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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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sei.
    Als der Ritter die Bitte der Frau hörte, sagte er nach kurzem Bedenken: »Meine teuerste Gattin, Ihr wollt den Beweggrund meines düstern Sinnens wissen und erfahren, warum ich so schwermütig geworden bin: so erfahrt ihn! Alle meine Gedanken, in die Ihr mich so tief versunken seht, gehen damit um, wie ich Mittel und Wege auffinden könne, Euch und mir ein unserem Stande gemäßes ehrenvolles Leben zu bereiten; denn in Vergleich mit unserer Abkunft leben wir gar armselig; und der Grund ist, daß unsere Väter die von unsern Großvätern ihnen vererbten Güter verschwendet haben. Indem ich nun hierüber den ganzen Tag nachdachte und auf verschiedene Vorstellungen verfiel, wußte ich kein anderes Mittel aufzutreiben als eines, das meine Phantasie auf das lebhafteste beschäftigt, nämlich an den Hof unseres Oberherrn Königs Matthias mich zu verfügen, dem ich schon von den Kriegszeiten her bekannt bin. Ich kann nicht anders glauben, als daß er gut für mich sorgen und sich mir gnädig erzeigen werde; denn er ist ein freigebiger Fürst, der tüchtige Männer liebt, und ich werde mich so halten, daß wir mit seiner Gunst und Gnade besser leben können als jetzt; und ich befestige mich in dieser Ansicht um so mehr, als ich schon vormals unter den Woiwoden von Siebenbürgen gegen die Türken gefochten habe und damals von dem Grafen von Cilley aufgefordert worden bin, in die Dienste des Königs zu treten. Da ich aber andererseits glaube, Euch hier ohne meine Gesellschaft lassen zu müssen, kann ich mich unmöglich darüber beruhigen, daß ich mich von Euch entfernen soll, einmal, weil ich mich nicht entschließen kann, ohne Euch, meine Einziggeliebte, zu leben, und dann, weil ich fortwährend fürchte, wenn ich Euch so jung und schön sehe, dadurch eine Schmach zu erleben. Sobald ich weg wäre, fürchte ich, könnten Barone und Edelleute vom Lande sich beeifern, Eure Liebe zu gewinnen. Sobald dies geschähe, würde ich mich für entehrt halten und könnte mich nicht mehr unter rechtschaffenen Leuten sehen lassen. Dies ist die ganze Fessel, die mich hier hält, so daß ich für unsern Vorteil zu sorgen nicht imstande bin. Ihr habt nun, meine teuerste Gattin, die Ursache meiner Nachdenklichkeit vernommen.«
    Nach diesen Worten schwieg er. Als die tapfere, großherzige Frau, die ihren Gatten grenzenlos liebte, hörte, daß er seine Auseinandersetzung geendigt hatte, antwortete sie ihm mit heiterem, freundlichem Gesichte also: »Ulrich« (so hieß der Ritter), »auch ich habe oft und viel an die Größe Eurer und meiner Vorfahren gedacht, von der, wie mir scheint, wir uns ohne unser Verschulden ziemlich entfernt haben; dabei habe ich mich besonnen, was für ein Mittel sich auffinden ließe, um uns besser auszurüsten, als wir es sind; denn wiewohl ich ein Weib bin und ihr Männer uns Weiber des Kleinmuts beschuldigt, so fühle ich doch in mir das Gegenteil davon und habe vielleicht höheren Mut und Ehrgeiz, als ich sollte; auch ich möchte gerne den Rang behaupten können, den meine Mutter, so viel ich mich erinnere, einnahm. Nichtsdestoweniger weiß ich mich solchergestalt zu mäßigen, daß ich mich willig mit alledem zufriedenstelle, was Euch gefällig ist. Um aber zur Sache zu kommen, sage ich Euch, daß auch ich, wie Ihr tut, unsere Umstände bedenkend zu der Erkenntnis gelangt bin, daß Ihr als ein junger, kräftiger Mann nichts Besseres zu tun vermöget, als bei unserem Könige Dienste zu nehmen; und jetzt halte ich es um so mehr für vorteilhaft, als ich vernommen habe, daß schon früher der König Euch vom Kriege her kennt. Ich gebe mich deshalb gern der Hoffnung hin, daß der König, der die Vorzüge anderer immer mit Geschick zu schätzen weiß, Euch ganz gewiß würdig und nach Verdienst belohnen wird. Ich wagte Euch diesen meinen Gedanken nicht auszusprechen, aus Furcht, Euch zu beleidigen. Jetzt habt Ihr mir aber den Mund selbst geöffnet, und ich will nicht unterlassen, Euch meine Ansicht zu sagen. Tut nunmehr, was Euch gefällt, und was am meisten mit Eurer Ehre und Eurem Vorteil übereinstimmt! Was mich betrifft, so bin ich zwar ein Weib und, wie ich zuvor schon gesagt habe, von Natur eitel; ich möchte gerne bei andern geehrt sein und mich öffentlich geschmückter und prächtiger zeigen als andere; da jedoch unsere Glücksumstände sind, wie wir sehen, würde ich gern die Zeit, die wir noch zu leben haben, fortwährend mit Euch in diesem unserem Schlosse zubringen, wo uns, Gott sei Dank, nichts

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