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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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am Ende nichts weiter davonträgt als Reue. Um nun mit den Frauen anzufangen, die nach der allgemeinen Annahme sich meist an den Schlimmeren halten, so kannst du einen jungen Mann sehen, der schön, edel, reich, tugendhaft und mit vielen guten Eigenschaften begabt ist, der zu seiner Geliebten ein Mädchen wählt und ihr mit derselben Treue, die man den Göttern schuldig ist, Dienst und Verehrung widmet und jeden ihrer Wünsche zu dem seinigen macht. Nichtsdestoweniger kann er durch Liebe, Dienstbarkeit und Bitten es nicht dahin bringen, daß er sich bei seiner Dame in Gunst sieht; sie hebt vielmehr im Gegenteil einen andern, der jedes Vorzugs bar ist, sie gibt sich ihm hin; nicht lange aber bleibt er in ihrem Besitz, so weist sie ihn von sich und nimmt den ersten an; aber veränderlich und launisch wird sie, nachdem sie ihn zu den Sternen erhoben, von ihrer natürlichen Unbeständigkeit getrieben, ihm sein Ende in der Hölle bereiten. Fragte man sie um den Grund dieses Wankelmutes, so würde sie nichts Weiteres anzuführen wissen, als daß es ihr so gefalle. Darum geschieht es nur selten, daß ein aufrichtig Liebender festen Fuß behält, vielmehr sieht er sein Leben hin- und hergejagt vom flüchtigen Winde der Frauen. Ebenso kannst du an den Höfen der Könige und Fürsten jemand in Gunst seines Herrn stehen sehen, so daß man deutlich sieht, der Herr kann ohne ihn nichts tun und nichts sagen, – und nichtsdestoweniger, wenn er mit allem Fleiße und aller Mühe sich bestrebt, die Gunst seines Herrn zu bewahren oder zu erhöhen, – siehe da, plötzlich wandelt sich der Sinn des Gebieters, kehrt sich einem andern zu, und der, der zuvor der erste Mann am Hofe war, findet sich auf einmal am letzten Platz. Daneben steht dann ein ängstlich eifriger unermüdlicher Diener, gewandt in allen Geschäften des Hofes und der sich weit mehr um die Angelegenheiten seines Herrn bekümmert als um sein eigenes Leben; aber er tut alles umsonst: denn ihm wird nie vergolten, und er sieht sich im Dienste altern, ohne je einen Lohn zu ernten. Betrachte einen andern in irgendeiner Wissenschaft tief Gelehrten: nichtsdestoweniger stirbt er am Hofe Hungers, während ein anderer, unwissender und verdienstloser Mann von seinem Gebieter aus Laune und nicht nach Gebühr übermäßig bereichert wird. Solches aber geschieht nicht, weil dem Herrn gelehrte und verdienstvolle Männer nicht gefallen – denn man sieht überall, daß er viele solche begünstigt und erhebt –, sondern weil der Genius von jenem nicht mit dem seinigen stimmt, weil, wie man sagt, ihr Blut nicht zusammenpaßt. Wie oft mag es nun kommen, daß du zufällig einen siehst, den du sonst noch nie gesehen hast, und dennoch mißfällt er dir auf den ersten Anblick wie die Pest, und du kannst auf keine Weise ertragen, ihn zu sehen, und je mehr er dir Dienste und Gefälligkeiten erweist, um so mehr wird er dir mißfallen. Umgekehrt kannst du einen sehen, den du früher noch nie gesehen hast, und der dich gleich beim ersten Anblicke so befriedigt, dir so zusagt und dir so sehr gefällt, daß, wenn er dich um dein Leben anginge, du nicht imstande wärest, es ihm zu versagen; du fühlst ein gewisses Etwas, das dich zwingt, ihn zu rieben, und wenn er auch etwas täte, was gegen deinen Willen wäre, so ist doch alles gut. Wer weiß nun, was diese Unbeständigkeit veranlaßt, und ob nicht eine gewisse Mischung des Blutes, das von innerer himmlischer Kraft an sich gleichmäßig bewegt wird, die Schuld trägt? Freilich, in den Verhältnissen der Höfe läßt sich eine hinreichende Begründung dieses Wankelmutes finden: dies ist der spitzige, giftige Stachel des verpesteten Neides, der fortwährend der Gunst des Fürsten die Waage hält und den im Nu erhebt, der unten war, und den senkt, der sich oben befand, so daß es an den Höfen keine schädlichere und verderblichere Pest gibt als den Neid. Alle anderen Fehler werden leicht und mit geringer. Mühe von Seiten dessen, der sie hat, geheilt und fast beschwichtigt, so daß sie dir nicht wehe tun; aber den Neid, – auf welche Weise, mit welcher Kunst und Heilart willst du ihn zu Boden drücken? Fürwahr, ohne deinen Schaden weiß ich nicht, wie du den scharfen Bissen des Neides jemals entkommen willst. Nimm am Hofe einen Stolzen, Aufgeblähten, Ehrgeizigen und Hochfahrenden, der mehr als der Stolz selbst ist: wenn du dich vor ihm verbeugst, wie du ihn siehst, wenn du ihn ehrst, wenn du ihm den Weg räumst, wenn du ihn mit Preis zum Himmel

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