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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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Spiel gesetzt und noch weit mehr für die Erhaltung meiner Ehre gesorgt hat als für seine eigene, – sollte ich nicht zu seiner Errettung meine Ehre beiseite setzen? Unbedenklich! Ja, Ehre und Leben, und wenn ich tausend Leben hätte, alle zusammen würde ich zu seiner Erhaltung hingeben, und wenn ich es von neuem tausendmal tausendmal zurückerhielte, so würde ich es ebensooft wieder aufs Spiel setzen, wenn ich nur im geringsten ihm zu helfen wüßte. Ja, ich beklage mich und werde mich immer beklagen, daß mir nicht vergönnt ist, mehr zu tun, als meine geringe Möglichkeit aushält. Wenn er stürbe, könnte ich fürwahr nicht am Leben bleiben; wenn er nicht da wäre, was sollte ich im Leben tun? Ich glaube darum nicht, gerechtester Fürst, ein Quintchen Ehre zu verlieren; denn da ich, wie man sieht, eine junge Witwe bin und mich wieder zu verheiraten suche, war mir erlaubt, ein Liebesverhältnis anzuknüpfen, freilich zu keinem andern Zwecke, als um einen meinem Stande angemessenen Gatten zu bekommen. Wenn ich aber auch die Ehre verlöre, – warum soll ich sie nicht verlieren für den, der, um die meinige zu retten, wie so oft schon gesagt wurde, die seinige hat verlieren wollen? Um nun aber zur Sache zu kommen, so sage ich mit aller schuldigen Ehrerbietung, daß es nicht wahr ist, daß Messer Aloise je als Dieb und wider meinen Willen in mein Haus gekommen ist. Er kam vielmehr dahin ganz im Einverständnis mit mir und als teurer und inniger Liebhaber. Hätte ich ihm nicht die Erlaubnis gegeben zu kommen, wie wäre es ihm gelungen, eine Strickleiter so hoch emporzuziehen und sie oben so festzumachen, daß sie für immer gehalten hätte? Wenn dieses Fenster zu meinem Schlafzimmer gehört, wie konnte es um diese Stunde offen stehen ohne meine Einwilligung? Ich ließ den Bindfaden hinab, an den er die Strickleiter anband; mit Hilfe meiner Magd zog ich sie empor, und nachdem ich sie festgemacht hatte, so daß sie nicht losgehen konnte, machte ich Messer Aloise ein Zeichen heraufzusteigen. Aber sein und mein Mißgeschick wollte, daß er, ohne daß er mir nur hätte die Hand berühren können, zu meinem unsäglichen Schmerze zu Boden stürzte. Er möge daher das frühere Geständnis zurücknehmen, daß er ein Dieb sei, und nur die Tatsache bekennen, wie sie ist, da ich mich nicht schäme, das Geständnis abzulegen. Hier sind die vielen Briefe, die er mir schrieb, um eine Unterredung mit mir zu erflehen und um meine Hand zu bitten. Hier ist die Strickleiter, die bisher immer in meinem Schlafzimmer geblieben ist. Hier ist meine Dienerin, die an allem vermittelnd und unterstützend teilnahm.«
    Messer Aloise gestand auf die Frage der Ratsherren, wie die Sache vor sich gegangen war. Er wurde nun ebenso von diesen Herren freigesprochen und wollte seine teure Geliebte als rechtmäßige Gemahlin heimführen. Der Fürst lobte sehr seinen Entschluß. Es gingen daher alle Verwandte beider Teile nach dem Hause Madonna Gismondas, wo er sie zur allgemeinen Freude feierlich heiratete. Es wurde eine kostbare und äußerst prächtige Hochzeit veranstaltet, und Messer Aloise lebte mit seiner Gattin lange Zeit in ungetrübtem Frieden. Madonna Luzia und Madonna Isotta gebaren mit der Zeit zwei schöne Söhnchen, – was die Zufriedenheit ihrer Väter nicht wenig erhöhte, die mit den Müttern ruhig zusammenlebten und unter sich in brüderlichem Einvernehmen oft den ihnen von den schlauen Gattinnen gespielten Streich belachten. Das weise Urteil des Fürsten in dieser Sache wurde in Venedig allgemein anerkannt und vermehrte noch um vieles den großen Ruhm seiner Klugheit. Er war auch in der Tat ein sehr kluger Fürst und vergrößerte durch seine Einsicht und seine Weisheit die Herrschaft des Freistaats, wurde aber doch zuletzt unverdientermaßen mit Undank belohnt und wegen seines hohen Alters der herzoglichen Würde entkleidet.

Das verzauberte Bildnis
(Philipp Massinger, Das Gemälde)
    Ich weiß nicht, liebenswürdige und ehrenwerte Frau Cecilia, ob ich so leichtsinnig auf Eure Bitte hin mich zum Erzählen entschließen soll, da ich in diesem Geschäft nicht sonderlich geübt bin, während ich in dieser edeln und hochgeehrten Gesellschaft manche sehe, welche besser als ich und mehr zur allgemeinen Genugtuung, da sie darin geübt sind, sich darin ergehen würden, ich aber viel lieber Zuhörer als Erzähler wäre. Da jedoch immer Eure höflichen Bitten bei mir für Befehle gelten sollen, will ich, so gut ich kann, eine Geschichte

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