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Italienische Märchen

Italienische Märchen

Titel: Italienische Märchen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens Brentano
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sie sehr traurig; ach! da fiel mir die Mutter mit den Kindern wieder recht in die Seele, und als die kranke Eidechse auf einmal ganz still wurde und tot von dem Stein herabfiel, schrie ich: ›O weh! o weh! jetzt ist sie tot; ach! die gute Mutter, der ich aus Unachtsamkeit Gift statt Zucker geschickt, ist jetzt gewiß tot‹, – und da betete ich wieder recht innig zu Gott. Sieh! da raschelte es an der andern Seite, und ich sah die kleinen Eidechschen Blätter von einem Kraute abbeißen, welches da in großer Menge wuchs, und sah, daß sie mit den Blättern zu der toten Eidechse hinliefen und ihr Saft davon in den Mund flößten, und sah, daß die tote Eidechse davon wieder lebendig wurde und frisch und gesund davonlief und die Jungen hinter ihr drein. Wie ein Blitz lief es mir durch die Seele, ich wollte die Mutter aufsuchen, und wenn sie auch schon begraben wäre, so wollte ich sie wieder mit diesem Kraut lebendig machen. Ich nahm viel von dem Kraut und lief schnell in die Stadt zurück und fragte von Haus zu Haus, konnte sie aber nirgend finden. Als ich am andern Tor endlich bei dem Torwärter fragte, sagte er mir, daß heute morgen ein solches Kind, wie ich gesagt, vom Lande in die Stadt gekommen sei und ihn nach der Apotheke gefragt habe; daß es auch bald wieder hinausgegangen sei, aber daß er nicht wisse, wohin. Da war meine Angst wieder so groß als vorher, und ich lief nach der Apotheke zurück und wollte nun auch von dem nämlichen Gift essen, um zu sterben. Ich stürzte nach der Büchse hin und riß sie auf und aß in der Verzweiflung alles, was darin war. Aber auf einmal kam der Apotheker heraus mit einer großen Süßholzwurzel in der Hand und kriegte mich beim Schöpfe zu fassen und prügelte mich ganz abscheulich und rief immer dabei: ›O! du naschhafter Zuckerschlecker! da hast du auch Süßholz dazu, du Bengel! Erst läufst du den ganzen Tag auf der Straße herum und kömmst abends nach Haus und schleckst mir noch dazu die Zuckerbüchse aus; da nimm Süßholz, Süßholz dazu!‹ und dabei prügelte er immer darauf los. Ich aber rief immerzu: ›O! Herr Prinzipal! schlagen Sie mich tot, um Gotteswillen, schlagen Sie mich tot, wenn das Gift mich nicht schon umbringt.‹ Der Herr Prinzipal aber war schon ganz müd und sprach: ›Was redest du von Gift, du Narr!‹ – ›Ei!‹›sagte ich, ›war denn kein Bleizucker in der Büchse, es steht ja darauf geschrieben?‹ – ›Nein, es war Zucker drin‹, sagte der Prinzipal; ›ich werde dir Bleizucker dahin stellen, du unachtsames Naschmaul! daß du mir die Leute vergiftest; ich habe alle solche Sachen unter Schloß und Riegel liegen, damit kein Unglück geschieht, und in allen Büchsen, wo hier Gift drauf geschrieben steht, ist nichts als weißer Zucker, damit ihr mir das Naschen sein lasset.‹
    Ihr könnt euch mein Entzücken denken bei dieser Nachricht; ich kriegte meinen Prinzipal bei den Ohren zu fassen und küßte und drückte ihn vieltausendmal und tanzte wie ein Narr mit ihm in der Apotheke herum, so daß er anfing um Hülfe zu rufen, weil er glaubte, ich sei rasend geworden. Da kam die Apothekerin herzugelaufen und schlug die Hände über dem Kopf zusammen über den Spektakel, und der Mann schrie zu ihr: ›O Quassia! liebe Quassia! gieb ihm Süßholz.‹ Da nahm Frau Quassia die Süßholzwurzel wieder und prügelte auf mich los, so erbärmlich, daß ich den Prinzipal fahren ließ und so in der Apotheke herumsprang, daß alle Büchsen auf den Brettern tanzten und die Mörser zu klingeln anfingen. Bratsch! fiel eine große Flasche mit Jalap an die Erde und eine andere mit Oxymel simplex hintennach; sie ließen mich los und eilten, ferneres Unglück zu verhüten. Ich aber rannte so gegen die Türe, daß ich alle Fenster einstieß und den König Salomo, der als Schild an der Türe stand, über den Haufen rannte. Wie unsinnig flog ich zur Stadt hinaus nach der kleinen Kapelle und kniete nieder vor dem kleinen Altar und betete die ganze Nacht, bis ich vor Müdigkeit einschlief.
    Am andern Morgen konnte ich von dem vielen genossenen Süßholz meinen Rücken kaum bewegen; da nahm ich von dem Kraut, was neben mir wuchs, und rieb mir den Rücken damit, und auf einmal war ich frisch und gesund. Da betrachtete ich das Kraut recht genau und nahm mir Samen davon mit und Blätter, und spazierte fort, in die Welt hinein.
    Als ich einige Tage fortgezogen war, kam ich in einen Wald, da hörte ich ein Kind außerordentlich weinen; ich ging nach der Gegend

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