Italienische Novellen, Band 1
antwortete: »Messer Francesco aus Narni, der Domherr, wohnt in diesem Hause.«
»Oh«, meinte Ferrantino, »ich bin doch sein bester Freund« (und dabei kannte er ihn überhaupt nicht).
Das Mädchen fuhr fort: »Ei, mach schnell, denn ich bin trotzdem in großer Unruhe.«
»Hab keine Angst«, erwiderte Ferrantino, »denn ich werde bald trocken sein.«
In dem Augenblick kam Messer Francesco nach Hause, und wie er in die Küche ging, um nach dem Essen zu sehen, bemerkte er Ferrantino, der sich trocknete, und sagte: »Was machst du hier? Wer ist der Mann?« Und Ferrantino sagte: »Was ist los? Wie bitte?« Worauf Messer Francesco: »Gott verwünsche dich! Du mußt ein Spitzbube sein, wenn du in die Häuser fremder Leute eindringst. Mach schnell, daß du hinauskommst!« » O Pater reverende «, erwiderte Ferrantino, » patientia vestra , bis ich trocken bin!«
»Wie?« sagte der Domherr, » Pater merdende ?« Ich sage dir, mach, daß du hinauskommst, in deinem Interesse!«
»Ich trockne mich gerade.«
»Ich sage dir, du sollst aus dem Hause gehn; sonst werde ich dich als Dieb anzeigen.«
Und Ferrantino erwiderte: »O Priester Gottes, miserere mei !« und rührte sich nicht.
Als Messer Francesco sah, daß er nicht fortging, ergriff er einen Degen und sprach: »Bei Gott, ich werde schon sehen, ob du mir zum Trotz im Hause bleiben wirst«, und stürzte sich mit dem Degen auf Ferrantino.
Wie er das sah, stand Ferrantino auf, legte die Hand an seinen Degen und sagte: » Non truffemini «, zog seinen Degen aus der Scheide und ging auf den Domherrn los, so daß er ihn ins Zimmer zurückdrängte, und Ferrantino drängte nach, und so befanden sich beide in dem Zimmer und plänkelten miteinander, ohne sich zu berühren.
Als Messer Francesco sah, daß er nicht imstande sei, ihn hinauszujagen, auch nicht, obwohl er zum Degen gegriffen hatte, und wie Ferrantino mit seiner Waffe herumfuchtelte, sagte der Domherr: »Bei Gott, ich werde sofort gehen und dich bei dem Kardinal anklagen.«
Ferrantino erwiderte: »Ich will auch hingehen.«
»Wir wollen beide gehen, wir wollen beide gehen.«
Und so gingen beide die Treppe hinunter, und als sie an der Tür ankamen, sagte Francesco zu Ferrantino: »Geh voran!«
Ferrantino antwortete: »Ich werde nicht vor Euch gehen, der Ihr ein Diener Christi seid.« Und er redete so, daß Messer Francesco zuerst hinausging.
Kaum war dieser draußen, schob Ferrantino die Tür zu und schloß sich innen ein, und als er wieder oben war, warf er so viel Möbel, wie er drinnen finden konnte, die Treppe hinunter, damit die Tür innen gut verrammelt wäre; und so füllte er die ganze Treppe mit Hausrat an, daß zwei Lastträger sie nicht an einem Tage ausgeräumt hätten, und so sicherte er sich, daß die Tür zwar von draußen gerüttelt werden konnte, aber nicht aufgemacht. Als der Domherr sich so ausgesperrt sah, schien es ihm, als sei er in eine üble Lage geraten: denn im Besitz seines gekochten wie des rohen Fleisches sah er einen Menschen, von dem er nicht einmal wußte, wer er war. Und draußen stehend rief er in sehr freundlichem Tone, man möchte ihm doch aufmachen.
Ferrantino trat ans Fenster heran und sprach: »Geh mit Gott in deinem eigenen Interesse!«
»Ach, mach auf«, sagte der Domherr, und Ferrantino entgegnete: »Ja, ich mache auf«, und er machte den Mund auf.
Jener sah, daß sein Besitztum und sein sonstiges Hab und Gut ihm entzogen waren, und daß er noch dazu verspottet wurde; daher ging er zum Kardinal und beklagte sich bei ihm über sein Mißgeschick.
Inzwischen kam die Stunde des Abendessens, und die Gäste des Domherrn stellten sich vor dem Hause ein und klopften an die Tür. Ferrantino trat ans Fenster: »Was wollt ihr?«
»Wir kommen zum Abendessen zu Messer Francesco.«
»Ihr habt euch in der Tür geirrt«, erwiderte Ferrantino, »hier wohnt weder Messer Francesco noch Messer Tedesco.«
Sie standen ein wenig wie auf den Kopf geschlagen da; dann kamen sie wieder und klopften nochmals.
Ferrantino ging wieder ans Fenster: »Ich habe euch doch gesagt, daß er hier nicht wohnt; wie oft soll ich es euch denn sagen? Wenn ihr nicht macht, daß ihr fortgeht, werfe ich euch etwas auf den Kopf, was stinkt, und es wäre besser, wenn ihr nicht wiedergekommen wäret«, und er warf einen Stein an eine gegenüberliegende Tür, um mächtigen Lärm zu machen.
Kurz, die Gäste hielten es für das beste, wegzugehen und zu Hause Abendbrot zu essen, wo sie mit mageren Bissen
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