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Italienische Novellen, Band 1

Italienische Novellen, Band 1

Titel: Italienische Novellen, Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Verschiedene Autoren
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erstes Wort war, daß sie sich nach jenem Weine von neulich erkundigten. Der Knecht sagte: »Der ist besser als je.«
    Da stärkten sie sich hier denn auch das zweitemal nicht weniger als zuvor und wichen nicht eher von der Stelle, als bis unter redlichem Beistand anderer Zechbrüder der Wein auf die Neige und der Boden des Fasses zum Vorschein gekommen war. Voll Kummer darüber zogen sie von dannen und gelangten zu denen, die sie abgeschickt hatten. Die Lügen, die sie ersonnen hatten, behielten sie viel besser im Gedächtnis, als vorher die Wahrheit. Sie sagten, sie hätten vor dem Bischof eine so schöne Standrede gehalten, und taten, als wäre der eine ein Cicero, der andere ein Quintilian gewesen. Dadurch ernteten sie großes Lob ein und wurden auch späterhin mit andern Ämtern betraut, denn sie waren mehrmals Rechnungsrevisoren oder Güterverwalter.
    Wie oft geschieht es doch in der Welt, und nicht nur bei erbärmlichen Geschöpfen, wie diese waren, sondern bei weit größeren als sie, daß solche ohne weiteres als Botschafter verwendet werden, während sie doch mit den Ereignissen so wenig vertraut sind als der Sultan mit Frankreich! Dann versichern sie mündlich und schriftlich, sie haben Tag und Nacht nicht geruht, sondern immer mit größtem Eifer den Geschäften obgelegen, und alles ist ihr Machwerk, was sie gut heißen und wobei sie anwesend sind, während sie doch oft nicht mehr Bewußtsein dazu bringen als ein Klotz. Dafür werden sie aber von ihren Absendern gepriesen und mit den größten Ämtern und andern Belohnungen überhäuft, weil sie von der Wahrheit abgehen, zumal in Fällen, wo sie sehen, daß ihnen ein Vorteil daraus erwächst, wenn man ihnen Glauben schenkt.

Der ausgesperrte Domherr
    Als der Kardinal del Fiesco im Auftrage der Kirche in Todi war, brachte er Soldaten mit, unter denen einer mit Namen Ferrantino degli Argenti aus Spoleto war, den der Schreiber dieser Zeilen und viele andere ungefähr um das Jahr 1390 als Vollstreckungsbeamten von Florenz sahen, wo er sich dadurch auszeichnete, daß er ein Pferd ritt, dessen Kreuzgurte so übermäßig groß waren, daß ihre Lederriemen gut und gern eine Viertelarmlänge breit waren.
    Nachdem eine Burg im Gebiet von Todi von einem Edelmann aus der Gegend genommen worden war, mußten alle Soldaten des Kardinals dorthin reiten; unter ihnen befand sich besagter Ferrantino. In der Gegend der Burg richteten sie so viel Schaden wie möglich an, ohne sie jedoch wiederzuerobern, und wie sie nach Todi zurückkehrten, setzte ein mächtiger Regenguß ein, der alle bis auf die Haut durchnäßte, und Ferrantino wurde noch mehr durchnäßt als irgendein anderer, weil seine Kleidungsstücke aus irischer Serge zu sein schienen, denn so abgetragen waren sie.
    So durchnäßt zog er in Todi ein und stieg vor einem Häuschen ab, das er gemietet hatte, und sagte seinem kleinen Pagen, er solle die Pferde in den Stall bringen. Er selbst suchte im ganzen Haus herum, ob er Feuer oder Holz zum Feuermachen finden würde; aber er fand nichts, weil er ja nur ein armer Schildknappe war und sein Haus nur eine Armeleutewohnung.
    Als er dies merkte und sah, wie er ganz durchnäßt und erfroren war, sagte er: »So kann ich nicht bleiben.« Schnell ging er hinaus, und von Tür zu Tür steckte er seinen Kopf hinein und stieg die Treppen hinauf und suchte in den anderen Häusern, ob er irgendwo ein Feuer fände, wo er sich einnisten könnte, um sich zu trocknen. Wie er so von Haus zu Haus ging, kam er zufällig an eine Tür: hier trat er ein, ging hinauf und fand in der Küche ein mächtiges Feuer mit zwei vollen Kochtöpfen und einem Bratspieß mit Kapaunen und Rebhühnern, den ein recht anmutiges junges Mädchen umdrehte. Sie stammte aus Perugia und hieß Caterina.
    Wie sie Ferrantino so plötzlich in ihre Küche kommen sah, wurde sie fast ohnmächtig und fragte: »Was willst du?«
    Und er sagte: »Ich komme grade aus dem und dem Orte und bin ganz durchnäßt, wie du siehst. In meinem Haus ist kein Feuer, und ich kann nicht länger warten, sonst sterbe ich. Daher bitte ich dich, laß mich mich trocknen, und dann werde ich wieder weggehen.«
    »Trockne dich schnell«, erwiderte das Mädchen, »und geh mit Gott: denn wenn Messer Francesco, der eine große Gesellschaft zum Abendessen bei sich hat, zurückkommt, würde er nicht einverstanden sein und würde mich tüchtig prügeln.«
    »Ich will es tun«, sagte Ferrantino; »aber wer ist denn dieser Messer Francesco?«
    Sie

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