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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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ringsherum fand. Ich setzte mich, um mich zu trocknen, an das Feuer, ohne irgend jemand zu stören oder lästig zu fallen. Da kam er, und er fing an, mich zu beschimpfen, und ich sollte das Haus verlassen. Ich erwiderte ihm mit guten Worten und bat ihn, mich mich trocknen zu lassen; aber das nützte mir nichts: denn mit einem Degen in der Hand stürzte er auf mich los, um mich zu töten. Ich griff, um nicht zu sterben, nach meinem Degen und wehrte mich gegen ihn, bis ich ihn an die Tür nach der Straße drängte. Durch sie ging er hinaus, um mächtig ausholen zu können und mich zu töten, sowie ich zur Tür hinauskäme. Aber ich schloß mich drinnen ein und sperrte ihn so aus, allein aus Furcht vor dem Tode; und in dieser Todesfurcht bin ich (Gott weiß, wie!) bis heute dageblieben. Wenn er mich verurteilen lassen will, so ist das Unrecht auf seiner Seite: denn ich habe hier nichts zu verlieren und könnte nach Hause gehen; aber ich werde von hier nicht eher fortgehen, bevor ich nicht weiß, warum er mich beleidigt hat; denn meiner Meinung nach fühle ich mich durch ihn beleidigt.«
    Als der Kardinal das gehört hatte, rief er den Domherrn beiseite und sagte zu ihm: »Was willst du tun? Du hast gehört, was er gesagt hat, und du merkst doch, was er für ein Mensch ist. Ich glaube, das beste wäre, wenn ihr Frieden schließen würdet, statt daß du dich mit einem Soldaten herumzankst.«
    Das sah Messer Francesco ein.
    Und ebenso rief der Kardinal Ferrantino beiseite und versöhnte ihn gleichfalls; immerhin hat der Domherr Ferrantino eine gute Zeit lang noch mit bösen Blicken betrachtet.
    So gewann Ferrantino, nachdem er sich getrocknet und drei Tage lang den Bauch vollgeschlagen und mit der Frau des Domherrn seine Lust gehabt hatte, guten Frieden. So möge es jedem Weltkind gehen, das sich die überflüssigen feinen Bissen der Geistlichen aneignet, und so gehe es ihnen immer mit ihren Speisen und Gästen und Weibern, wie es diesem edlen Domherrn ergangen ist!

Die kalbende Kuh
    In einer toskanischen Stadt, die ich aus Schonung so wenig als die Amtleute, von welchen die Rede sein soll, irgend zu bezeichnen gedenke, bestand einst und besteht vielleicht noch ein großes, von Bürgern besetztes Amtsgericht, welches Macht und Auftrag hatte, alle zwischen Bürgern sowohl als Bauern vorfallenden Streitigkeiten zu schlichten und seinen Urteilen Vollzug zu geben. Nun hatten zwei reiche Viehhändler einen Rechtsstreit im Betrage von dreihundert Liren und darüber, welcher vor diesem Amte verhandelt werden sollte, und da derselbe nicht so bald entschieden wurde, als der eine von beiden wünschte, der vielleicht auch fürchtete, es möchte ihm Unrecht geschehen, so gedachte er demjenigen der besagten Amtsrichter, der am meisten gelte und ihm am besten Beistand leisten könne, ein Geschenk zu machen. Als er nun alles wohl überlegt und in Erfahrung gebracht hatte, daß der Richter ein schönes Landgut besitze, das er aber aus Mangel an barem Gelde nicht immer mit dem nötigen Hornvieh zu versehen wisse, so beschloß er, sich ihm anzuvertrauen: ihm einen Besuch zu machen, sich ihm zu empfehlen, damit er ihm die Stange halte und zu seinen Gunsten spreche; ihm auch einen Ochsen zum Geschenk zu machen, deren er eine große Zahl besaß. Gedacht, getan. Der gute Mann ließ sich nicht lange bitten und nahm den Ochsen.
    Der andere, der mit dem Geschenkgeber des Ochsen in Streit lag und hiervon nichts wußte, hatte einen ähnlichen Einfall und dachte bei sich selbst: Der und der ist der einflußreichste Mann beim Gerichte; ich möchte ihm wohl ein Geschenk machen, damit er mein Recht unterstützte. Auch erwog er die häuslichen Umstände des Mannes, wie er so schöne Ställe habe, um Vieh zu halten, und doch aus Mangel am Gelde keins halte, usw. Demzufolge begab er sich zu ihm, empfahl ihm seine Sache, schenkte ihm eine Kuh und sprach: »Ich hoffe, Ihr werdet sie mir zuliebe in Euern Stall stellen«. Der Richter nahm sie an und hatte nun den Ochsen samt der Kuh, ohne daß der eine von dem Geschenk des andern Kunde hatte.
    Einige Tage nachher aber, als die Viehhändler ihren Streit vor dem Gerichte verhandelten und die Sache sich zugunsten des einen zu wenden schien, welcher den Ochsen geschenkt hatte, sagten die Beisitzer zu dem ihrer Gefährten, der der einflußreichste war: »Was dich hierin gutdünkt, dünkt auch uns gut«. Der Richter aber schwieg und sprach kein Wort. Als nun der Viehhändler, der dem verstummenden Richter den

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