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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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abgeht, um uns ehrbar durchzubringen und uns mit allem zu versehen, was wir brauchen, wofern wir uns an dem Notwendigen genügen lassen und unsere Einkünfte bescheidentlich und mäßig einteilen. Wir können hier mit zwei bis drei Dienern und zwei bis drei Frauen ganz bequem bestehen, noch ein Paar Reitpferde halten und somit ein heiteres und ruhiges Leben führen. Wenn wir einmal Söhne bekommen und sie das Alter erreichen, wo sie dienen können, so bringen wir sie an den Hof und zu anderen Baronen. Wenn sie sich dann gut halten, so können sie sich Ehre und Vermögen sammeln; bringen sie es aber zu nichts oder zu wenig, so ist es ihr Schaden. Gott weiß, mein größtes Vergnügen wäre es, wenn wir die Zeit, die uns zu leben übrig ist, immer miteinander zubringen könnten, in Glück und Unglück. Da ich aber einigermaßen Eure Gesinnung kannte, die ein Quintchen Ehre höher achtet als alles Gold der Welt, und Euch so mißlaunisch sah, glaubte ich immer, wiewohl mir auch andere Gedanken durch den Sinn gingen, das ganze komme daher, entweder, daß Ihr Euch mit mir nicht befriedigt fühlt, oder daß es Euch leid tue, Euch nicht in den Waffen üben zu können und unter andern geehrten Rittern keine Eurer würdige Stelle zu behaupten. Da ich Euch nun mehr liebe als alles in der Welt, war immer mein Wunsch der, daß alle Eure Wünsche auch die meinigen seien; und solange mir vergönnt sein wird zu leben, soll das fortwährend so bleiben, da ich Euer Vergnügen weit mehr hebe als mein Leben. Wenn Ihr daher entschlossen seid, in die Dienste des Königs Matthias zu gehen, so werde ich den Schmerz, der mich ganz sicher über Eure Entfernung befallen wird, durch das Vergnügen versüßen, das ich fühlen werde bei der Wahrnehmung, daß Ihr ein so löbliches Verlangen, wie das Eurige ist, befriedigt, und durch die süße Erinnerung an Euch werde ich meine Gedanken vertreiben, in der Hoffnung, Euch einst viel froher wiederzusehen, als Ihr jetzt seid. Was sodann das betrifft, daß Ihr sagt, Ihr fürchtet, ich möchte gegen solche zu kämpfen haben, welche meine Keuschheit angreifen und Euch und mir die Ehre rauben wollen, so versichere ich Euch, wenn ich nicht völlig den Verstand verliere, so geht mein fester Entschluß dahin, lieber zu sterben als je in einem Pünktchen meine Sittsamkeit zu beflecken. Hierfür weiß ich aber freilich kein anderes Pfand zu bieten als mein aufrichtiges Wort; wenn Ihr dieses kenntet, wie ich es von jeher fest und unverletzt erhalten, so würdet Ihr Euch sicher damit zufrieden geben, und nie würde das geringste Fünkchen von Verdacht darüber Euch in den Sinn kommen. Da ich Euch also hierüber keine andere Sicherheit geben kann, muß ich auf die künftige Betätigung meines Versprechens verweisen, in der Hoffnung, daß das Leben, das ich führen werde, so sein wird, daß ich jeden Tag darüber Rechenschaft ablegen kann. Jede Art und Weise jedoch, die Euch gefällt, um zu Eurer Versicherung mich auf die Probe zu stellen, wird mir äußerst angenehm sein, da mein höchster Wunsch ist, Euch zufriedenzustellen. Und wenn es Euch einfiele, mich in einen dieser Burgtürme zu schließen, bis Ihr zurückkehrt, so würde ich gerne als Einsiedlerin dort leben, wenn ich nur weiß, daß ich etwas tue, was Euch Freude macht.«
    Der Ritter hörte mit größtem Vergnügen die Antwort der Frau, und als sie fertig war, sagte er zu ihr: »Meine teuerste Gattin, Eure Seelengröße verdient alles Lob, und es ist mir sehr erfreulich, daß Ihr meiner Ansicht seid. Auch gewährt es mir unschätzbares Vergnügen, Euren festen Vorsatz zu hören, unsere Ehre rein zu erhalten, und ich ermahne Euch, auf dieser Bahn auszuharren und nicht zu vergessen, daß, sobald eine Frau ihre Ehre verloren hat, sie alles verloren hat, was sie in diesem Leben besitzen kann, und nicht mehr eine Frau genannt zu werden verdient. Den Euch mitgeteilten Plan werde ich wohl seiner Wichtigkeit halber nicht so geschwind ausführen; sobald ich aber zur Verwirklichung komme, versichere ich Euch, daß ich Euch hier als unumschränkte Gebieterin über alles zurücklassen werde. Unterdessen will ich noch weiter darüber nachdenken, was uns frommt, und mich mit Freunden und Verwandten beraten, sodann aber mich an das halten, was man für das Beste ansehen wird. Laßt uns daher heiter leben!«
    Weil nun den Ritter im allgemeinen weiter nichts bekümmerte als sein Zweifel über seine Gattin, da er sie so zart und schön sah, so sann er jetzt darauf, wie

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