Italienische Novellen, Band 1
entschieden mißbilligte; sie ließ daher diejenigen zu sich rufen, die miteinander gestritten hatten, und verlangte, ihr genau das gepflogene Gespräch zu melden. Nachdem sie es angehört, sagte sie, allerdings könne in dieser Angelegenheit jeder nach Gefallen glauben, was er wolle; es wäre aber eine anmaßende, tollkühne Torheit, alle Frauen auf gleiche Weise beurteilen zu wollen, wie man es auch für den größten Irrtum erkennen müsse, wollte man behaupten, alle Männer hätten gleichen Charakter, während man doch tagtäglich das Gegenteil offen sehe; »denn bei Männern und Frauen ist ein so großer Unterschied und Mannigfaltigkeit in den Naturen, als es Köpfe gibt; und zwei Brüder und zwei Schwestern, die miteinander geboren sind, werden meistenteils von entgegengesetztem Temperament und von ganz verschiedenem Charakter sein, und was dem einen gefällt, wird dem andern mißfallen.«
Die Königin schloß daher, sie sei vollkommen überzeugt, daß der böhmische Ritter recht habe, von seiner Frau zu glauben, was er glaube, da er ja lange Zeit mit ihr umgegangen sei, und er handle hierin klug, weise und vorsichtig. Da nun, wie man sieht, die menschlichen Gelüste unersättlich sind und ein Mensch kühner ist als der andere, ja, um es besser zu sagen, hartnäckiger und verwegener, so waren daselbst am Hofe zwei ungarische Barone, die mit dem Kopf obenhinaus wollten und die Königin folgendermaßen anredeten: »Gnädigste Frau, Ihr tut als Frau wohl daran, die Ehre Eures Geschlechts zu verteidigen; aber wir getrauen uns wohl, wenn wir da wären, wo sich diese Frau von Marmor aufhält, und wir sie sprechen könnten, ihr diamantenes Herz zu überwältigen und sie dahin zu bringen, uns zu Willen zu sein.«
»Ich weiß nicht, was geschehen würde«, antwortete der böhmische Ritter, »noch was ihr tun würdet; aber das weiß ich wohl, daß ich mich nicht täusche.«
Es wurde noch vieles gesprochen; der Streit erhitzte sich auf diese Äußerungen beiderseits von neuem, und die beiden allzu zuversichtlichen Barone erklärten endlich mit einem Schwüre, sie beharrten auf ihrer Behauptung und verpfändeten alle ihre beweglichen und unbeweglichen Güter dafür, daß sie binnen fünf Monaten, vorausgesetzt, daß Herr Ulrich sich verpflichte, inzwischen seine Gattin weder zu besuchen noch zu warnen, diese dahin bringen wollen, ihre Wünsche zu erfüllen. Die Königin und alle, die diesen Vorschlag vernahmen, erhoben darüber ein großes Gelächter und verspotteten die beiden. Sobald sie dies sahen, sagten sie: »Ihr meint vielleicht, gnädigste Frau, wir reden nur in Schimpf und Scherz; es ist uns aber vollkommen ernst, und wir wünschen, die Probe zu bestehen, damit man sehe, welche von beiden Meinungen die richtige sei.«
Mittlerweile hatte König Matthias selbst von der Sache gehört und kam jetzt dahin, wo sich die Königin befand, die sich große Mühe gab, den beiden Ungarn ihren Wahnsinn auszureden. Als der König kam, baten ihn die beiden Barone, zu geruhen, Herrn Ulrich, da er sich nicht freiwillig dazu verstehe, anzuhalten, den Vertrag mit ihnen einzugehen, wobei sie sich verbindlich machten, alle ihre Habe zu verlieren, die dann der König frei dem Herrn Ulrich schenken könne. Geschehe aber das, was sie voraussagten, so solle Herr Ulrich versprechen, es seine Frau nicht entgelten zu lassen, aber seine falsche Ansicht aufgeben und glauben, daß die Frauen von Natur geneigt sind, den Bitten der Liebhaber ein williges Ohr zu leihen. Der böhmische Ritter, der an die Keuschheit und eheliche Treue seiner Frau so fest glaubte wie an das Evangelium und sich an die Unbeflecktheit seines Zauberbildes hielt, das er die ganze Zeit seiner Abwesenheit über nie bleich noch schwarz gesehen hatte, wohl aber manchmal gelb, je nachdem sie zuweilen von einem um Minne angegangen worden war, das aber gleich darauf seine natürliche Farbe wieder bekam, sagte zu den ungarischen Baronen: »Ihr habt euch in eine große Gefahr geschwatzt; so will ich denn auf die Sache eingehen unter der Bedingung, daß ich hernach mit meiner Frau nach meinem Gutdünken verfahren darf. Übrigens will ich auch alle meine Habe in Böhmen neben dem einsetzen, was ihr verpfänden zu wollen erklärt habt, und behaupte, daß ihr meine Frau nimmermehr dahin bringen werdet, euren Willen zu tun; auch will ich weder gegen sie noch gegen sonst jemand die Sache mit einem Worte erwähnen.«
Es wurde deshalb noch vieles herüber und hinüber verhandelt, und
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