass ich großzügig zu ihm war, ist das zu
fassen? Was für ein impertinenter Mensch! Ich schlage vor,
unseren Urlaub hier zu beenden, du wirst sicher verstehen, dass ich
es in solcher Gesellschaft nicht länger aushalten kann!"
"Was hat er getan?" Sie sah sich nach dem
Traktor um. "Also deshalb brauchst du dir keine Sorgen zu
machen, Onkel Toni sagte, das sei nur Steinmehl. Und du bist sicher,
dass er das mit Absicht gemacht hat?"
"Sag mal, auf welcher Seite bist du eigentlich? Er
hat doch genau gesehen, dass ich hier stand, er kann nur einfach
nicht ertragen, dass es Menschen gibt, die mehr Geld haben als er,
das ist alles. Und jetzt denkt er, er hat endlich mal jemanden
gefunden, an dem er seinen Frust ablassen kann, aber auf so eine
Ebene lasse ich mich nicht herab. Entschuldige mich bitte, Anna, ich
muss jetzt erst einmal duschen gehen." Damit ließ er Anna
sprachlos zurück. Diese hatte schon eine Ahnung, was das alles
zu bedeuten hatte. Marco war verständlicherweise sauer auf
Sebastian, nicht nur, wegen seinem elitären Gehabe am Vormittag,
sondern auch wegen seiner Zudringlichkeit beim Essen. Doch das war
noch lange kein Grund, so auszuticken und sich gleich zu prügeln.
Sie hatte ja schon befürchtet, dass es Streit geben könnte,
aber das ging eindeutig zu weit. Sebastian hatte recht. Es wäre
das Beste, einfach heim zu fahren. Sie würde gleich mit ihrem
Onkel und ihrer Tante reden.
Sie wollte gerade gehen, da hörte sie Marias
Stimme. "Anna!" Sie sah hinüber zum Gewächshaus,
wo die Italienerin mit Schürze, Handschuhen und Gartenschere in
der offenen Tür stand.
"Maria! Sag mal hast du das eben etwa mitbekommen?"
Sie ging zu ihr hinüber.
"Na zumindest den letzten Teil, der Haken von Marco
hat ja mal wirklich gesessen!" Sie lachte.
"Du hast ja einen merkwürdigen Humor, ich
finde das alles andere als komisch! Die führen sich auf wie
kleine Kinder und jetzt will Sebastian so schnell wie möglich
nach Hause!"
Maria zuckte nur leicht mit den Schultern, drehte sich
wieder zu ihren Tomaten um, die in mehreren Kübeln in der Nähe
des Eingangs standen und schnitt eine Rispe ab, die sie in einen
Weidenkorb zu ein paar Gurken und Zwiebeln legte. "Marco ist nun
einmal eifersüchtig, immerhin scheint er ja bis über beide
Ohren in dich verliebt zu sein, oder hast du das etwa noch nicht
gemerkt?"
Anna nahm ein Stück Pflanzendraht, der auf dem
kleinen Holztisch neben ihr lag und drehte ihn zwischen den Fingern.
"Doch, das hat er mir ja auch schon gesagt."
Maria drehte sich überrascht um, "Ach, das hat
er?"
"Ja, aber ich hab nun mal schon einen Freund",
antwortete sie trotzig, "außerdem ist Marco der größte
Betrüger den ich kenne, ach Maria, wenn du nur wüsstest!"
Damit setzte sie sich auf die Tischkante.
Maria blickte sie besorgt an und griff nach ihrem Arm.
"Was ist denn passiert, Kind?"
Zögernd erzählte Anna ihrer Tante, was in Rom
vorgefallen war, wie Marco die Autopanne vorgetäuscht hatte und
das angeblich letzte Doppelzimmer gebucht hatte, wie er versucht
hatte, sie mit diesem Theaterspiel herumzubekommen, wie dann alles
aufgeflogen sei und sie mit dem Zug zurückgefahren war.
Maria hörte sich alles stumm an und öffnete
nur ein paar Mal erstaunt den Mund.
"...und dann erzählt er mir auch noch, das
habe er alles nur getan, damit ich merke, dass ich ihn auch liebe,
stell dir das vor! Wie kommt der nur auf so einen Blödsinn?!"
Maria sah sie ernst an. "Liebst du ihn denn?"
Anna wollte das eigentlich gleich abstreiten, sah
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