Italienische Novellen, Band 1
sich ein Mittel für ihre Sicherheit finden lasse. Bald darauf, während er hierüber nachdachte, begab es sich, daß der Ritter eines Tages in Gesellschaft mit einigen Edelleuten war und unter mannigfaltigen Gesprächen auch einer ein Ereignis erzählte, das einem Edelmann des Landes begegnet war. Dieser hatte die Liebesgunst einer Frau gewonnen mittels eines alten Polen, der im Rufe stand, ein großer Zauberer zu sein und als Arzt in Chozen, einer Stadt in Böhmen, lebte, wo Silber- und andere Bergwerke in Menge sich befinden. Der Ritter, der sein Schloß nicht weit von Chozen hatte, begab sich dahin unter dem Vorwande eines Geschäfts und ging zu dem betagten Polen, mit dem er lange sprach, und an den er das Verlangen stellte, gleichwie er bereits jemand beigestanden habe, um sich Liebe zu erwerben, so auch ihm die Art und Weise anzugeben, wie er sich davor bewahren möge, daß ihm seine Gattin nichts zuleide tue und ihn nicht mit Hörnern schmücke. Der Pole, der in Zaubersachen, wie ihr gehört habt, sehr bewandert war, sagte zu ihm: »Mein Sohn, du forderst von mir etwas Großes, was ich nicht ausführen kann; außer Gott kann dir niemand die Keuschheit eines Weibes sicherstellen, denn sie sind von Natur gebrechlich und sehr zur Wollust geneigt, so daß sie sich leicht den Bitten der Liebhaber fügen, und es gibt wenige, die, wenn man sie bittet und bestürmt, fest bleiben; diese wenigen aber verdienen jede Achtung und Verehrung. Indessen besitze ich allerdings ein Geheimnis, womit ich zum guten Teil deine Bitte doch erfüllen kann; es besteht nämlich darin, daß ich dir mit meiner Kunst im Zeitraum von wenigen Stunden ein kleines Frauenbildchen aus einem besonderen Stoffe herstellen kann, das du dann beständig in einem kleinen Büchschen in deinem Beutel bei dir tragen und täglich, sooft du willst, betrachten kannst. Wenn deine Frau dir die eheliche Treue nicht verletzt, so wird dir das Bild immer so schön und farbig erscheinen, wie ich es verfertigt habe, und als käme es eben erst aus der Hand des Malers; dächte sie hingegen daran, ihren Leib einem andern Manne zu ergeben, so wird das Bild blaß; und wenn es zur Ausführung kommt, daß sie wirklich einem andern ein Recht bei sich einräumt, so wird das Bild plötzlich schwarz wie eine verglommene Kohle und stinkt so heftig, daß alle Umstehenden den Gestank auf unverkennbare Weise empfinden; sooft sie in Versuchung geführt wird, nimmt das Bildnis jedesmal eine goldgelbe Farbe an.«
Das wunderbare Geheimmittel stand dem Ritter sehr gut an, und er glaubte daran so fest wie an das wahrste und unzweifelhafteste Ding auf Erden, weil er ganz befangen von dem großen Rufe war, den der Pole und seine Kunst genoß; denn die Chozener wußten davon die unglaublichsten Dinge zu erzählen. Nachdem er mit ihm über den Preis einig geworden war, bekam er das schöne Bild und kehrte damit ganz vergnügt in sein Schloß zurück. Er blieb daselbst noch einige Tage; dann aber beschloß er, an den Hof des glorreichen Königs Matthias zu gehen, und offenbarte seinen Entschluß seiner Frau. Er brachte sodann sein Hauswesen in Ordnung, übergab die Leitung des Ganzen seiner Gemahlin, und nachdem alles gerüstet war, was er zu seiner Reise brauchte, ging er, so schwer und schmerzlich ihm auch die Trennung von seiner Frau war, hinweg und verfügte sich nach Stuhlweißenburg, wo sich dazumal der König Matthias und die Königin Beatrix befanden, von welchen er freudig aufgenommen und gern gesehen wurde.
Er war noch nicht lange am Hofe, so hatte er sich schon allgemein sehr beliebt gemacht. Der König, den er schon früher gekannt hatte, setzte ihm ein anständiges Jahresgehalt aus und bediente sich seiner in vielen Geschäften, die er alle nach dem Willen des Königs ausführte. Alsdann zur Verteidigung eines gewissen Platzes abgesandt, den die Türken unter der Anführung Mustafa Paschas belagerten, führte er diesen Krieg solchergestalt, daß er die Ungläubigen über ihre Landesgrenze zurücktrieb und sich den Ruhm eines wackeren und tapfern Kriegers und klugen Hauptmanns erwarb. Dies erhöhte noch sehr die Gunst und Gnade des Königs, so daß er neben Geld und Geschenken, die er täglich empfing, auch noch ein Schloß mit guten Einkünften zum Lehen erhielt. Der Ritter meinte daher eine sehr gute Wahl getroffen zu haben, indem er sich an den Hof in die Dienste des Königs begeben hatte, und pries Gott dafür, der es ihm eingegeben, in der Hoffnung, es täglich besser zu
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